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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe — Denkmalpflege

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NEKROLOGE

Der besonders durch seine Fächermalereien bekannte
englische Maler Charles Conder ist Anfang Februar ge-
storben. Er war 1870 in London geboren, verbrachte seine
Kindheit in Indien und kam mit 16 Jahren nach Australien
als trigonometrischer Landaufseher. Als er im Alter von
20 Jahren ein Bild gemalt hatte, das das Gouvernement
von Neu-Süd-Wales ankaufte, erhielt er von einem Ver-
wandten die Mittel, sich weiter auszubilden. Seine Aus-
stellungen in Paris und London machten ihn bald bekannt.
Sein Talent hatte Eigenheiten der künstlerischen Epoche
des 18. Jahrhunderts, seine Kunst kommt der von Watteau
und Debucourt sehr nahe. In der »Zeitschrift für bildende
Kunst« N. F. XIX hat Frank W. Gibson ihn gewürdigt.
Ein hauptsächlich von der letzten Ausstellung in Venedig
her bekanntes Gemälde »Die junge Gärtnerin« ist im Jahr-
gang 1908 der »Meister der Farbe« reproduziert, es zeigt
seine künstlerische Eigenart in reifster Blüte.

Emil von Foerster, der Erbauer des Wiener Ring-
theaters und vieler moderner Palais in Wien, ist gestorben.
Das 1873 errichtete Ringtheater brannte 1881 völlig nieder.

PERSONALIEN
X Dem Kunsthistoriker Dr. Hans Mackowsky in
Berlin ist auf Antrag der Königlichen Akademie der Künste
in Berlin der Professortitel verliehen worden. Es kommt
darin die wohlverdiente Anerkennung für die überaus wert-
volle stille Forscherarbeit am Leben und Werke Schadows
zum Ausdruck, die Mackowsky seit Jahren betreibt und von
der er die Akademie bei der Vorbereitung und Fertig-
stellung der Schadow-Ausstellung hat profitieren lassen.

WETTBEWERBE

Ein Bebauungsplan für die Vorstadt Dresden-
Plauen wird unter den im Deutschen Reiche wohnenden
Architekten und Ingenieuren ausgeschrieben. Es sind drei
Preise von 3500, 2500 und 1500 Mark ausgesetzt. Fünf
weitere Entwürfe können zum Preise von je 500 Mark an-
gekauft werden. Einlieferung bis zum 15. Juni d. J.

Ein Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für
die Errichtung der neuen Schloßteichbrücke in Königs-
berg wird vom dortigen Magistrat für deutsche, in Deutsch-
land ansässige Architekten ausgeschrieben. Es sind drei
Preise, 6000, 4000 und 2000 Mark, ausgesetzt.

Die Stadtverwaltung in Barcelona hat auf das erste
Preisausschreiben für die Herstellung eines Plakats zur
Reklame für Barcelona als Winteraufenthalt keinen der
eingereichten Entwürfe mit einem Preise ausgezeichnet und
daher beschlossen, einen zweiten internationalen Wett-
bewerb zu veranstalten. Ein einziger Preis von 5000
Peseten wird verliehen. Es kann auch erklärt werden,
daß keines der Plakate den Anforderungen entspricht.

Für den Neubau eines Realgymnasiums in Tempel-
hof bei Berlin wird vom Gemeindevorstand ein Preis-
ausschreiben unter den reichsdeutschen Architekten er-
lassen. Einlieferungstermin ist der 15. Mai dieses Jahres.
Die Preise betragen 2500, 1500 und 100 Mark.

DENKMALPFLEGE
Am 17. Dezember v. J. hat in dem Verwaltungsgebäude
der Rheinischen Denkmalpflege in Bonn unter dem
Vorsitz des Oberpräsidenten Dr. Freiherrn von Schorlemer
eine Beratung stattgefunden, die sich ausführlich mit den
einleitenden Maßnahmen zu einer Hebung der Bauweise
in Stadt und Land beschäftigt hat. Außer den Behörden
waren namentlich auch die an dieser Frage interessierten
Korporationen und Vereine vertreten; die Einladungen und
die Vorbereitung der Sitzung, zu der eine kleine Ausstellung
von mustergültigen älteren und modernen bürgerlichen und

bäuerlichen Bauten veranstaltet war, hatte der Rheinische
Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz besorgt. Der
Vorsitzende eröffnete die Sitzung mit einer kurzen Ansprache,
in der er namentlich betonte, daß in dem Kampfe gegen
die Verunstaltung des Ortsbildes und der Landschaft eine
wirksame Heilung der Schäden nur aus hingebender Mit-
arbeit aller beteiligten und interessierten Kreise hervorgehen
könne, nicht im Wege des Bureaukratismus und der Polizei-
maßnahmen.

In den Einleitungsworten des Vorsitzenden des Rhei-
nischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz,
Regierungspräsidenten a. D. zur Nedden-Coblenz, wurde
auf die allgemein empfundenen schweren Schädigungen
rheinischer Landschafts- und Ortsbilder aus den letzten
Jahrzehnten hingewiesen, gleichzeitig aber auch betont,
daß die neuerdings so stark gewachsene Heimatschutz-
bewegung energische Maßnahmen garantiere und daß nun
auch das Gesetz vom 15. Juli 1907 gegen die Verunstaltung
von Landschaft und Ortsbild die rechtliche Grundlage zu
energischer Aktion gebe; im übrigen solle es sich hier um
eine eingehende Besprechung der zu ergreifenden Maß-
nahmen handeln, deren Resultat in einer ausführlichen Denk-
schrift niedergelegt werden solle.

Die Reihe der sorgfältig vorbereiteten Referate eröffnete
Professor Frentzen-Aachen mit einer Erläuterung der wesent-
lichen Ursachen des Verfalls ländlicher Bauart in der Rhein-
provinz. — Das Korreferat des Direktors der Düsseldorfer
Kunstgewerbeschule, Professor Kreis, erörterte dazu die
Notwendigkeit einer eindringenden Kenntnis älterer heimi-
scher Bauweise.

Bei der Besprechung des Wertes der überlieferten
heimischen Architektur für die heutige Bauweise wies zu-
nächst der Provinzialkonservator der Rheinprovinz, Professor
Dr. Clemen-Bonn auf den reichen Besitz der Rheinlande
an guten einheitlichen Bauten aus der zweiten Hälfte des
18. und aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts hin, dem
so viele rheinische Orte ihren malerischen Reiz verdanken.
Die Sammlung und praktische Verwertung dieser Motive
sei ein wirksames Mittel, dessen unverständiger und schäd-
licher Anwendung man durch Zusammenstellung mit guten
modernen Beispielen leicht begegnen könne. Regierungs-
und Baurat von Behr-Trier betonte in einem Korreferat die
Notwendigkeit individuellen Weiterschaffens auf Grund
dieser heimischen Vorbilder, des Anpassens aller Neubauten
an das Ortsbild und namentlich auch einer sorgfältigen
Verwendung der ortsüblichen Baumaterialien.

Der Bericht des Landrats Dr. Reumont-Erkelenz befaßte
sich vornehmlich mit der praktischen Frage, inwieweit die
beteiligten Behörden auf der Grundlage des Gesetzes gegen
die Verunstaltung von Ortsbild und Landschaft eine ge-
deihliche Wirksamkeit entfalten können. Regierungs-Assessor
Freiherr von Wilmowski-Bonn behandelte hauptsächlich die
drei Fragen: Preisausschreiben, Ortsstatute und Beratungs-
stellen.

Die beiden letzten Berichte behandelten die sehr wich-
tige Frage der Heranbildung geeigneter Bauleute und Hand-
werker.

An die Vorträge schloß sich eine längere Diskussion.

Im Schlußworte stellte der Vorsitzende den Beschluß
der Konferenz fest, daß der Rheinische Verein für Denk-
malpflege und Heimatschutz auf Grund der Referate und
der Diskussion nun die Vorbereitung für eine allgemeine
größere Versammlung treffen sollte. Es steht zu erwarten,
daß mit dieser Tagung die Heimatschutzbewegung nun
auch in der Rheinprovinz durch den Zusammenschluß der
verschiedensten Kreise und durch die Abgrenzung der
nächsten und wesentlichen Ziele in die richtigen Bahnen
gelenkt ist.
 
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