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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0149

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281

Sammlungen

282

Jahren darstellen. Die Oberleitung hat der Direktor des
Berliner Kunstgewerbemuseums, Prof. Dr. O. von Falcke,
übernommen. Die Berliner und die Meißner königlichen
Manufakturen gedenken sich in großem Umfang zu be-
teiligen.

Weimar. Im Kunstsalon Hirschwald sind gegenwärtig
gute Arbeiten verschiedener auswärtiger und einheimischer
Künstler ausgestellt. Es ist dies um so mehr anzuerkennen,
als die permanenten Ausstellungen hier leider neben Gutem
zu viel Minderwertiges durchlassen. Der neue Salon sucht
möglichst Werke einzelner Künstler oder Kunstgewerbler
zur Ausstellung zu bringen. Dadurch wird dem Beschauer
Gelegenheit gegeben, sich eingehender mit dem Wesen
und Wollen eines Künstlers zu beschäftigen, dessen Werke
in innerer Beziehung zueinander stehen. Albert Haueisen
(Jockgrim) ist ein Kolorist von Kraft und Können. Er
schwelgt in den Farben eines »Geburtstagstisches« mit
Blumen und Früchten, oder in Stilleben wie Tomaten und
Trauben, Brot und Pfirsiche. Das beste Stück ist sein
großes Atelier-Stilleben (Nr. 7 im Katalog), wo die voll-
kommene Treffsicherheit der Töne von Pinseln und Paletten,
Töpfen und Tellern, in dem auf lichtbraun gestimmten
Grundakkord zu einer Ruhestimmung zusammenklingen,
welche an die stofflichen Lokaltöne eines Holbein (z. B. in
der National Gallery in London) erinnern, nur daß die
Pinselführung und der Farbenauftrag durch Jahrhunderte
geschieden sind. Was bei Holbein dünn und durchsichtig
ist, erscheint bei dem Modernen fest und undurchsichtig.
Anerkennenswert ist die Energie und Technik seines Selbst-
bildnisses (Nr. 25), wo die Fleischtöne mit dem Hut, Rock
und Schlips in grüne Schatten hinüberspielen. Noch solider,
vielleicht früheren Datums, erscheint das Mädchenbildnis
(Nr. 24) mit einer Behandlung voll warmer Hingabe. So-
bald Haueisen landschaftert, treten seine Schwächen hervor,
wie bei dem »Rheinfall« oder »Vorfrühling«, wo beidemal
eine gewisse Oberflächlichkeit über die Schwierigkeiten
hinwegzutäuschen sucht. — Im Museum am Karlsplatz
haben die Brüder von Cranach Ausstellungen veranstaltet;
Prof. Wilhelm Lukas von Cranach und Schloßhauptmann
von Cranach auf der Wartburg. Letzterer ist mit inter-
essanten Photographien nach einem neuen Verfahren farbiger
Films aus Lyon, nebst Wartburg-Aufnahmen, ersterer mit
ausgeführten Schmuckgegenständen nach eigenen Entwürfen
vertreten. Schölermann.

X In Berlin fand Anfang März einige Tage hindurch
eine kleine Schiller-Ausstellung statt. Sie enthielt ein
Schiller - Zimmer, dessen Inhalt dem Schillermuseum in
Marbach zugedacht ist und in kurzem dorthin abgesandt
werden soll. Darin befanden sich neben Möbeln aus
Schillers Besitz und anderen Reliquien eine große Zahl
von Schillerbildnissen und von Bildern und Gegenständen
zur Erinnerung an den Dichter, an seinen Kreis und seine
Zeit, vor allem auch Bilder und Druckschriften zur Dar-
stellung der Beziehungen zwischen Schiller und Berlin zu
seinen Lebzeiten und nach seinem Tode, insbesondere
Erinnerungen an Schillers Besuch in Berlin 1804, an die
Schillerfeier von 1859 und die Denkmalsenthüllung 1871.

Die Deutsche Kunstausstellung in New York ist
am 22. Februar geschlossen worden. Sie war von über
100000 Personen besucht worden. Sie gelangt zunächst
nach Boston.

SAMMLUNGEN
Köln. Für das Wallraf-Richartz-Museum ist das
Gemälde »Brandung« von Ludwig von Hof mann erworben
worden, seit Aldenhovens Tode wohl die wertvollste Be-
reicherung der modernen Abteilung. In diese ist ein neuer

frischer Geist eingezogen, der für die Zukunft allerlei ver-
spricht. Die Erwerbung einer malerischen Schöpfung von
A. Schinnerer, dem Radierer des Tobias-Zyklus, ist sogar
ein besonders glücklicher Griff — war man doch von
altersher gewöhnt, Köln nachhinken, nicht anführen zu
sehen. Ein »Bergfest« ist auf dem überraschend frei und
hellfarbig behandelten Bilde dargestellt, augenscheinlich
ein süddeutsches Motiv, alles erfüllt von wimmelndem
Leben und einer Heiterkeit, die sich dem Beschauer mit-
teilt. Wie dieses Gemälde kamen auch des Düsseldorfers
Max Stern »Kinderwärterinnen«, ein an Liebermann er-
innerndes sonniges Parkbild, als Geschenk an die Galerie.
Von sonstigen Neuerwerbungen seien erwähnt eine»Lachende
Köchin« Gotthard Kuehls, von koloristischer Durchschlags-
kraft, zwei Gemälde des mit Unrecht wenig beachteten
Düsseldorfers Ernst te Peerdt, ein interessantes Freilichtbild
aus dem Jahre 1873 und eine feintönige Winterlandschaft
von 1907, ferner eine großstilisierte Landschaft von Julius
Bretz, der zu den jungen, in der Galerie so gut wie gar
nicht vertretenen Düsseldorfern gehört. o

Magdeburg. Von den Neuerwerbungen des Kaiser-
Friedrich-Museums in Magdeburg sind museumstechnisch
besonders interessant Möbel aus der Zeit um 1880, für die
ein besonderer Raum bestimmt ist. Im Untergeschoß des
Museums wurde die Entwickelung des Kunstgewerbes in
einer Reihe stilistisch geschlossener Räume dargestellt.
Man wird von der Spätgotik durch alle wichtigen Epochen
der Wohnkultur bis zur modernen Raumkunst geleitet, die
durch ein Zimmer von Albin Müller würdig repräsentiert
wird. Diese geradezu vorbildlich zu nennende Organisation
einer kunstgewerblichen Sammlung hat vor der systemati-
schen Vorführung der einzelnen Gewerbezweige den Vor-
teil, daß der Besucher ein überaus lebensvolles und viel-
seitiges Bild der hervorragenden Kulturabschnitte erhält und
nicht nur zur Erkenntnis der Zusammenhänge aller Kunst-
äußerungen untereinander, ihrer Beziehungen und Einflüsse
in einer Epoche geleitet wird, sondern auch zum Verständnis
der Entwickelung der Formen, und was vielleicht am wich-
tigsten ist, zum Verständnis der Zusammenhänge aller Kultur-
äußerungen unter sich. Kunst an sich gibt es hier nicht:
ihre Formen erscheinen als lebendiges Gewächs und als
Ausdruck der Lebensformen ihrer Zeit. In Magdeburg ist
mithin in erster Linie nicht für das Bedürfnis der Kunst-
historiker, sondern des Volkes gesorgt; es ist der reine Typus
der — u. a. von Hildebrand und jüngst von Seydlitz ge-
forderten — Schausammlung, allerdings ohne Beimischung
von Studiensammlungen, für welche ein städtisches Museum
auch schlechterdings nicht die Mittel aufbringen kann. Nun
klaffte aber zwischen der Biedermeier- und der modernen
Kunst eine Lücke, die nach der heute herrschenden An-
sicht auch wirklich eine Lücke, ein Vakuum im Kunst-
gewerbe bedeutet, die also ein Museum nicht weiter zu
beachten brauchte. Allein man war schon bei der Anlage
der Räumlichkeiten im Neubau von der Erwägung aus-
gegangen, daß auch diese jetzig verschmähte Zeit in einer
lückenlosen Entwickelungsfolge ihren Platz beanspruche;
die augenblickliche Antipathie dürfte eine objektive Wertung
der Gegenstände nicht trüben, die als Ausdruck der Zeit-
gesinnung einen kulturhistorischen Wert besitzen. Und so
wird nur der eine Saal zwischen Biedermeier- und modernem
Raum mit den Möbeln und Geräten in imitierter Renaissance
angefüllt, die wir als »Unser Väter Werk« zurGenüge kennen,
und die just in diesem Moment im Landesgewerbe-Museum
zu Stuttgart in die große Sammlung der Gegenbeispiele
hinüberwandern. Sie machen auch im Kaiser-Friedrich-
Museum keinen wesentlich anderen Eindruck. Die Folge-
zeit wird ja beweisen, ob dieser erste prinzipielle Versuch,
der jüngsten Vergangenheit objektive Gerechtigkeit entgegen-
 
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