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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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Schapire, Rosa: Neuerwerbungen der Hamburger Kunsthalle
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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0209

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig, Querstraße 13

Neue Folge, XX. Jahrgang 1908/1009 Nr. 25. 7. Mai.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur »Zeitschrift für bildende Kunst« und zum »Kunstgewerbeblatt« monatlich dreimal, in den Sommer-
monaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfaßt 33 Nummern. Die Abonnenten der »Zeitschrift für bildende
Kunst« erhalten die Kunstchrouik kostenfrei. — Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und
Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E.A.Seemann, Leipzig, Querstraße 13. Anzeigen 30 Pf. für
die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse usw. an.

NEUERWERBUNGEN
DER HAMBURGER KUNSTHALLE

Seit Ostersonntag sind die neuen Erwerbungen der
Kunsthalle öffentlich ausgestellt. Die Neuanschaffungen
und Geschenke seit Januar 1907 sind zur geschlossenen
Gruppe vereinigt und umfassen einige sechzig Bilder.
In der räumlich beschränkten Kunsthalle hängen sie
unter sehr ungünstigen Bedingungen provisorisch im
Treppen hause.

Die bedeutendsten Werke unter den neuen Bildern
sind Leibis schönes Porträt der Gräfin Rosika Treu-
berg, das auf der Berliner Secession 1908 ausgestellt
war, und Marees' Bildnis des Bildhauers Knoll, das in
den sechziger Jahren entstanden ist. Es war gleichfalls
kürzlich auf der Marees-Ausstellung in Berlin (Nr. 47
des Marees-Kataloges) zu sehen und nimmt unter seinen
Porträts eine hervorragende Stelle ein. Während Leibi
in der Kunsthalle bereits gut vertreten ist (Tante des
Künstlers; Drei Frauen in der Kirche; Kopf eines
Wildschützen; Inntaler Bäuerin) ist mit Marees kaum
ein Anfang gemacht. Zu dem farbig sehr reizvollen
Entwurf zum Bad der Diana von i863 (Nr. 40 des
Kataloges) und dem Bildnis des Malers Niemann aus
dem gleichen Jahre (Nr. 43), einem wenig selbständig
erfaßten Bildnis, das noch in der Schultradition steckt,
gesellt sich als interessantes Gegenstück das Bildnis
des Bildhauers Knoll, mit einer großen Ökonomie der
Mittel gemacht, das Marees schon auf eigenen Wegen
zeigt.

Das Stilleben wird in Hamburg besonders gepflegt.
Die Sammlung wurde durch einige neue schöne Exem-
plare bereichert: ein Fischstück von van Beyeren, der
auf außerholländischem Boden verhältnismäßig wenig
vertreten ist. In seinen reizvollen rosa-grauen Tönen
für den Meister sehr charakteristisch. Zu den neueren
Meistern leitet über ein Blumenstück von Fantin-Latour
und ein Stilleben von Thoma: Wiesenblumen in Gläsern.
Ein sehr schönes Frühbild; die Farbenskala steigt von
einem hellen Bräunlich-Rosa bis in ein dunkles Braunrot,
dazwischen gelbe und hellblaue Farbentupfen (Hahnen-
fuß und Vergißmeinnicht), die Silhouette interessant
und bewegt. Ein flockig behandeltes Fruchtstück von
Trübner mit großen malerischen Qualitäten zeigt ihn
von Schuch abhängig. Rote, gelbe und grüne Äpfel
auf Zinntellern, ein Zinnkrug auf weißer Tischdecke
gegen grauen Hintergrund. Motiv und Behandlung

beweisen den Zusammenhang. Dazu gesellen sich
Blumenstücke von Hamburger Malern: Ernst Eitner
und W. Wulff.

Abgesehen von Thoma, Trübner und Steinhausen,
von dem eine größere Landschaft und sechs kleinere
Studien angekauft wurden, sind unter den Neu-
erwerbungen von lebenden Malern nur die Werke
Hamburger Künstler berücksichtigt. Zu den Ham-
burgern zählen auch Graf v. Kalckreuth (Bildnis des
Präsidenten Sieveking) und W. Wulff (das bereits er-
wähnte Stilleben und eine Landschaft »Vor den Eck-
fenstern«), die seit kurzem in der Nähe Hamburgs
leben. Ihre Kompositionen, denen sich Bildnisse von
Ernst Eitner (Professor Metz) und Ahlers-Hestermann
(Gustav Falke) anreihen, sowie Landschaften von
Oderich, Schildt, Rotte, gehören zu der seit Jahren
gepflegten Sammlung von Bildern aas Hamburg.
»Diese Werke hamburgischer Künstler werden«, wie
es in einem von der Leitung der Kunsthalle verfaßten
oder inspirierten Artikel im Hamburgischen Korre-
spondenten (vom 11. April 1909) heißt, »wie in den
früheren Fällen dem Besitz der Kunsthalle unter dem
Vorbehalt eingereiht, daß sie unter Umständen später
durch andere Werke derselben Künstler ersetzt oder
zur Ausschmückung der Empfangs- und Sitzungs-
zimmer in hamburgischen Staatsgebäuden verwendet
werden.« Angesichts der Qualität einzelner Bilder
scheint dieser vorsichtige Vorbehalt nur allzu gerecht-
fertigt.

Um mehrere Bilder wurde die Sammlung zur
Geschichte der Malerei in Hamburg bereichert. Ge-
nannt seien aus dem 17. Jahrhundert ein kleines See-
stück von Stuhr (Mittelmeerküste), aus dem 18 zwei
Historienbilder aus der Ilias von Johann Heinrich
Tischbein und ein kleines Herrenporträt von Ludwig
Eckhard, dem Verfasser der »Hamburgischen Künstler-
nachrichten«. Qualitativ und quantitativ besser ist das
19.'Jahrhundert vertreten. Otto Speckters »Weide vor
dem Dammtor« 1856 beansprucht mehr als nur lokal-
geschichtliches Interesse. Von seinem Sohne Hans
Speckter sind zwei neue Bilder erworben: »Galerie
des Hamburger Stadttheaters« und »Korridor mit dem
Mmn, der sich die Pfeife anzündet«. Ein kräftiger
Zusammenklang in rot und gelb. Ferner eines der
Hauptwerke von Hermann Kauffmann »Stürzende
Buche«. Sehr viel Reiz haben zwei kleine Land-
 
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