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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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Zur Frage der Wiederbesetzung der Stelle des zweiten Direktors am germanischen Museum in Nürnberg
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0229

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441

Personalien — Weitbewerbe — Denkmalpflege — Denkmäler — Ausgrabungen

442

tungsausschuß des Museums seit der Erledigung der Stelle
keine Sitzung hatte, sondern, wie alljährlich, erst nach
Pfingsten zu seiner ordentlichen Jahreskonferenz zusammen-
treten wird. 'Im übrigen kommt es wohl nicht darauf an,
ob der erste Direktor einen zweiten Direktor wünscht,
sondern ob die Anstalt einen solchen braucht. Das letztere
hat der Redakteur des »Cicerone« bestritten. Meine Ein-
wendungen gegen seine Begründung hat er in einer im
gleichen Heft des »Cicerone« erschienenen Entgegnung
dadurch zu diskreditieren versucht, daß er mir die Ten-
denz unterstellt, im persönlichen Interesse, also zugunsten
einer bestimmten Persönlichkeit, der Wiederbesetzung der
Stelle das Wort geredet zu haben. Gegen diese Unter-
stellung, für die Herr Dr. Uhde-Bernays den Beweis
schuldig geblieben ist, lege ich Verwahrung ein. Mir
ist es nicht um irgend eine Persönlichkeit zu tun, sondern
nur um die Sache. Im übrigen überlasse ich es ruhig
dem Urteil des kundigen Lesers, ob meine historische
Darstellung einseitig war oder nicht. Ich habe nach-
gewiesen, daß die Einrichtung des zweiten Direktors am
Germanischen Museum seit seiner Gründung in den
Satzungen vorgeschrieben war, und daß nur zweimal wäh-
rend der 57 Jahre des Bestehens des Museums der Ver-
such gemacht wurde, die Stelle unbesetzt zu lassen, ein
Versuch, der beide Male nach kurzer Zeit als undurchführ-
bar wieder aufgegeben werden mußte. Wer freilich die
nationale Anstalt, diese Stiftung des ganzen deutschen
Volkes, auf das Niveau eines nordbayerischen Provinzial-
museums herabdrücken möchte, der hat offenbar kein Ver-
ständnis für ihr Wesen und ihre wahre Bedeutung, der
scheint nicht zu wissen, daß nicht der bayerische Staat,
sondern das deutsche Volk die Mittel hergibt zu seiner
Erhaltung und seinem weiteren Ausbau, der scheint auch
nichts zu wissen von dem begeisterten Anteil, welchen das
ganze deutsche Volk durch Vertreter aller Stämme und
Stände, seinen Kaiser und seine Fürsten an der Spitze, vor
sieben Jahren an der Feier des fünfzigjährigen Bestehens
des Germanischen Museums genommen hat.

Nürnberg. Freiherr von KRESS,

Mitglied des Verwattungsausschusses des Germanischen Museums.

PERSONALIEN

Ulrich Thieme und Felix Becker in Leipzig, die
beiden Herausgeber des großen Künstler-Lexikons, sind
durch den Titel Professor ausgezeichnet worden.

Professor Fritz Schumacher von der Technischen
Hochschule in Dresden ist zum Baudirektor für Hochbau
in Hamburg gewählt worden; er wird das neue Amt am
1. Januar 1910 übernehmen. Im Hamburg harren seiner
zahlreiche wichtige Aufgaben.

Der Verband der Kunstfreunde in den Ländern am
Rhein wählte Oberst von Heyl aus Darmstadt zum ersten
Vorsitzenden.

WETTBEWERBE

Für eine Gemäldegalerie zu Reichenberg in Böh-
men wird ein Preisausschreiben vom dortigen Bürger-
meister für deutsch-österreichische Architekten erlassen,
die in Osterreich ihren Wohnsitz haben oder sich vorüber-
gehend im Auslande aufhalten. Einlieferung der Entwürfe
bis 7. August. Die Bausumme beträgt 250000 Kronen,
die drei Preise 2000, 1500 und 1000 Kronen.

Bei einem engeren Wettbewerb um eine Synagoge
in Görlitz haben unter zehn eingereichten Arbeiten Lossow
und Viehweger in Dresden die beiden ersten Preise von
1500 und 1000 M., Cremer und Wolffenstein in Berlin den
dritten Preis von 700 Mark gewonnen. Als Bausumme
stehen 250000 Mark zur Verfügung.

Für die Bebauung der Rudolf von Bennigsen-
straße in Hannover wird ein Wettbewerb unter den
im Deutschen Reiche ansässigen Architekten zum 1. De-
zember d. J. erlassen. Es sind Preise von 5000, 4000, 3000
und zwei von je 1500 M. ausgesetzt.

Ein Ideenwettbewerb zu einem neuen Geschäfts-
hause für die Oldenburgische Spar- und Leihbank
wird ausgeschrieben. Die Preise betragen 5000, 3000
und iooo M. Außerdem können vier Entwürfe für je
500 M. angekauft werden. Die Frist läuft bis 31. Juli d.J.

Für die Gestaltung des Marktplatzes zu Herne i. W.
und das an ihm zu errichtende Rathaus veranstaltet der
dortige Magistrat einen Skizzenwettbewerb. Einlieferung
bis 15. Juli. Zur Verteilung kommen je ein Preis von 1200
und 800 Mk. und zwei Preise von je 500 Mk. Dem Preis-
gerichtgehören Gabriel v. Seidl-München, Schultze-Naumburg
in Saaleck und Regierungsbaumeister Moritz in Köln an.

DENKMALPFLEGE
Der hessische Denkmalsrat hat bezüglich der Er-
haltung von Bildwerken (Muttergottes-, Heiligen- und
Standbildern) angeordnet, daß die Beseitigung dieser Stand-
bilder, die in der Regel als »Baudenkmäler« im Sinne des
Gesetzes anzusehen sind, nur nach behördlicher Geneh-
migung stattfinden kann. Es soll hierdurch namentlich der
Verschleppung von wirklichen Kunstwerken nach auswärts
vorgebeugt werden. Das Großherzogtum Hessen ist außer-
ordentlich reich an solchen Standbildern.

DENKMÄLER

Das Virchow-Denkmal auf dem Karlsplatze in Berlin
wird der Berl. Klin. Wchschr. zufolge die Inschrift erhalten:
»Dem großen Forscher seine Freunde und Schüler — ihrem
Ehrenbürger die Stadt Berlin«. Ferner hat Klimsch jetzt
für das Reliefbildnis Virchows statt der ursprünglich ge-
planten vergoldeten Bronze die Ausführung in gelblichem
Marmor in Aussicht genommen.

Ein Denkmal für den tirolischen Dichter und Gelehrten
Adolf Pichler ist in Innsbruck enthüllt worden. Auf
einem steinernen Sockel ist die Gestalt Pichlers in Über-
lebensgröße mit überraschender, packender Lebenswahrheit
dargestellt. Es ist eine Schöpfung von Edmund Klotz in
Wien.

Ein Denkmal für den bekannten Märchendichter
Ludwig Bechstein ist am 14. Mai in Meiningen im Eng-
lischen Garten enthüllt worden. Es stellt einen Märchen-
brunnen dar und ist eine Schöpfung von Prof. Robert Diez
in Dresden.

AUSGRABUNGEN
Fortsetzung der Ausgrabungen in Pagasai. In

Pagasai, in Nordgriechenland, wo vor mehr als einem
Jahre die Aufsehen erregenden Funde von in Mauern und
Türme eingebauten bemalten Stelen von größerem Kunst-
wert und mit ausgezeichnet erhaltenen Farben gemacht
wurden, sind bei der Fortsetzung der Ausgrabungen durch
Arvanitopulos weitere fünf Türme aus der Zeit von 50 v. Chr.
entdeckt worden, zu deren Bau Grabstelen aus einem an-
liegenden älteren Begräbnisplatz benützt wurden. — Auf
diese Weise sind noch eine weitere Anzahl, bemalter Stelen
ans Licht gekommen, die den Vergleich mit den im Vor-
jahre entdeckten durchaus aushalten. Auch stieß man auf
die Reste einer großen ca. 55 m langen Stoa aus dem
4 —3. Jahrhundert v. Chr. — Die Mauern dieses Gebäudes
hatten eine dünne Gipslage, die Malereien getragen zu
haben scheint Nächst der Stoa geriet man auf das Fun-
dament eines Tempels, dem sich die Agora der Stadt an-
geschlossen haben wird. Die Ausdehnung und die Dicke
 
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