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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0237

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457

Nekrologe — Personalien —

Denkmäler — Ausgrabungen

458

Blätter. Da dieser Schatz moderner Kunst infolge der
geringen Auflage der ersten Ausgabe nur wenigen glück-
lichen Besitzern zugänglich war, haben sich Verlag und
Künstler entschlossen, eine zweite, billigere Ausgabe zu
veranstalten, die nun vor kurzem erschienen und dafür be-
stimmt ist, in die breiteren Schichten der Kunstfreunde zu
dringen. — Wie so manches andere, so hat die Lithographie
vor den anderen graphischen Künsten auch das voraus,
daß sich die Steine durch den Druck nicht in dem Maße
abnutzen, wie die Metallplatten, oder gar die Holzstöcke.
Und so hat man bei zwei Ausgaben von Lithographien
nicht das zu fürchten, was den Sammler die späteren
Drucke der Radierungen usw. so peinlich meiden läßt:
die geringere Qualität der Abzüge. In der Tat steht die
zweite Ausgabe der Ilias an künstlerischem Wert der ersten
nicht nach. Der Unterschied besteht lediglich in der Aus-
stattung: die erste Ausgabe ist, auf mattem Papier, in
Mappe gelegt; die zweite, auf schlichterem, glattem Papier,
geheftet. Wir haben beide aufs genaueste verglichen und
möchten die zweite der ersten nicht nachstellen. So möchte
das Werk denn dem Publikum aufs wärmste empfohlen
sein. Es enthält 15 Lithographien, so daß also jede gerade
auf 1 M. zu stehen kommt. Wenn man bedenkt, daß um
solchen Preis Originalkunstblätter geboten werden, voll des
besten künstlerischen Geistes unserer Gegenwart, deren
gesunde Kräfte sich aufs frischeste, vorteilhafteste in ihnen
aussprechen, so kann man nichts lebhafter wünschen, als
daß das Werk die weiteste Verbreitung finden möge, damit
die vortreffliche Wirkung, die es üben kann, nicht verloren
gehe. Braune.

Wilhelm Bodes Florentiner Bildhauer der Re-
naissance erscheint in einer englischen Ausgabe bei
Charles Scribner and Sons, New York. Diese Ausgabe
enthält außer den bekannten Essays Bodes zwei neue
über Leonardo da Vinci als Bildhauer und den Medaillisten
Niccolö Fiorentino.

D. C. Eaton's Handbook of Modern French Pain-
ting (Dodd, Mead and Co. 1909, New York) enthält in
angenehmer Form das notwendigste über die französische
Malerei des 19. Jahrhunderts. Die Kritik des Verfassers
ist die eines gebildeten Laien, der zwar mit gutem Auge
ausgerüstet, aber von dem großen Material, das Kunst-
historiker andrer Länder zusammenbrachten.keinen Gebrauch
macht. Das Buch ist mehr eine Sammlung von Bilderkritiken
und Biographien, als eine Darstellung der Entwickelung.

Professor Allan Marquand, von der Princeton-Uni-
versität, Mitherausgeber des American Journal of Archaeo-
logy, gibt in seinem neuen Buch »Greek Architecture«
(Macmillan) ein nützliches Kompendium. Das Buch ist
wissenschaftlich durchaus auf der Höhe und gut illustriert.
Es ist für Anfänger berechnet. Bernath.

NEKROLOGE

In Besancon starb der Maler Felix Henri Giaco-
motti in hohem Alter. Er war am 19. Oktober 1828 in
Quingey geboren. Die erste seiner zahlreichen Auszeich-
nungen war der große Rompreis, den er 1854 für sein
Bild Abraham und die Engel erhielt. Zahlreiche Kirchen
sind von ihm ausgemalt worden. Er war Direktor der
Ecole des Beaux-Arts von Besancon.

Der lothringische Landschaftsmaler und Kunsthistoriker
Emile Michel ist 81 Jahre alt gestorben.

PERSONALIEN

Der bekannte Leipziger Graphiker Walter Tiemann
ist durch den Titel Professor ausgezeichnet worden. —

Otto Greiner in Rom, dem als Maler wie als Graphiker
gleich hervorragenden Künstler, wurde dieselbe Auszeich-
nung zuteil. — Anton Klamroth, der Leipziger Porträt-
maler, wurde zum Hofrat ernannt.

Ferd. von Miller, Direktor der Akademie der bilden-
den Künste in München, ist vom König von Sachsen zum
Mitglied der Dresdener Akademie der bildenden Künste
ernannt worden. Die gleiche Auszeichnung erfuhren der
Maler Professor Meurer-Rom und der Architekt Pascal-
Paris.

Rom. Den deutschen Müller-Preis (12000 Lire) hat
dieses Jahr Aristide Sartorio für sein großes Gemälde
»Pontinische Sümpfe« erhalten.

DENKMÄLER

Für Max von Pettenkofer ist am 23. Mai ein Denk-
mal auf dem Maximiliansplatz in München enthüllt wor-
den, gegenüber dem Standbild von Justus von Liebig.
Das neue Denkmal ist nach einer Idee von Professor von
Rümann von Alois Mayer vollendet worden. Der Sockel
rührt von Professor Paul Pfann her. Die Kosten belaufen
sich auf etwa 90000 Mark, die durch freiwillige Spenden
aufgebracht wurden.

Ein Denkmal für Professor von Kußmaul, eine
Schöpfung von Professor Hermann Volz-Karlsruhe, ist im
Vorgarten der Inneren Klinik der Universität Freiburg ent-
hüllt worden. Unter einer in Marmor ausgeführten Her-
menbüste des Gelehrten steht eine Frauengestalt, die einen
leidenden Jüngling tränkt.

AUSGRABUNGEN

Die Ausgrabungen der Amerikaner in Korinth.

In einem Vortrage in der amerikanischen Schule für klas-
sische Studien in Athen sprach jüngst B. H. Hill über die
neuen Ausgrabungen in Korinth, die sich auf vier Punkte
konzentrierten: die alte Agora, das Theater, die Glauke-
Quelle und die Peirene-Quelle. Auf der Agora wurden
die Grundmauern eines kleinen Heiligtums und Fragmente
von Friesen, Architraven und Gesims gefunden. Auf der
äußersten Linken der Agora stieß man auf eine Säulenhalle
von 15 korinthischen Säulen, deren Kapitelle aus einer ein-
fachen Form von Akanthusornamenten, verbunden mit
Löwenköpfen und -klauen, sowie mit Flügeln bestehen.
Man fand auch eine größere Anzahl von Fragmenten der
Giebelfiguren, so daß eine vollständige Restauration gedacht
werden kann. Nächst dieser Kolonnade kam eine Treppen-
anlage zutage, die zu einem ungefähr 50 Meter entfernt
liegenden großen Tempel führte. — Während der Arbeit,
die bestimmt war, das Wasser der Peirene-Quelle abzuleiten,
kam man zu den Mauern eines Aquädukts, der in die frühe
Zeit der christlichen Aera zu datieren ist. Bereits 1898
hatte man hier Kammern oder Reservoirs aufgedeckt. Neuer-
dings sind vier weitere Wasserreservoirs gefunden worden,
die aus den Felsen geschnitten und gewölbt sind, und in
sehr frühe Zeit zu datieren, möglicherweise in die Periode
des Periander, der um 500 v. Chr. als Tyrann von Korinth
bekannt ist. Unter den frühchristlichen Trümmern hat
man vier Statuen gefunden — Wichtig ist auch die Auf-
deckung der alten Straße nach Sikyon, die eine genaue
Orientierung gewisser Überreste in dieser Gegend möglich
macht; denn Pausanias erwähnt II, 5 mehrere Gebäude
in Korinth mit Rücksicht auf ihre Lage in der Richtung
der Sikyonischen Straße. Damit wird auch die provisorische
Identifikation des dorischen Apollo-Tempels und der Glauke-
Quelle zu einer definitiven. m.
 
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