Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0045

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
73

Funde — Ausstellungen — Sammlungen

74

dem jüngst der Archäologischen Kommission vorgelegten
Plan für die Arbeiten in der sogen, archäologischen Zone
waren Untersuchungen von Quellen in Aussicht genommen,
die am Südende des Palatins auf dem alten Stadtplan auf-
genommen sind. Diese Quellen sind mit der jetzt zwischen
Titusbogen und Palatin nicht zu verwechseln. m.

FUNDE

Das älteste Stadtbild von Trier wurde auf einem
neuerworbenen Goldmedaillon Konstantins des
Großen im Berliner Münzkabinett aufgefunden. Die
individuelle Eigentümlichkeit der Stadt wird trotz der
typischen Darstellung durch den Fluß und die Brücke an-
gedeutet, die auf das inmitten der Mauer befindliche Tor
mündet. Spätere Bilder der Stadt sind erst aus dem
13. Jahrhundert bekannt. Für die Anlage des römischen
Trier hat die Darstellung des römischen Mauerzuges an
der Wasserseite mit dem Tor in der Mitte auf der Münze
urkundliche Bedeutung. Das moderne Trier hat sich im
Süden noch nicht wieder bis an die römische Befestigungs-
linie ausgedehnt.

Treviso. Bei dem Dorfe Vascon in der Nähe von
Treviso sind mittelalterliche Fresken zum Vorschein ge-
kommen mit der Darstellung der Jungfrau Maria, des
hl. Rochus und des hl. Sebastian. Man glaubt das Fresko
dem Tommaso da Modena oder seiner Schule zuschreiben
zu können. Fed. H.

Gubbio. Dr. Umberto Onoli, Ispettore bei der Soprin-
tendenza dei Monumenti per l'Umbria, hat in der kleinen
städtischen Galerie von Gubbio eine kostbare Tafel von
Pietro Lorenzetti entdeckt, die im 17. Jahrhundert übermalt
worden war und die nun vollkommen gesäubert worden ist.

AUSSTELLUNGEN

X Die Kunsthandlung von Ed. Schulte in Berlin hat am
30. Oktober eine große Eduard von Gebhardt-Aus-
stellung eröffnet, die fast alle berühmten Werke des
Düsseldorfer Meisters vereinigt. Wir kommen auf die Aus-
stellung noch näher zurück. — Am Eröffnungstage hält in
der Akademie der Künste Professor Heinrich Kräger aus
Düsseldorf einen Vortrag über Gebhardt.

München. Zu den Veranstaltungen zu Ehren des
9. Internationellen Kongresses für Kunstwissenschaft war
vom Kuntverein München auch eine Ausstellung Mün-
chener Malerei des 18. Jahrhunderts unter besonderer
Berücksichtigung der zweiten Hälfte veranstaltet worden,
um über das Schaffen der im 18. Jahrhundert tätigen Maler
einen Überblick zu geben. Es war gelungen, die wenig
bekannte Kunst dieser Zeit dem Beschauer in bezeich-
nenden Stücken vor Augen zu führen.

Eine Ausstellung von graphischen Original-
arbeiten französischer und belgischer Künstler veranstaltet
der Kunstsalon H. Trittler in Frankfurt a. M.

Freiburg i. Br. Eine Ausstellung für Grabmal-
kunst ist vom Freiburger Bezirksverein des Badischen
Architekten- und Ingenieurvereins in Verbindung mit der
Wiesbadener Gesellschaft für bildende Kunst in den
Räumen des Künstlervereins eröffnet worden.

Eine Internationale Kunstausstellung wird in
Buenos Aires anläßlich der Centenarfeier der Unabhängig-
keit der Argentinischen Republik im nächsten Jahre ver-
anstaltet werden.

SAMMLUNGEN
Zur angeblichen Fälschung der Wachsbüste des
Leonardo. Die letzte Nummer der »London Illustrated
News« bringt die sogenannten »Dokumente« des Herrn
Cooksey in Abbildungen. Danach zeigt sich, daß von
einer Identität der photographierten Büste mit der jetzt

von Geheimrat Bode erworbenen keine Rede sein kann. Es
scheint sich nach dieser Veröffentlichung um eine Sensations-
nachricht gehandelt zu haben, der jeder ernste Untergrund
gefehlt hat; vielleicht auch um eine lächerlich schlechte
Kopie jene« Lucas nach der von Bode gekauften Büste.

Bonn. Am 27. Oktober wurde feierlich in Gegen-
wart der obersten Staats- und Provinzialbehörden und der
Vertreter der wissenschaftlichen Insitute und Sammlungen
der Rheinlande der Erweiterungsbau des Bonner
Provinzialmuseums eingeweiht, der mehr als den andert-
halbfachen Raum von dem alten erst vor 15 Jahren er-
richteten Hauptgebäude enthält. Der Bau ist mit einem
Kostenaufwand von rund 550000 Mark errichtet durch
die Liberalität der Provinzialverwaltung, die von jeher
sich durch bereitwillige Leistungen für die Zwecke
von Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet hat, und im
Zusammenwirken mit der Verwaltung der Stadt Bonn.
Der eigentliche Schöpfer des Baues ist der Regierungs-
baumeister Dr. Heinrich Röttgen in Bonn, dessen Verdienst
auch die Durchbildung im einzelnen ist. Der Erweiterungs-
bau besteht aus einem langen Mitteltrakt, der in seinem
Kern den geräumigen, durch beide Stockwerke durch-
gehenden, mit Oberlicht versehenen Binnenhof birgt, und
einem fast die volle Breite der rückwärtigen Front des
Museumsgrundstückes einnehmenden Langflügel. Die
Außenarchitektur mußte sich notwendigerweise der
Formensprache des Altbaues anschließen — sie ist wie
bei diesem in vornehmem rotem Sandstein gehalten, aber
mit weiser Reduktion des architektonischen Gerüstes. Im
Innern sind durch den Architekten in der Gruppierung
der Räume, in der Erleuchtung und Beheizung, der Auf-
stellung der Querräume und der Wandbespannung alle
die Erfahrungen geschickt verwendet, die bei den letzten
Museumsneubauten in Berlin, Magdeburg, Darmstadt,
Münster gemacht worden sind.

Der alte Bau hatte die reichen Schätze der ehemaligen
Sammlungen der Universität, das schon 1820 gegründete
Museum rheinischer Altertümer, wie des Vereins von Alter-
tumsfreunden in dem Rheinlande zusammen mit den eigenen
Erwerbungen des Museums geborgen. Der Schwerpunkt
lag fast ganz auf der römischen und frühgeschichtlichen
Seite. Unter den römischen Denkmälern nahmen vor allem
die Steinmonumente einen breiten Raum ein, eine sowohl
archäologisch wie epigraphisch wichtige Kollektion, die das
Souterrain wie das Erdgeschoß füllte. Es schließen sich
die Säle mit den römischen, prähistorischen und fränkischen
Funden auf dem Gebiete der Keramik, des Glases, des
Bronzegusses usw. an. Den nachfränkischen Denkmälern,
dem ganzen Mittelalter und den folgenden Jahrhunderten
waren nur ein schmaler Raum und das Treppenhaus im
Erdgeschoß gewidmet mit allerlei Steindenkmälern, und zwei
Säle im Obergeschoß, das eine kleine Sammlung von Elfen-
beinen, Emails, Bronzen, Krügen und Skulpturen und die
nur aus etwa 25 Bildern bestehende Gemäldegalerie barg,
die freilich gerade unter den rheinischen Primitiven einige
bekannte Perlen aufwies. Erst durch das Betreiben des
Provinzialkonservators war seit einem Jahrzehnt die plasti-
sche Abteilung plangemäß erweitert worden. Im allge-
meinen aber bezeichnete der alte Bau eine betrübliche
Unterordnung aller nicht frühgeschichtlichen Perioden.

Das ist nun mit einem Schlage anders geworden. Wohl
ist auch in dem Neubau noch immer der Platz für das
eigentliche Mittelalter, das doch wahrlich am Rhein noch
etwas mehr und von höherer künstlerischer Qualität hinter-
lassen hat als die römischen Jahrhunderte, sehr bescheiden
bemessen, während die fränkischen Grabfunde und die
leider sehr unbedeutenden Funde aus dem römischen
Bonn sich in riesigen Räumen fast verlieren. Und die
 
Annotationen