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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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Graul, Richard: Zur Neuaufstellung des Victoria und Albert-Museums in London
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0053

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8g

Personalien — Wettbewerbe — Denkmäler — Ausstellungen

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dürfen als was das Gesetz vorgeschrieben hat. Es
bleibt uns daher nur die Hoffnung, daß bald einmal ein
neues glücklicheres »Rearrangement« kommen möchte,
das sich der ästhetischen und historischen Rücksichten
erinnern wird, die bei der gegenwärtigen Aufstellung
unbeachtet geblieben sind — dann erst wird das
Victoria und Albert-Museum auch in seiner Aufstellung
den Platz wieder einnehmen können, den ihm in
dieser Beziehung einige Sammlungen auf dem Kon-
tinent und, wie man hört, auch schon in der neuen
Welt streitig machen.

PERSONALIEN
X Der Posten des Direktors der Nationalgalerie ist

nun nach einer langen Zeit des Interregnums neu besetzt
worden: Professor Dr. Ludwig Justi, bisher erster stän-
diger Sekretär der Königlichen Akademie der Künste, ist
zum Nachfolger Tschudis ernannt. Der Name des neuen
Direktors tauchte schon vor anderthalb Jahren auf, als zu-
erst von einem bevorstehenden Wechsel in der Leitung
der Galerie die Rede war. Ohne Zweifel ist hier eine sehr
glückliche Wahl getroffen worden, zu der sich alle Kreise,
die es angeht, gratulieren können. Prof. Justi hat durch seine
Studien wie durch seine praktische Tätigkeit in der Direk-
tion des Städelschen Instituts und in der Leitung der Aus-
stellungen der Berliner Akademie (neben Artur Kampf)
bewiesen, daß er eine feine Kenntnis der alten Kunst mit
lebhaftem Interesse für die künstlerische Bewegung der
Gegenwart und für die Fragen der modernen Museums-
technik verbindet. Die vielfachen »Parteien«, die das Ber-
liner Kunstleben nun leider einmal in den letzten Jahr-
zehnten gebildet hat, werden ihn in gleicher Weise will-
kommen heißen — der beste Beweis dafür, daß hier kein
Anhänger einseitiger reaktionärer oder radikal-moderner
Tendenzen in die Nationalgalerie einzieht, sondern ein
Mann von ruhigem Urteil, gründlicher Bildung und reifem
Geschmack. — Justi ist 1898 mit einer Arbeit über Jacobo
de Barbari und Albrecht Dürer promoviert, schrieb später
zwei vorzügliche Bücher über konstruierte Figuren bei Dürer
(1902) und Dürers Dresdner Altar (1904); 1908 erschien
seine literarische Hauptleistung, der >Giorgione« und jetzt
gibt er ein großes kunstgcschichtliches Tafelwerk heraus.
1903 ward er Ordinarius in Halle, 1904 Direktor des Städel-
schen Museums in Frankfurt, wo er frappierend rasch in
das Museum Leben brachte. Im Ganzen: eine Persön-
lichkeit.

Fritz Schumacher. Der Architekt Prof. Fritz Schumacher
hat seine Stellung an der Techn. Hochschule zu Dresden auf-
gegeben und ist nach Hamburg als städtischer Baudirektor
übergesiedelt. In mehr als einer Hinsicht bedeutet das für
Dresden einen schweren Verlust. Seine künstlerische Kraft,
seine lehrhafte und schriftstellerische Begabung, seine Be-
redsamkeit, seine organisatorische Befähigung, seine ganze
ebenso energische wie liebenswürdige Persönlichkeit haben
ihm die allgemeine Wertschätzung und Zuneigung in
Dresden erworben. Allerdings konnte ihm Dresden nicht
eine so ausgedehnte Betätigung als Architekt gewähren,
wie sie dem schöpferischen Drange Fritz Schumachers
genügt hätte, während in Hamburg gerade jetzt architek-
tonische Aufgaben bevorstehen, von deren Größe die
Summe der Kosten von 20 Millionen Mark einen Begriff
geben kann. So wird man es Fritz Schumacher nicht ver-
denken, wenn er das größere Wirkungsfeld in Hamburg
vorzieht. Doch sind die Dresdener Jahre nicht spurlos an
ihm vorübergegangen. Er hat hier unter anderem den
evangelischen Kirchenraum der dritten deutschen Kunst-
gewerbeausstellung Dresden 1906 geschaffen, wie über-

haupt bei den Vorbereitungen dieses epochemachenden
Unternehmens eine hervorragende Tätigkeit entfaltet. Bei
dem Wettbewerb um den Bau der neuen Markuskirche in
Dresden-Löbtau trug er den ersten Preis davon. Gegen-
wärtig wächst auch nach seinen Plänen der bedeutsame
Bau des Dresdener Krematoriums in die Höhe. Überhaupt
hat sich Schumachers Künstlerschaft in seinen Dresdener
Jahren zu ihrer vollen Selbständigkeit entfaltet. So ist die
Erwartung berechtigt, daß mit Fritz Schumacher in Ham-
burg ein Stück Neu-Dresdener Stil einziehen werde. Das
sprach Cornelius Gurlitt bei dem festlichen Abschiedsmahl
aus, das die Lehrerschaft der Technischen Hochschule zu
Dresden kürzlich zu Ehren Fritz Schumachers veranstaltete.

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WETTBEWERBE
Der Wettbewerb um Entwürfe für das König
Albert-Museum in Zwickau wird jetzt von der Stadt
auf Grund einer Baüsumme von 600000 Mark ausge-
schrieben. Die Bestimmung von Stil und Material bleibt
völlig den Bewerbern überlassen. Ausgesetzt werden drei
Preise von 6000, 4000 und 2000 Mark. Unter den Preis-
richtern sind Geheimrat Professor Wallot und Stadtbaurat
Erlwein in Dresden, Professor Dr. Gabriel von Seidl in
München.

DENKMÄLER
Wien. Am 6 November fand ohne Feierlichkeit die
Enthüllung eines Denkmals für Moritz von Schwind

statt. Es ist ein Werk des Bildhauers Othmar Schimkowilz
(Sezession), das man der Anregung des Grafen Karl Lancko-
ronski verdankt. Die Kosten wurden durch Kunstfreunde
aufgebracht. Das Denkmal steht hübsch in den Anlagen
am Kaiserlichen Hofmuseum, analog den Denkmälern beim
Louvre. Es ist 3,60 m hoch, die sitzende Figur 2,20 m.
Schwind sitzt auf einem Felsen, unter dessen Efeubehang
zwei Nixen auftauchen und ihn belauschen. Er sinnt und
wird im nächsten Augenblick zu zeichnen beginnen. Material:
rosenroter Untersbeiger Marmor und grauer Mauthausener
Granit. Der ganz einfache viereckige Sockel trägt bloß
den Namen und die Jahreszahlen 1804—1871. Vom Alltags-
realismus der letzten Wiener Denkmalstatuen hat sich
Schimkowitz einigermaßen entfernt, er sieht doch nicht so
schneidensch und schusterisch aus, sondern vereinfacht,
stilisiert einigermaßen. Bis zu wirklichem Stil zieht sich
allerdings noch der Weg. Immerhin klingt diese Strömung
unserer Zeit schon merklich in der Arbeit an, was als
Fortschritt vermerkt sein mag. l. Hevesi.

AUSSTELLUNGEN
Wien. Mehrere interessante Ausstellungen locken jetzt
das Kunstpublikum. Die Sezession bietet eine fein an-
geordnete Übersicht der Werke Josef Engelharts. 233 Num-
mern, wovon 120 in dem geschmackvollen Katalog abge-
bildet sind. Die meisten Bilder sind aus früheren Aus-
stellungen der Sezession bekannt, die ja von ihm und Moll
gegründet wurde. Auch seine Plastik, die erst kürzlich in
dem großen Karl Borromäus-Brunnen gipfelte, war an dieser
Stelle schon besprochen. Interessant aber ist der reiche
Stoff an Naturstudien, zum Teil ganz brillanten, die alle dem
zugrunde liegen. Oft ist dieser Reiz in der Ausführung,
namentlich an der Technik, gescheitert. Der ganze Lebens-
lauf ist aber anziehend. Urwienerische Anfänge, dann
Kulturjahre auf dem Montmartre, in Spanien, Sizilien und
Griechenland. Ein lokales Temperament, das sich mit
großer Aufnahmefähigkeit dem Westen anschmiegt, ohne
sich zu verlieren. Naturbursche und Daseinskünstler in
eins verschmolzen. Dabei Erfolge auf den verschiedensten
 
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