Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0144
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
271

Literatur

272

LITERATUR

Von dem beschreibenden Verzeichnis der Bild-
werke der christlichen Epochen in den Königlichen
Museen zu Berlin erscheint soeben der vierte Band mit
dem Titel: *Die deutschen Bildwerke und die der anderen
zisalpinen Länderc. Bearbeitet wurde der Band von Wil-
helm Vöge. Die Gliederung des Stoffes erfolgte nach kunst-
geschichtlichen Gesichtspunkten, indem die großen Stil-
perioden zum Einteilungsprinzip gemacht und innerhalb
der Hauptabschnitte die lokal zusammengehörigen Werke
in Gruppen vereint wurden. Praktische Erwägungen führ-
ten dazu, in zweiter Reihe noch eine Gliederung nach
verschiedenen Materialien vorzunehmen, da es kaum an-
gängig gewesen wäre, etwa die große Menge der Plaketten
in befriedigender Weise zwischen die Werke der Groß-
plastik aufzuteilen, und zudem die Übersicht der historischen
Aufeinanderfolge innerhalb der Entwicklung der Plastik
durch die große Masse von Werken der Kleinkunst zu
sehr gestört worden wäre. Andererseits wäre es aber
auch nicht möglich gewesen, den Größenmaßstab selbst
zum Einteilungsprinzip zu machen, ohne Gewalt anzu-
wenden, da es schwer fallen würde, eine einwandfreie
Grenze zwischen Groß- und Kleinplastik festzulegen. So
blieb nur der eine Ausweg, Materialgruppen, die fast aus-
schließlich durch Werke der Kleinkunst repräsentiert sind,
als Ganzes abzutrennen. Die Bildwerke aus Holz, Stein,
Ton und verwandten Materialien blieben vereinigt. Ge-
sondert folgen sodann die Bronzen mit Einschluß der Blei-
plaketten, die geschnittenen Steine und Perlmutterarbeiten,
endlich die Wachsmedaillons. Besonderen Wert erhält der
Katalog dadurch, daß sämtliche beschriebenen Kunstwerke
abgebildet worden sind. Auch hierfür war es nicht leicht,
ein System zu finden, da Werke verschiedenster Größe zu
reproduzieren waren. So empfahl es sich, auf einen ein-
heitlichen Maßstab überhaupt zu verzichten und von Fall
zu Fall zu entscheiden, wobei sich die Notwendigkeit er-
gab, manche Kleinplastiken in möglichster Annäherung an
die Maße des Originals wiederzugeben, wenn die Details,
die hier das Wesentliche sind, erkennbar bleiben sollten,
während andererseits großplastische Werke ohne Schaden
in starker Verkleinerung abgebildet werden konnten. Für
die Bronzen, namentlich die Plaketten, sowie die Perl-
mutterarbeiten und die Wachsmedaillons war die Repro-
duktion in Lichtdruck der Autotypie vorzuziehen. Die Ab-
bildungen des zweiten Teiles des Katalogs wurden darum
aus dem Text ausgeschieden und auf 36 Tafeln vereinigt.

Den Hauptinhalt des Werkes machen die deutschen
Bildwerke aus. Den niederrheinischen schließen sich eine
Anzahl von niederländischen Arbeiten an. Frankreich ist
mit einer kleinen Zahl vertreten, England endlich nur mit
einigen wenigen Stücken. Für das Studium der deutschen
Plastik wird der Katalog ein unschätzbares Material bieten.
Es liegt in der Natur der Sache, daß er nicht in allen
Punkten letzte und sicher definitive Resultate geben kann.
Aber das ist auch nicht die Aufgabe einer solchen Publi-
kation, deren Hauptzweck es sein muß, das vorhandene
Material in nach dem Stande der Forschung möglichst voll-
ständiger Bearbeitung, für die der vorliegende Band ein
Muster bilden kann, zur Diskussion zu stellen. Hoffentlich
folgen die anderen großen Museen, vor allem Nürnberg
und München, aber auch kleinere mit lokal wichtigen Be-
ständen wie etwa Stuttgart, recht bald dem von Berlin ge-

Inhalt:

gebenen Beispiel und stellen ihr Material in ebenso muster-
gültiger Weise der Forschung zur Verfügung. Denn es
wäre ein Fehler, hier warten zu wollen, bis die Einzel-
forschung ihrerseits genügend vorgearbeitet hat, um sodann
auf gesichertem Boden ein möglichst abschließendes Ver-
zeichnis der Sammlungen aufbauen zu können. Gilt es
doch, der Einzelforschung gerade erst mit solchen Publi-
kationen von wissenschaftlich bearbeitetem Abbildungs-
material ihre notwendigsten Grundlagen zu schaffen. Die
Inventare können ein Sondergebiet wie die Plastik nicht
in hinreichendem Grade berücksichtigen. Eigene Publi-
kationen des Denkmälerbestandes der Hauptprovinzen
künstlerischer Tätigkeit sind darum eine weitere, dringende
Forderung. Es ist zu hoffen, daß auch in dieser Richtung
der Berliner Katalog anregend wirken wird. a.

Carmichael, Montgomery, Francia's Masterpiece. An
Essay on the Beginnings of the Immaculate Conception
in Art. 1909.

In diesem etwas langatmigen Buch untersucht der
Verfasser die Anfänge der Darstellung der Immaculata Con-
ceptio in der bildenden Kunst. Er glaubt den Prototyp in
einem aus S. Francesco in Lucca stammenden Altarstück
gefunden. Das große, berühmte Bild Francesco Francias
in San Frediano, bisher als »Krönung Maria« (so Burck-
hardt-Bode im Cicerone usw.) oder als >Himmelfahrt« auf-
gefaßt, erklärt Carmichael mit guten Gründen für eine Dar-
stellung der Immaculata Conceptio und zwar gegenständ-
lich als eine Nachahmung ^'des San Francesco-Bildes.

Bernath.

Lenygon, Francis, The Decoration and furniture of English
Mansions during the seventeenth and eighteenth Centuries.
1909.

Der ^Verfassendes gegenwärtigen ,r reich illustrierten
Werkes,'selber Kunsthändler, gibt im Text wie in den
Illustrationen außerordentlich reiches Material für das
Studium des englischen Kunstgewerbes des 17. und 18.
Jahrhunderts. Das Buch ist tatsächlich eine vollständige
Geschichte der englischen Dekoration während dieser Jahr-
hunderte. Der Text ist voll neuer Anschauungen, die ge-
wöhnlich auf guten Grundlagen basiert sind. Bernath.

Soeben erschien die 10. Auflage von

DER CICERONE

Eine Anleitung zum Genuß der Kunstwerke Italiens

Von

JACOB BURCKHARDT

Zehnte, verbesserte und vermehrte Auflage

Unter Mitwirkung von Fachgenossen bearbeitet von

W. Bode und C v. Fabriczy

4 Bände. 8°, in Leinen geb. 16.50 Mark
VERLAG VON E. A. SEEMANN IN LEIPZIG

Das neue Bostoner Museum. — Personalien. — Wettbewerbe: Plakat-Entwürfe für die Stadt Metz, Denkmal der Gründung der Telegraphen-
union in Bern. — Die Ausgrabungen in Sparta. — Zwei wiederaufgefundene Kolossalgemälde Adolph Menzels. — Ausstellungen in Berlin,
München, Wien, Stuttgart. — Erwerbung des Wallraf-Richartz-Museum in Köln; Schenkungen an die historische Sammlung der Münchener
Künstlergenossenschaft; Das Münzenkabinett der Kgl. Bibliothek in Brüssel. - Eine Krisis in der Berliner Sezession; Anthropologische und
Orientalische Gesellschaft in München; Oesellschaft der Museumsfreunde in Brüssel. — Vermischtes. — Verzeichnis der Bildwerke der christ-
lichen Epochen in den Kgl. Museen zu Berlin; M. Carmichael, Francias Masterpiece; F. Lenygon, Decoration and furniture of English Mansions.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf. o. m. b. h. Leipzig
 
Annotationen