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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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Knapp, F.: Aus Würzburg
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0156

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295

Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe — Ausstellungen — Denkmäler

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sich willig fügten. Das Volk ist jedenfalls voll und ganz
dagegen, man darf wohl hoffen, daß hier die Hochachtung
vor einstiger Qröße schließlich doch obsiegen wird.

F. Knapp.

NEKROLOGE

f- In Pruntrut (Kt. Bern) starb der am 22. Juli 1864
daselbst geborene Maler Joseph Marie Husson, künst-
lerisch ausgebildet in Düsseldorf (1891—93), wo er Schüler
Hans Bachmanns war, und in Paris, wo Bouguereau sein
Lehrer war. Im Ratssaale zu Pruntrut befindet sich ein
Gemälde von ihm, welches die im Jahre 1740 dort er-
folgte Enthauptung des juransischen Volkshelden Pierre
Pequignat darstellt.

O Ein um die Kunst sehr verdienter Mann ist in dem
Geh. Kommerzienrat Otto Andreae in Köln dahin-
gegangen. Durch die hochherzige Stiftung von 400000 M.
hat er den Bau des neuen Kunstgewerbemuseums am
Hansaring ermöglicht. Seit dem Jahre 1902 führte er den
Vorsitz des Kölner Kunstgewerbevereins. Im Museum
soll demnächst seine von Seeboeck-Rom ausgeführte Büste
aufgestellt werden.

f- In Genf starb am 19. Januar der Maler Daniel Ihly.
In dieser seiner Vaterstadt im Oktober 1854 geboren, im
Atelier Barthelemy Menns sich heranbildend, hat Ihly eine
Reihe von Jahren in Paris gelebt, bevor er in die Heimat
zurückkehrte, wo er in seiner Kunst auch als Lehrer wirkte.
Er betätigte sich sowohl als Landschafter, als in der Dar-
stellung von Volkstypen und Gruppen. Werke aus seiner
Hand besitzen die westschweizerischen Kunstsammlungen.
Auf französischen Ausstellungen fielen ihm mehrfach Aus-
zeichnungen zu.

f- In Florenz starb Giacomo Martinetti, ein Tes-
siner. Zu Barbengo im tessinischen Bezirke Lugano am
l. September 1842 geboren, war er geliebter Schüler und
Freund Antonio Ciseris. Er hat das Alter von 63 Jahren
erreicht. Vor allem war Martinetti als Kirchenmaler tätig.
Florenz war sein Wohnsitz.

PERSONALIEN
-f München. Der in München lebende Maler Richard
Pfeiffer, ein geborener breslauer, erhielt einen Ruf als
Lehrer an die von Ludwig Dettmann geleitete Kunst-
akademie in Königsberg in Preußen. Pfeiffer hat den Ruf
angenommen.

WETTBEWERBE
Für eine neue große Stadthalle und Ausstellungs-
halle in Hannover schreibt der dortige Magistrat einen
Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen bis zum 1. Juni
dieses Jahres für alle im deutschen Reiche ansässigen
Architekten aus. Fünf Preise zu X2000, 9000, 7000, 5000
und 3000 Mark stehen zur Verfügung. Dem Preisgericht
gehören unter anderen Paul Wallot in Dresden, Ludwig
Hoffmann in Berlin und Theodor Fischer in München an.

DENKMÄLER
f- In Luino am Langensee hat sich ein Komitee ge-
bildet, welches dort dem großen Bernardino Luini ein
Denkmal errichten will. Die Stadtbehörde von Luino hat
einen Preis ausgeschrieben für eine Monographie über Luini.

AUSSTELLUNGEN
Bremen. In der Bremer Kunsthalle ist eine inter-
nationale Ausstellung eröffnet worden, im Zusammenhang
mit einer Ausstellung der Vereinigung nordwestdeutscher
Künstler.

In der deutschen Abteilung nimmt die Münchener
Malerei aus dem Anfang der siebziger Jahre einen hervor- |

ragenden Platz ein. Neben Diez und Zimmermann sieht
man Meisterwerke von Leibi, Trübner (der auch einige
neuere Arbeiten gesandt hat), Th. Alt, Sperl, Schuck und
besonders einige ausgezeichnete Frühwerke von Lenbach,
Porträts und Landschaften. Von Liebermann lernt man
einige ältere Werke aus Privatbesitz kennen, sowie einige neue
Strandbilder und ein Pferderennen. Slevogt zeigt die »Gelbe
Dame«, Corinth das »Homerische Gelächter«, und Geb-
hard einen »Verlorenen Sohn« von 1908. Der alte Düssel-
dorfer Leutze ist mit zwei ausgezeichneten Bildnissen aus
der Mitte des Jahrhunderts zur Stelle. Unter den Thomas
wirkt eine »Römische Ziegenherde« von 1880 besonders
gut. L. v. Hofmanns dekorative Kompositionen zeigen
tiefere Farbigkeit als man es sonst bei ihm gewöhnt war.
— Die jüngere Generation ist am besten durch Leo von
König, Dreher, v. Kardorff und den in Paris lebenden
Bremer R. Tewes vertreten. Bei den Nordwestdeutschen,
deren Niveau durch Graf Kalchreuths Damenbildnis »Im
Garten« den Hauptakzent erhält, macht die junge Schar
am meisten Aufsehen; es regen sich viele gute Talente.
Daß auch Ulrich v. Hübner seine Marinen hier ausstellt,
ist ein Gewinn für die Vereinigung.

Im Saal der Franzosen dominiert Courbet mit mehr
als einem Dutzend Werken seiner Hand, aus fast allen
Perioden seines Schaffens, vom Anfang der fünfziger Jahre
bis in die Zeit des Krieges. An hervorragender Stelle
hängt das Rehbock-Halali, zirka 1853 gemalt. Besonderes
Aufsehen machen einige Blumenstilleben von 1863, die
bremischem Privatbesitz entstammen, darunter die berühm-
ten »Magnolias«. Ein »Junge im Walde«, wohl aus der
zweiten Hälfte der sechziger Jahre, zeigt Courbets Über-
leitung zu jener Richtung, die seit diesem Jahrzehnt durch
die Impressionisten ausgebildet wurde. Von Manet, dem
geistigen Führer der Gruppe, sieht man ein sehr schönes
Fischstilleben aus den sechziger Jahren, und die »Eisbahn«,
eine späte Arbeit. Renoir ist mit einem herrlichen kleinen
Porträt der Chocquet am Fenster (zirka 1882) sowie
mit einigen Stilleben vertreten, Claude Monet mit zwei
hervorragenden Parklandschaften aus derselben Zeit, Sisley
ziemlich ungenügend mit einer schwachen Ansicht der
Kirche von Moret. Den meisten Raum nimmt dieses Mal
aber Camille Pissarro ein, von dem etwa 15 Bilder aus
verschiedenen Zeiten vorgeführt werden, und zwar nicht
nur reine Landschaften, sondern auch einige Figurenbilder.
Das größte von ihnen, »Apfelernte« von 1886, ist das erste
monumentale Beispiel für die Anwendung der neoimpressio-
nistischen Technik; die kleineren, z. B. arbeitende Bäue-
rinnen von 1883 und ein paar Bilder mit der Einzelfigur
des von Pissarro so oft benutzten Modells pere Melon
sind als künstlerische Wirkung noch geschlossener. Von
den Landschaften sei eine frühe aus Argenteuil erwähnt
(1871), dann verschiedene Hafenbilder aus der letzten Zeit
des Künstlers, sowie eine kühle und klare Stadtansicht von
Rouen. In der Gesamtheit dieser Werke zeigt sich Pissarro
als eine Persönlichkeit von einer durchaus klaren Selb-
ständigkeit und von großer Bedeutung. Von den Land-
schaftern steht er der Natur am nächsten. Uberraschend
wirkt Gauguin. Eine Dorfansicht aus der Bretagne von
1884 ist so frisch und so voll Gefühl, wie nur wenige
Bilder von seiner Hand.

England fehlt fast vollständig auf dieser Kunstschau,
die ja, wie man sieht, es sich auch nicht zur Aufgabe ge-
macht hat, einen Überblick über die gesamte moderne
Produktion zu bieten, sondern vielmehr die Akzente plan-
mäßig und vorsichtig verteilt. Nur im graphischen Kabinett
findet man eine Anzahl von englischen Arbeiten. — Däne-
mark ist durch eine große merkwürdige Weidelandschaft
I von Luplau-Janssen repräsentiert, die etwas sehr Kräftiges
 
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