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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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Wolf, August: Neues aus Venedig, [2]
DOI Artikel:
Bernath, Morton H.: Neues aus England und Amerika
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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0169

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig, Querstraße 13

Neue Folge. XXI. Jahrgang

1909/1910

Nr. 20. 18. März.

nl S™Z „' y " lS-„Be('b'au-,f r;Z5;,schrlft fur bildende Kunst, monatlich dreimal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfaßt 40 Nummern.
Die Abonnenten der .Zeitschrift für bildende Kunst« erhalten die Kunstchronik kostenfrei. - Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt

emgTelrrnen' C1f %R1akti°n ™" Vfer'ag*an'1Ung 5** °ewähr- A,le Briefschaften und Sendungen sind zu richten an EA Seemann
_Le'pzlg' Q»^straße 13. Anzeigen 30 Pf. fur die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen an.

NEUES AUS VENEDIG
Wenn auswärtige Zeitungen alarmierende Nachrichten
bringen z. B. unter dem Titel: «Venedig in der Gefahr
des Einsturzes« oder der »Temps« in Paris davon zu er-
zählen weiß, wie die Fundamente der Rialtobrücke ge-
lockert seien und das Gewicht der darauf erbauten Kauf-
läden nicht mehr zu ertragen imstande seien und es tief
beklagt, daß man beschlossen habe, diese durch Eisen-
konstruktion zu ersetzen, so ist dies noch immer nicht so
auffallend, als wenn selbst im nahen Triest eine Zeitung
jüngst den Einsturz der Hauptkuppel der Markuskirche
und sogar der alten Prokuratien zu berichten wußte und
von furchtbaren Schäden durch Springfluten erzählte. —
Demgegenüber kann mitgeteilt werden, wie hier alles
seinen, dem wachsenden Verkehr und Wohlstande Vene-
digs entsprechenden ruhigen Verlauf nimmt und eine
Menge Neubauten entstehen. — So ist zunächst erfreulich,
daß der große Direktionspalast der Eisenbahn nun im Bau
fertiggestellt ist. Da derselbe bei seinen gewaltigen
Dimensionen, 125 Meter Länge bei 20 Meter Höhe, An-
spruch auf künstlerische Würdigung macht, die er seiner
schönen Verhältnisse halber wohl verdient, so mag er
hier genannt sein. Er bedeutet eine Verschönerung
an Stelle der häßlichen Lagerhäuser. — Ebenfalls ein
Nutzbau von großen Dimensionen ist das bei der nun
wiederhergestellten Kirche Ognisanti entstandene Spital
für Unheilbare. Es umschließt einen schönen Säulenhof,
der als Wandelhalle für die Unglücklichen dient. Das
Gebäude wurde durch wohltätige Stiftungen errichtet,
durch welche diese Anstalt erhalten wird. — Man weiß,
wie feuergefährlich die hiesigen Theater infolge der
engen Straßen sind. Man sucht diesem Übelstande wo
immer möglich nach Kräften abzuhelfen. Zunächst hat
man nun das Theatro Goldoni freigelegt und ihm eine,
wenn auch nicht monumentale, doch immerhin anständige
Fassade gegeben. Die vier großen Ausgangsportale öffnen
sich nach der bedeutend erweiterten Straße, in welcher
eine Reihe neuer Gebäude entstanden, darunter eines
in streng altvenezianischem Stil. — Recht erfreulich ist
ferner, daß es den Bemühungen des Stadtverordneten
Dr. Pascolato gelungen, die Stadtverwaltung zu bestimmen,
die längst dem Kultus entzogene schöne altgotische
Kirche S. Gregorio anzukaufen, um dieselbe zu einem
mächtigen Konzertsaale umzugestalten. Die Kirche war
bisher, in trauriger Vernachlässigung, zu Magazinzwecken
benutzt worden und wäre, gleich dem leider in Privat-
besitz befindlichen wundervollen Klosterhofe, dem Verfalle
entgegengegangen, wenn nicht Pascolato, welcher im Ge-
meindekollegium die künstlerischen und musikalischen
Interessen mit Geschick vertritt, es erreicht hätte, seine
längst gehegte Lieblingsidee zu verwirklichen. — Die
völlige Neubelegung der Nebenkuppel der benachbarten

Salutekirche geht nun auch ihrer Vollendung entgegen
Dagegen ist die Fassade von S. Salvatore am Ausgange der
Mecreria ganz unter Gerüsten verschwunden zum Zwecke
der Renovierung. — Wenn auch nicht so häufig wie in
Toskana, scheinen doch auch im Venezianischen die Diebe
Geschmack am Kirchenraub zu finden. Ein neuer Diebstahl
eines wertvollen Altargemäldes ist zu verzeichnen. Dies-
mal aus dem Bergstädtchen Feltre. Aus der nahen Kirche
zu Caupo ist das 2 Meter hohe und 1,10 Meter breite
Altargemälde des P. Luzzo, gen. il Morto da Feltre, ver-
schwunden. Das Bild stellt eine Madonna mit Kind dar,
über welchem sonderbarerweise der Erlöser in Wolken
schwebt. Die Diebe ließen sich an Stricken durch ein
Loch in der Decke über dem Altar in die Kirche herab,
schnitten das Bild vom Keilrahmen und trugen es unge-
stört gerollt davon, natürlich nächtlicherweise. Dieser
Diebstahl ist um so beklagenswerter, da Gemälde des
Morto da Feltre selten sind und gerade dieses durch die
Eigentümlichkeit der Darstellung ein Unikum sein dürfte. —
Über die noch immer andauernde Bilderverhängung
in der Galerie der Akademie, bedingt durch Einrichtung
neu hinzugekommener Räume, wird demnächst nach
Beendigung der Arbeiten berichtet werden.

AUGUST WOLF.

NEUES AUS ENGLAND UND AMERIKA.

Die Hauptattraktion der Januar-Ausstellung der Archi-
tectural League in New York waren die Originalzeich-
nungen für die Mosaiken der amerikanischen Kirche
St. Paul in Rom von Sir Edward Burne-Jones. Dieselben
wurden von Mr. George W. Breck, bis vor kurzem Direktor
der amerikanischen Akademie in Rom, in einem Lager-
räume an der Kirche entdeckt. Ihr Interesse ist durch
den Umstand erhöht, daß sie Randbemerkungen von
Burne-Jones' eigener Hand enthalten, die technische Aus-
führung betreffend. Die amerikanische Pauluskirche in
Rom wurde 1879 vom berühmten englischen Architekten
Street erbaut und Burne-Jones schmückte die Apsis mit
Mosaiken.

Am Metropolitan Museum of Art in New York wurde
ein öffentlicher Führerdienst eingeführt. Dem Publikum
wird hiermit Gelegenheit geboten, das riesenhaft ausge-
dehnte und nicht gerade übersichtlich geordnete Museum
gegen geringen Entgelt unter sachgemäßer Führung be-
sichtigen zu können. Ähnliche Einrichtung besteht am
Bostoner Museum of Fine Arts schon seit Jahren, und
wie man den Berichten desselben Museums entnehmen
kann, übt sie eine höchst erfolgreiche Tätigkeit aus. Mit
dem Neubau des Museums erhielt der Führerdienst auch
eine Reorganisation.

Im National Arts Club in New York findet gegen-
wärtig eine Ausstellung von Werken von William M. Chase
 
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