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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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Römischer Brief, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0178

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339

Nekrologe

340

sonders der romantischen Zeit mit der römischen
Campagna Beziehungen haben.

Für diese besondere Abteilung der Ausstellung in
der Engelsburg sind eigene Kommissare aus den
verschiedenen Ländern ernannt worden und für den
deutschen Saal sind folgende Herren dazu gewählt:
Geheimrat Paul Kehr, Professor Ernst Steinmann,
Professor Arthur Haseloff, Maler Max Roeder, Dr.
Friedrich Noack.

Für das Jahr 1911 soll auch das Museo della
Villa dl Papa Glullo in der gleichnamigen Villa,
welche sich auf dem neuen Verbindungsweg zwischen
der Villa Borghese und dem Ausstellungsrevier in
Prati di Castello befinden wird, ganz neu geordnet
sein und von der Tätigkeit Professor Giuseppe Colinis,
des jetzigen Direktors, kann man wirklich sagen, daß
sie bewunderungswürdig ist.

Die schöne päpstliche Vigna Julius III. hat wohl
seit den Tagen ihrer Erbauung keine schöneren Tage
gesehen. Die großartige Villa und ihre Anlagen, von
welchen Boissard gesagt hatte: Occupant fere omnes
colles, qul ab urbe ad pontem Mllvlum protenduntur
war im Laufe der Jahrhunderte zum Rang einer pro-
visorischen Kavalleriekaserne herabgesunken. Das darin
eingerichtete Museum hatte wohl dem Schlimmsten
abgeholfen, aber die Direktoren hatten sich immer
wenig um den verunstalteten Palast, um das zerfallene
Nymphaeum bekümmert, so daß die luftigen edlen
Renaissancehallen, in denen Julius III., unbekümmert
um die Streitigkeiten wegen des Tridentinischen Kon-
gresses und um die Franzosen Heinrichs II., die bis
in das Herz Italiens vorgedrungen waren, ganz den
Musen und den schönen Künsten gelebt hatte, von
Tag zu Tag verfielen und dem unvermeidlichen Ruin
entgegengingen. Professor Colinis Ernennung zum
Direktor des Museo di Papa Giulio hat der verlassenen
Villa neues Leben gegeben und die in den letzten
Monaten gefertigten Arbeiten zeigen, wie wichtig die
Restaurierungsprinzipien dieses Prähistorikers und
Ethnographen sind, so wichtig, daß mancher Kunst-
gelehrter sich ein Beispiel daran nehmen könnte. Mit
großem Geschick hat Dardano Bernardini, der König
der römischen Skulpturenrestauratoren, die feinen Stuck-
reliefs der hinteren Loggia von den jahrhundertalten
Moosschichten befreit und die ganze Grazie der etwas
losen aber feinen Kompositionen ist zum Ausdruck
gekommen. Die schöne Halle, welche sich im Hinter-
grund des ersten Hofes erhebt und die als Szene bei
Vorstellungen diente, denen der Papst von seinem Hof
aus in dem halbrunden Portikus des Erdgeschosses
beiwohnte, ist ganz und gar von den häßlichen Zutaten
befreit worden und auf einem der Pilaster ist die
Inschrift zum Vorschein gekommen: Bartholomeo
Amannato architedo florentlno. Die schönen Granit-
säulen und darüber die Karyatiden ausCipollino stehen
jetzt frei, und unbeschreiblich schön ist es, in der
Halle zu stehen und hinunter auf das Nymphaeum zu
schauen, welches mit sorgfältiger Liebe restauriert ist,
und durch die wieder aus dem Brunnen springende
Aqua virgo das neue Leben freudig zu begrüßen
scheint. Alle Feinheiten der Kapitelle, der Ornamente

hat die kundige Hand des Restaurators wieder ans
Tageslicht gebracht und der fröhliche schönheitstrunkene
Geist des Cinquecento scheint hier wieder seinen Ein-
zug gehalten zu haben. Schade, daß die großen
Gärten, welche die Villa einst umringten, verschwunden
sind. Die Anlagen der Villa Strohlferni, die der Villa
Sinibaldi mit ihren schönen Pinien und Steineichen
gehörten einst dazu und sind seit langer Zeit in Privat-
händen. Zwei große neue Arme mit Lichtsälen sollen
sich rechts und links an das Hauptgebäude anschließen
und der rechte davon, hundert Meter lang, ist schon
gebaut, und man arbeitet jetzt emsig daran, die Aus-
grabungsfunde der letzten Zeit darin aufzustellen. In
den ersten Sälen werden die Terrakotten der Tempel
von Civitacastellana, von Vignale und von Conca
ihren würdigen Platz finden und nicht nur die Archäo-
logen, sondern alle Kunstliebenden, denen es gegeben
sein wird, diese bis jetzt in den Magazinen verschlosse-
nen Schätze zu bewundern, werden ihre Freude an
den originellen und oft künstlerisch so hochstehenden
kleinen Tonplastiken haben. Andere Säle werden
das Gräbermaterial der Nekropolen von Satricum,
Capena, Ternl und anderen antiken Kulturstätten ent-
halten, aber der interessanteste Raum wird wohl der
schöne Saal im Erdgeschoß werden, in welchem Prof.
Colini die kostbare Sammlung von Altertümern aus
Praeneste ausstellen wird, die der Staat vor kurzem
vom Fürsten Barberini gekauft hat und die außer
interessanten Gold- und Elfenbeingegenständen vom
8. bis zum 5. Jahrhundert die herrlichsten etruskischen
Cisten enthält und viele der mit feinsten Zeichnungen
geschmückten Spiegel.

Das bis jetzt halbvergessene Museum ist wirklich
zu neuem Leben erwacht und wird das dritte Glied
der Kette öffentlicher Sammlungen bilden, an deren
Verbindung man jetzt arbeitet. Den kunstliebenden
Romfahrer wird eine breite Allee vom Museo Borghese
durch die grüne Villa zum neuen Gebäude der
Nationalgalerie moderner Kunst führen und von da
zum Museo di Villa Giulia. In den Hallen, die ein
kunstliebender, lebensfreudiger Papst errichtet hat,
wird er neben den ernsten Sammlungen prähistorischen
Gräbermaterials sich an den Erzeugnissen des feinsten
antiken Kunstgewerbes ergötzen können. FED. /£

NEKROLOGE

Johannes Schilling f- I" Klotzsche-Königswald bei
Dresden ist in der Nacht zum 22. März an einem Schlag-
anfall nach Influenza der Bildhauer Johannes Schilling im
82. Lebensjahre gestorben. Als Schöpfer des National-
denkmals auf dem Niederwald zur Erinnerung an die Siege
von 1870/71 und an die Wiedererstehung des Deutschen
Reiches (enthüllt am 28. September 1883) genoß Schilling
einen weithin bekannten volkstümlichen Namen, seinen
künstlerischen Ruhm aber begründete er durch die reiz-
vollen Gruppen der vier Tageszeiten auf der Treppe der
Brühischen Terrasse zu Dresden (1861—1872). Schillings
künstlerisches Schaffen wurde bestimmt durch seine Lehr-
jahre bei Ernst Rietschel in Dresden (1845—1850) und
durch seinen Sinn für poetische Auffassung und anmutige
Formgebung. Dieser Anlage entsprechen freilich nicht die
zahlreichen monumentalen Aufgaben, die Schilling jahr-
zehntelang zugefallen sind und deren Lösungen sich zu-
 
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