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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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Osborn, Max: Berliner Ausstellungen
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Aus Amerika
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0212

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Aus Amerika — Personalien

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bildern, Looschen, Schlichüng, Langhammer, Utk,
Skarbina mit ihren jüngsten Werken; von den Jünge-
ren Fritz Pfuhle, der von Jahr zu Jahr aufwärts steigt
(mit einer schönen, halb stilisierten Madonnengruppe
von Mutter und Kind), und Adele von Finck, eine
entlaufene Sezessionistin. Bei den Münchnern fallen
kecke Frauenakte von Heinrich Brüne auf und eine
frisch gemalte und lebendig gegebene Gruppe »Die
Malschüler« von Hermann Gröber; bei den Düssel-
dorfern eine Gartenszene mit Frühstücksstilleben und
lesender junger Dame von Josse Gooßens, fleckig-breit
gemalt ä la Putz; bei den Dresdnern Ernst Burmesters
bekannter»Ringkampf« mit den schön gezeichneten Jüng-
lingsakten; bei den Königsbergern Karl Albrechts Porträt
seiner Gattin. Auch einige neue Namen tauchen auf; so
der Züricher Ernst Wiirtenberger, der eine amüsante
Hodleriade »Kuhhandel« geschickt hat, weiter der
Prager Vaclav Mäly (»Prozession im Böhmerwald«)
und der Wiener B. Pinell-Kpller (»Frühmarkt«), der
von fern an Andri erinnert. Zwischen den Deutschen
hängen auch ein paar Ausländer; zwei Bilder von
Eugene Laermans seien davon genannt.

Mit der Plastik ist im ganzen nicht viel Staat zu
machen. Dagegen sind Graphik und Architektur dies-
mal besonders reichlich bedacht. Wo ist übrigens
die der Regel nach fällige Ausstellung des preußischen
Bautenministeriums hingekommen? —

MAX OSBORN.

AUS AMERIKA

Ein neuer Flügel ist kürzlich im Metropolitan Museum
of Art, New York, dem Publikum zugänglich gemacht
worden. In demselben fand die berühmte Hendschelsche
Sammlung von kunstgewerblichen Gegenständen und Holz-
skulpturen Aufstellung. Die Sammlung, durch den be-
kannten Pariser Regierungsbaumeister zusammengebracht,
ist von Pierpont Morgan angekauft und dem Museum über-
geben worden. Die jetzige Aufstellung ist, dank den Be-
mühungen des Dr. Valentiner, eine mustergültige. Sie
lehnt sich ganz an die Berliner Museumsmethode an. Der-
selbe Flügel enthält auch den stattlichen Ausstellungssaal,
in dem die Hudson-Fulton Exhibition stattfand. Derselbe
soll zukünftigen Leihausstellungen dienen. Die erste der-
selben gilt dem großen Whistler. Es sind nur Bilder und
Skizzen, nicht aber Radierungen, zur Anschauung gebracht.
Dies ist die reichhaltigste Auswahl von Whistlers Werken,
die jemals stattgefunden hat, und überflügelt in vieler Be-
ziehung auch die denkwürdige Londoner Ausstellung.

Unter den Neuerwerbungen desselben Museums können
wir eine farbige Stuccomadonna in der Art des Andrea
Verrocchio, einen kleinen Bronze-Herkules wahrscheinlich
von Bertoldo di Giovanni, dem Schüler und Gehilfen Dona-
tellos, und mehrere italienische Bronzereliefs, von einem
Tintenfaß herrührend, aus dem 15. Jahrhundert verzeichnen.
Als Schenkungen kamen neuerdings ins Museum eine Por-
trätstudie des Mr. Edward Kennedy von Whistler und eine
Gruppe, Pygmalion und Qalatea, von Rodin. In dem oben
genannten neuen Flügel ist auch eine große Sammlung von
amerikanischem Kunstgewerbe aufgestellt worden.

Die Montross Gallery in New York wurde kürzlich mit
einer retrospektiven Leihausstellung amerikanischer Maler
eröffnet. Dewing, Tryon und Whistler sind die bemerkens-
wertesten der vertretenen Künstler. Unter den drei Werken

von Whistler befand sich die »Variation in Rosa und Grau
(Chelsea).«

In seinem Landhaus zu Summit, N. ]., starb im Fe-
bruar Worthington Whitredge, einer der bekanntesten Land-
schaftsmaler Amerikas. Er gehörte noch zu der alten Schule,
die sich um Inneß gruppierte. Er war 1820 in Ohio ge-
boren, unter anderem auch eine Zeitlang Andreas Achen-
bachs Schüler.

Henry Ulke, der kürzlich verstorbene deutsch-ameri-
kanische Bildnismaler, ist mit Recht der »Präsidentenmaler*
genannt worden. Seit einem halben Jahrhundert hat er
jeden Präsidenten für das Weiße Haus porträtiert. Uike
war aus Frankenstein gebürtig.

Das Bostoner Museum of Fine Arts hat eine überaus
lobenswerte Neuerung im Museumsdienst eingeführt. Es
sollen fortan im Museum sämtliche Kunstwerke, die in Bo-
ston oder Umgebung sich in Privat- oder öffentlichen Ge-
bäuden befinden, in einem Register verzeichnet werden,
um auf diese Weise dem Publikum die Übersicht des Kunst-
bestandes zu erleichtern. Die Initiative der Museumsver-
waltung fand auch die weitgehendste Unterstützung bei dem
Publikum, wie bei den Behörden. Es wäre eine wahre
Wohltat, wenn diese Neuerung auch in anderen Städten
der Union Aufnahme fände!

Mrs. Potter Palmer hinterlegte bei dem Art Institute
von Chicago eine Stiftung, deren Einkommen, 1000 Dollars
jährlich, dem besten amerikanischen Gemälde des Jahres
zufallen soll.

Das »Department of Fine Arts« im Smithsonian Insti-
tution in Washington veröffentlichte kürzlich sein erstes
Report, von Richard Rathburn abgefaßt, unter dem Titel
'The National Gallery of Art« (Washington 1910. Regie-
rungsdruckerei). Diesem zufolge besteht die amerikanische
Nationalgalerie der Hauptsache nach aus drei großen Schen-
kungen, die der Nation seit kurzem zufielen. Dieselben
kamen von H. L. Johnston, C. L. Freer und W. T. Evans.
Die Sammlungen umfassen die frühen Engländer, moderne
Amerikaner (darunter eine von keiner öffentlichen Samm-
lung erreichte Zahl von Whistlers!) und alte chinesische
und japanische Gemälde (die bekannte Freersche Samm-
lung). Leider hat die Nation für diese hochherzigen Stif-
tungen keineswegs genügend gesorgt. Sie sind verschie-
dentlich in Washington leihweise abgegeben, und werden
nicht von bewährten Gelehrten verwaltet. ' b.

PERSONALIEN

Das neuerrichtete Ordinariat für Kunstgeschichte an
der Universität Freiburg i. B. ist jetzt Prof. Dr. Wilhelm
Vöge übertragen worden. Der Gelehrte, der in Freiburg
seit einem Jahr eine außerordentliche Professur innehatte,
war bis dahin, wie bekannt, in der Verwaltung der König-
lichen Museen zu Berlin tätig, als Direktorialassistent in
der Sammlung christlicher Bildwerke des Kaiser-Friedrich-
Museums.

+ München. Von der Münchner Künstlergenossenschaft
wurden für die Jury der Münchener Jahresausstellung 1910
im Glaspalast folgende Herren gewählt: Malerei: Adolf
Bock, Alexander Fuks, Professor, Franz Grässel, Karl Hart-
mann, Wilhelm J. Hertling, Paul Leuteritz, Richard Linderum,
Georg M. Meinzolt, Wilhelm Menzler, August Rieper, Julius
Schräg, Paul Thiem. Bildhauerei: Georg Albertshof er, Pro-
fessor, Karl Gg. Barth, Professor, Ludwig Dasio, Franz
Drexler, Karl Kiefer, Valentin Winkler. Baukunst: Eugen
Drollinger, Holbaurat, Hans Grässel, städtischer Baurat,
Eugen Hönig, Professor, Hugo Steffen. Graphik: Michael
Zeno Diemer, Professor, Max Hartwig, Joseph Neumann,
Wilhelm Rögge, Walter Ziegler.
 
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