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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig, Querstraße 13
Neue Folge. XXI. Jahrgang 1909/1910 Nr. 26. 20. Mai.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur »Zeitschrift für bildende Kunst« monatlich dreimal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfaßt 40 Nummern.
Die Abonnenten der »Zeitschrift für bildende Kunst« erhalten die Kunstchronik kostenfrei. — Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt
eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Oewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann,
Leipzig, Querstraße 13. Anzeigen 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen an.

LITERATURN UMMER -

Felix Graefe, Jan Sanders van Hemessen. Mit 28 Abb.
auf 24 Lichtdrucktafeln. — Kunstgeschichtl. Monogra-
phien XIII. Leipzig 1009. Karl W. Hiersemann.

Diese im Stande der Unschuld gearbeitete Studie be-
schäftigt sich mit Jan van Hemessen und dem sogenannten
Braunschweiger Monogrammisten. Sie kommt zu dem
Schlüsse, daß diese beiden Meister identisch seien. Begierig
sucht man in der Schrift nach neuen Stützen für die alte, von
Otto Eisenmann (der Verfasser schreibt stets: Eisemann)
aufgestellte Hypothese, leider vergeblich.

Oraefes Bilderlisten sind unvollständig — dies wäre zu
entschuldigen — sie sind aber auch unrein, was recht ge-
fährlich ist. Der Verfasser fügt ein Bild ein, das er selbst
besitzt, mit der Darstellung des Einzugs Christi in Jerusa-
lem. Van Mander beschreibt ein Bild dieses Gegenstandes,
wo er von Jan Sanders spricht. Graefe erkennt den Stil
des Braunschweiger Monogrammisten in seinem Bilde.
Also ... eine Stütze! Soweit ich nach der Abbildung ur-
teilen kann, ist aber der Einzug Christi keine Arbeit des
Monogrammisten. Auch die Kreuztragung in der Wiener
Akademie ist nicht von ihm. Auch der Hieronymus in
Salzburg, von dem übrigens viele Repliken existieren,
nicht von Hemessen.

Eine Vervollständigung der Listen will ich nicht geben
(darauf käme es ja nicht so sehr an). Daß gerade das
erste uns bekannte datierte Bild Hemessens fehlt, ein hl.
Hieronymus mit der Jahreszahl 1534, ehemals in der Wiener
Sammlung Strache (Auktion Weniger, Wien 1906), ist frei-
lich schlimm, ärger noch, daß das bedeutendste und
aufschlußreichste Werk, das wir von Hemessen besitzen,
unter den Bildern aufgeführt wird, die dem Meister »nahe-
stehen« (und in welcher Gesellschaft!). Ich spreche von
dem Rockox-Triptychon zu St. Jacques in Antwerpen. Diesem
Werke wird auch sonst übel mitgespielt. A. J. Wauters
publizierte es kürzlich als »Josse van Cleve«.

Die Berliner »Goldwägerin«, die ich im Berliner Galerie-
werke an das Werk Hemessens herangerückt habe, nimmt
Graefe auf, indem er sich auf Schubrings »Cicerone« be-
zieht, die Spinettspielerin (jetzt bei Ch. L. Cardon in Brüssel),
die ich öfters mit der Goldwägerin zusammen genannt habe
(das steht nicht nur im Galeriewerk, das ja niemand ge-
lesen hat, sondern auch im Berliner Katalog), erwähnt er
dagegen gar nicht.

Beim Zitieren stellt der Verfasser einen Rekord in
Sorglosigkeit auf. In der Liste der »Hemessen nahestehen-
den Bilder« findet man z. B.
Berlin:

Vielfiguriges Bild in schlechtem Zustand (Gassei?).

Auktion Lepke.
Bei Lepke haben mehr als 1000 Auktionen stattgefunden,
und an »vielfigurigen Bildern in schlechtem Zustand« hat's
selten gefehlt.

In dieser Liste steht auch neben anderen rätselhaften
Notizen:

Lissabon:

»Ein heiliger Hieronimus.« Escurial.

Die Hauptfrage steht nach der Lektüre dieser Schrift
genau so, wie sie vorher stand. Alles kommt auf die
Lesung des Braunschweiger Monogrammes an (das Graefe
nicht einmal korrekt reproduziert) auf die Auffindung des
von Hymans erwähnten Bildes, das ein ähnliches Mono-
gramm aufweisen soll, und schließlich auf die Stilfrage,
ob die nicht zu leugnende Differenz zwischen dem Mono-
grammisten und Jan Sanders durch den Unterschied des
Maßstabs und etwa durch Zeitabstand genügend gedeutet
werden könne.

Eine Klärung der Angelegenheit wird vielleicht durch
Prüfung der Ausführungen zu erlangen sein, mit denen
G. Glück in knapper Form eine neue Hypothese auf-
gestellt hat (Thieme-Becker, Lexikon I, S. 423 f. sub Jan
van Amstel). Der Monogrammist sei identisch nicht mit
Jan Sanders, wohl aber mit Jan van Amstel, den van Mander
als einen vortrefflichen Landschaftsmaler rühmt. Die Lesung
des Buchstabenknäuels in dem Braunschweiger Bilde ergibt
mit vollkommener Sicherheit nur: J S V M. Dies paßt zu
Jan van Amstel etwa ebenso gut (oder so schlecht) wie zu
Jan Sanders van Hemessen. Das A und das L sind zweifel-
haft in dem Monogramme.

Die leider nicht kontrollierbare Signatur des von Hy-
mans erwähnten Bildes (deutlich angeblich: J H M) würde
die Hemessen-Hypothese stützen können, vorausgesetzt,
daß der Stil des Bildes dem Stil des Braunschweiger
Monogrammisten entspräche.

Was van Mander über Jan van Amstel berichtet, paßt
nicht gerade schlagend zu dem Monogrammisten. Ein
schwer zu erklärender Umstand bleibt, daß die Hinter-
grundfiguren in gewissen Hemessen-Bildern sehr stark an
die Gestalten des Monogrammisten erinnern. Hiervon
ging Eisenmann aus. Beide Möglichkeiten, erstens: Jan
van Amstel hat Hemessens Kompositionen die kleinen
Figuren hinzugefügt, zweitens: Jan Sanders hat die Art
des Zeitgenossen in den Hintergrundfiguren nachgeahmt,
sind in Erwägung zu ziehen, befriedigen aber nicht recht.

Erledigt ist die Frage mit der neuen Hypothese keines-
wegs, und um die alte Hypothese steht's gar nicht so
schlecht, wie's jetzt scheint, nachdem ein guter Advokat
dagegen, ein weniger guter dafür gesprochen hat.

Friedländer.

Jan Fastenau, Die romanische Steinplastik in Schwaben.

Mit 82 Abbildungen im Text. Eßlingen a. N., 1907.

Paul Neff Verlag (Max Schreiber).
Das vorliegende Buch hält nicht ganz, was sein Titel
verheißt, nach dem wir eine Geschichte der romanischen
Steinplastik in Schwaben oder einen Überblick über ihre
 
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