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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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Personalien — Wettbewerbe — Denkmalpflege

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meist doch das Typische und Kennzeichnende des Berliner
Straßenbildes beherzt herausgriffen und neben ihrem feinen
malerischen Wert zugleich den künstlerisch erfaßter Zeit-
dokumente tragen. Der pikante Wettstreit des natür-
lichen und künstlichen Lichts bei einbrechender Dämmerung,
oder am Abend der gelb strahlenden Gaslaternen mit den
weißlichen elektrischen Bogenlampen, den Lichtern der
Schaufenster und den bunten, Leuchtkugeln gleichen
Signalen, die hier und dort auftauchen, die tanzenden und
gleitenden Spiegelungen bei Regenwetter, die farbigen
Reflexe frischer oder tauiger Schneemassen wurden nun
seine Domäne. Er suchte ähnliche Effekte überall auf,
auch in den kleinen süddeutschen Nestern, die er später
gelegentlich durchstreifte (etwa in Dinkelsbühl), oder in
der Friedhofsszene seines Pariser »Allerseelentages«.
Daneben schuf er bei seinen Reisen durch Belgien und
Frankreich allerlei farbig belebte, temperamentvolle Bilder
aus der malerischen Wirklichkeit, die er durchstreifte; so
die bekannte »Fischauktion in Blankenberghe«, den »Hof
einer Farm in der Picardie«, der in der Neuen Pinakothek,
das »Belgische Cabaret«, das in Dresden, die »Spitzen-
klöpplerinnen in Brügge«, die in der Nationalgalerie hängen.
Vor etwa zehn Jahren war eine gewisse Ermattung in
Skarbinas Arbeit zu konstatieren; weder seine Interieurs
aus märkischen Schlössern, die eine friderizianische oder
moderne, ziemlich konventionelle Staffage erhielten, noch
die figurenreichen Gruppenbilder, die den Besuch Kaiser
Wilhelms II. in der Schiffsbautechnischen Gesellschaft und
eine Vorlesung Ernst von Bergmanns schilderten, hatten
die alte koloristische Verve und die frühere Feinheit
des Lichterspiels. Zuletzt aber nahm der Künstler einen
neuen Aufschwung, und selbst ein so schwieriges Thema
wie die Ausführung des offiziellen Auftrags, ein Gemälde
der Wahldemonstration vom Februar 1907 vor dem Berliner
Schlosse zu komponieren, glückte ihm überraschend gut.
Es war die allgemeine Ansicht, daß dem Künstler, der
freilich sein Lebenswerk schon seit langem gestempelt
hatte, doch noch einmal eine fruchtbare Schaffensperiode
beschieden sein werde. Die Trauer um seinen Tod war
in Berlin eine sehr aufrichtige und herzliche. — Jahrelang
hat Skarbina auch dem Lehrkörper der Berliner akademi-
schen Hochschule angehört. Schon 1878 war er dort ein-
getreten und zehn Jahre später zum Professor ernannt
worden, doch nach einem Konflikt mit Anton von Werner,
der damals allgemeines Aufsehen erregte, legte er 1893,
gemeinsam mit Hugo Vogel und A. von Heyden, sein Amt
nieder. Als bald darauf die Berliner Sezession begründet
wurde, trat Skarbina ihr bei und übernahm den Posten
des zweiten Vorsitzenden; aber schon nach zwei Jahren
trennte er sich von den alten Kampfgenossen und stellte
seitdem wieder am Lehrter Bahnhof aus.

Professor Alexander Kips, bis 1. Juli 1908 technischer
Direktor der Kgl. Porzellan - Manufaktur in Berlin, ist in
Berlin, wo er am 22. Juli 1858 geboren war, im Alter von
51 Jahren gestorben. Ihm gebührt das Verdienst, der An-
stalt eine neue, ihrer Vergangenheit würdige Wirksamkeit
erschlossen zu haben. Küns'lerische Feinfühligkeit und
sicherer Blick für die technischen Möglichkeiten der Por-
zellanmalerei unterstützten ihn hier in gleicher Weise.

-f Nürnberg. Der Architekt Konradin Walther, Pro-
fessor an der hiesigen Kunstgewerbeschule, ist am 20. Mai
im Alter von 64 Jahren gestorben.

PERSONALIEN
+ Nürnberg. Der Direktor der bayerischen Gemälde-
galerien Geheimrat Dr. Hugo von Tschudi wurde vom
Ministerium zum Mitglied des Verwaltungsausschusses des
Germanischen Museums ernannt.

Hugo Steiner-Prag und Georg Schiller, beide
Lehrer an der Königlichen Akademie für Buchgewerbe in
Leipzig, haben den Titel Professor erhalten.

Bildhauer Ludwig Habich, bisher Professor für deko-
rative Plastik an der Technischen Hochschule in Stuttgart,
hat eine Berufung auf die durch den Weggang Donndorfs
freigewordene Stelle an der Kunstakademie daselbst ange-
nommen.

+ München. Die Jury für die Internationale Kunst-
ausstellung 1910 der Sezession setzt sich aus nachfolgen-
den Herren des Ausschusses dieser Künstlervereinigung
zusammen: Akademieprofessor Hugo Freiherr v. Haber-
mann, Maler, I. Präsident; Professor Albert v. Keller,
II Präsident; Richard Winternitz, Maler, I. Schriftführer;
Professor Cipri Adolf Bermann, Bildhauer, II. Schriftführer.
Ferner die Herren: Professor K. J. Becker-Gundahl, Maler;
Hans Borchardt, Maler; Joseph Damberger, Maler; Pro-
fessor Julius Diez, Maler; Akadeniieprofessor Ludwig Her-
terich, Maler; Akademieprofessor Angelo Jank, Maler;
Professor Hubert Netzer, Bildhauer; Akademieprofessor
Franz v. Stuck, Maler; Charles Tooby, Maler; Professor
Dr. Fritz v. Uhde, Maler.

WETTBEWERBE
Im Preisausschreiben des »Verbandes der Kunst-
freunde in den Ländern am Rhein« für eine Rheinland-
schaft, das unter den Künstlern des Verbandsgebiets aus-
geschrieben war, erhielt den ersten Preis von 2000 Mark
der Maler Arthur Gz-z'/nw-Karlsruhe für das Bild »Der Rhein
bei Säckingen«, den zweiten Preis von 1000 Mark der Maler
Hans ScA/wrf&r-Karlsruhe für das Bild »Wasserfall«. Aus
den übrigen zum Wettbewerb eingelaufenen Bildern wurden
von den Preisrichtern etwa 20 ausgewählt und der Aus-
stellung »Der Rhein im Bild« eingereiht. Nach Schluß der
Ausstellung gehen die beiden preisgekrönten Bilder in den
Besitz der Stadt Mainz über und werden der Städtischen
Galerie eingefügt.

-f- Salzburg. Von den 64 eingelaufenen Projekten zum
Bau eines Mozarthauses wurden diejenigen der nach-
stehenden Bewerber von der Jury mit Preisen ausgezeichnet:
1. Preis: Prof. Richard Berndl, München; 2. Preis: Archi-
tekt Fabiani, Wien; 3. Preis: Baurat Wurm, Arnkreuz bei
Wien.

Das Preisgericht für den Wettbewerb um den Hei-
delberger Rathaus-Neubau hat beschlossen, die Gesamt-
summe der Preise von 10500 Mark in Gestalt eines ersten
Preises von 4500 Mark und zweier zweiten Preise von je
3000 Mark zu verteilen und den ersten Preis dem Entwurf
des Architekten W. Graf-Stuttgart, die zwei zweiten Preise
Militärbauinspektor R. Perignon-Würzburg und Regierungs-
baumeister A. Herberger-Aschaffenburg sowie den Stutt-
garter Architekten Hummel und Förster zuzuerkennen.

DENKMALPFLEGE

Elfter Tag für Denkmalpflege in Danzig am 29.
und 30. September 1910, Programm: 28. September
8 Uhr abends Begrüßungsabend im »Artushof«. Offizielle
Begrüßungen und Ansprachen. Geschäftliche Mitteilungen.
Geselliges Beisammensein. — 29. September, erste Sitzung
im großen Saale des Hotel »Danziger Hof«, Beginn 9 Uhr
vormittags, Tagesordnung 1. Jahresbericht, erstattet durch
den derz. Vorsitzenden des geschäftsführenden Ausschusses
Geheimen Hofrat Professor Dr. von Oechelhaeuser-Karls-
ruhe; 2. »Hochschulunterricht und Denkmalpflege«. Refe-
rent: Regierungsrat Blunck-Berlin; 3. »Methodik der Aus-
grabungen«. Referent Prof. Dr. Dragendorf-Frankfurt a. M.;
 
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