Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

DOI Artikel:
Schmidt, Karl Eugen: Die Pariser Salons
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0259

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
501

Nekrologe — Denkmalpflege — Archäologisches

502

andere öffentliche Orte geliefert hat, zeigt sich in dieser
Malerei matter und blutleerer, als man es von seinen
Jahren erwarten sollte. Er hat allerdings deren 72,
aber da ist der einundneunzigjährige Harpignies, der
immer noch Landschaften malt, die man mit wahrem
Vergnügen anschaut, also daß man sich der Hoffnung
hingibt, Harpignies werde Tizian nicht nur im Alter,
sondern auch in der Erhaltung seiner künstlerischen
Kraft einholen. Detaille, dem Laurens mit diesem großen
Gemälde ins Handwerk pfuscht, hat auch zwei Riesen-
bilder ausgestellt, und neben der Arbeit von Laurens
sehen sie wahrlich recht gut aus, beinahe lebendig,
soweit Zinnsoldaten eben lebendig aussehen können.

Ich würde gerne irgend etwas aus diesem Salon
nennen, was geeignet wäre, das Interesse weiterer
Kunstkreise festzuhalten, aber wenn ich die Notizen
anschaue, die ich mir in meinen Katalog gemacht
habe, finde ich nichts, was die behagliche Höhe der
Mittelgebirge hoch genug überragte, um als auffallender
Gipfel bezeichnet werden zu können. Vielleicht, ja
gewiß, ist daran schuld, daß alles in diesem Salon
auf einer gewissen Höhe steht. Alles ist durch eine
tüchtige Schule gegangen, und alle diese Leute haben
ein achtbares Talent. Viele von den hier ausgestellten
Sachen würden vermutlich als hohe Alpengipfel auf-
fallen, wenn sie zum Beispiel bei den Unabhängigen
ausgestellt wären. Denn schließlich beruht alles nur
auf dem Vergleich, und wo alles tüchtige Mittelware
ist, mag es schwer halten, die Umgebung zu über-
ragen. Bei den Unabhängigen stellen so absolute
Nichtskönner aus, daß dort unter Umständen auch
das brave Mittelgut schon auffallen kann. Damit mögen
sich die Leute trösten, die vielleicht ihre Arbeiten hier
erwähnt zu finden hofften, und deren Wunsch schon
darum nicht erfüllt werden kann, weil es nicht mög-
lich ist, mehr als achttausend Kunstwerke eingehend
in einem Aufsatze zu besprechen, der nicht viel mehr
Buchstaben umfaßt. KARL EUGEN SCHMIDT.

NEKROLOGE

+ München. Im Kreise seiner Freunde, in der Allotria
wurde am 18. Juni einer der bekanntesten Münchener
Künstler älterer Generation, Rudolf von Seitz, Professor
an der Akademie der bildenden Künste und Ehrenkonser-
vator des Bayrischen Nationalmuseums, tötlich vom Schlage
gerührt. Geboren am 15. Juni 1842 als Sohn eines gleich-
falls künstlerisch tätigen Vaters, Franz von Seitz, erhielt
er seine Ausbildung in der Schule Pilotys und arbeitete
sich bald zu einem der Ersten jener Künstlerschar empor,
deren ganzes Schaffen und Trachten auf den großen Er-
rungenschaften der Renaissance fußte. War er kein Neuerer
und Bahnbrecher des Stils, so war er doch in seiner Rich-
tung ein Mann von Geschmack, dessen reiche künstlerische
Betätigung namentlich dem Kunstgewerbe zugute kam,
dessen Liebe für die alte Kunst ihn auch auf dem Gebiete
der Museumspflege für München von Bedeutung werden
ließ. So wurde er wegen seiner Verdienste um die
Einrichtung des Neuen Nationalmuseums zum Ehren-
konservator dieses Instituts ernannt. Als Lehrer an der
Münchener Akademie wirkte der Verstorbene seit dem
Jahre 1888.

DENKMALPFLEGE
In der ehemals Böcklinschen Villa zu San Dome-
nico bei Florenz (jetzt im Besitz des Geh. Kommerzien-
rats Arnhold-Berlin), einer von Deutschen viel besuchten
Stätte, befindet sich eine Loggia, die der Meister 1896 im
pompejanischen Stil und gleicher Technik ausgeführt und
mit einer Fülle reizvoller ornamentaler und figürlicher De-
tails geschmückt hat. Durch äußere Umstände (Defekt in
der Dachung und Offenstehen) hatte die Malerei gelitten
und es mußten die schadhaft gewordenen Teile restauriert
werden, eine Arbeit, die nunmehr von dem Münchener
Maler Ernst Berger in sachkundiger Weise ausgeführt wor-
den ist.

-f- München. Das von Joseph Effner erbaute Preysing-
Palais, über dessen durch einen Umbau in Aussicht
stehende Verunstaltung die Kunstchronik in Nr. 23 dieses
Jahrganges berichtet hatte, bleibt nun glücklicherweise in
seinem alten Zustand erhalten. Aus den Kreisen bayrischer
Adliger hat sich unter dem Namen »Klubhaus Preysing-
Palais München« eine Gesellschaft m. b. H. gebildet, die
das Gebäude erwerben und, wie ihr Titel besagt, als Klub-
haus einrichten wird und sich außerdem verpflichtet hat,
ohne Allerhöchste Genehmigung des Landesherrn weder
im Innern noch an den Fassaden des Palais irgendwelche
bauliche Veränderungen vorzunehmen.

ARCHÄOLOGISCHES

Die Arbeiten der British School of Archaeology
in Ägypten. Außer dem Egypt Exploration Fond ist be-
kanntlich auch eine zweite englische Gesellschaft, die British
School of Archaeology, mit archäologischen Werken in Ägyp-
ten beschäftigt. An ihrer Spitze steht der erfahrungsreiche
und gelehrte Prof. Flinders Petrie, der schon seit mehreren
Dezennien Ausgrabungen in Ägypten geleitet hat. In dem
letzten Jahre arbeitete, wie wir »The Times« entnehmen,
die British School of Archaeology hauptsächlich in dem
durch seine Stufenpyramide berühmten Meydum ungefähr
60 km südlich von Kairo. Die Arbeiten daselbst sind von
großer Wichtigkeit für die Geschichte der Architektur, da
in Meydum die älteste Pyramide und die früheste Reihe
von mit Skulpturen geschmückten Gräbern zu finden ist.
Als vor 19 Jahren Flinders Petrie zuerst zu Meydum ar-
beitete, konnte er zahlreiche Probleme nur anschneiden.
Ihrer Lösung galt die Arbeit des letzten Jahres. Die archa-
ischen mit Reliefs geschmückten Gräber hatten von den
eingeborenen Grabräubern stark gelitten, nachdem sie, bei
Gelegenheit der daselbst gemachten Faksimile-Zeichnungen
der Wanddekorationen, frisch ausgegraben worden waren.
Sir Gaston Maspero hat deswegen entschieden, daß die
Skulpturen von dort entfernt werden sollten. Wie schwierig
diese Arbeit war, kann man daraus entnehmen, daß es
sich um eine Mauerlänge von mehr als 30 Metern und einer
Höhe von 3 Metern handelte und daß die Mauer viele
Sprünge und Splitter aufweist. Zwei der Grabkammern
weisen ganz einzigartige Arbeit auf, indem die Farben in
tiefe eingeschnittene Höhlungen eingelegt sind, damit ihre
Resistenz um so größer sei. Die British School hat für
ihre verdienstvolle Arbeit das Anrecht auf eine dieser Grab-
kammern erhalten. Die hauptsächlichste Grabarbeit richtete
sich dahin, die Grabkammern des größten Grabes zu finden,
das aus einem immensen, über 100 Meter langen Grab-
hügel besteht. Nach schwieriger Arbeit durch harte Schich-
ten, die hoch genug sind, um ein vierstöckiges Haus hin-
einzuplacieren, stieß man auf die Kammer, die ohne irgend-
welchen Zugang von außen war. Sie war abgeschlossen
und unzugänglich gemacht worden, ehe der Grabhügel
darüber aufgetürmt worden war. Man mußte also das
 
Annotationen