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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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Noack, Friedrich: Urkundliches über Adam Elsheimer in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0265

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig, Querstraße 13
Neue Folge. XXI. Jahrgang 1909/1910 Nr. 32. 8. Juli.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur »Zeitschrift für bildende Kunst« monatlich dreimal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfaßt 40 Nummern.
Die Abonnenten der »Zeitschrift für bildende Kunst« erhalten die Kunstchronik kostenfrei. — Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt
eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Oewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E.A.Seemann,
Leipzig, Querstraße 13. Anzeigen 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen an.

===== Die nächste Nummer der Kunstchronik, Nr. 33, erscheint am 29. Juli ====-

URKUNDLICHES ÜBER ADAM ELSHEIMER
IN ROM
Von Friedrich Noack

Die ersten Mitteilungen von urkundlichen Lebens-
daten über Adam Elsheimer in Rom, die ich aus
römischen Archiven zusammengebracht habe, sind im
Register meines 1907 veröffentlichten Buches »Deut-
sches Leben in Rom« abgedruckt. Die mir damals
auferlegte Raumbeschränkung hinderte mich, bei Els-
heimer wie bei vielen anderen merkwürdigen Deut-
schen die aufgefundenen urkundlichen Notizen in
vollem Umfang zu geben, selbst da, wo es sich um
völlig Neues handelte. Ich glaube jedoch, den Kunst-
forschern, die sich mit dem römischen Maler deut-
scher Nation beschäftigen, die vollständige Kenntnis
dieses Materials nicht länger vorenthalten zu sollen,
da bei dem Mangel an zuverlässigen Lebensnach-
richten über den Künstler auch Unscheinbares, wenn
es nur verbürgt ist, einen Wert gewinnt.

Die zeitlich früheste der mir bekannt gewordenen
Urkunden bezieht sich auf die Vermählung Elsheimers.
Es ist die unterm 21. Dezember 1606 vom römischen
Vizeregenten ausgestellte Erlaubnis zur Eheschließung
(Licenza) im Archiv der Pfarrei S. Lorenzo in Lucina.
Dieselbe enthält außer den üblichen Formeln die
Namen der Brautleute: »Adamo Eleshimer de franche-
furt tedescho et Carla Antonia Testuard del detto
loco«, dann die Bemerkung, daß die Trauung »in
casa della sposa« stattfinden darf, statt in der Kirche,
und schließlich die Namen der Trauzeugen: »Gio-
vanni Fabro de Bamberga dottore in medicina, Pietro
Facchetti Mantuano, Paulo Brilli da Anversa in Fiandra«.
In Übereinstimmung damit berichtet das Heiratsregister
derselben Pfarrei am 22. Dezember 1606:

»Dominus Adamus Eleshimer de Francoforti et Do-
mina Carl'Antonia pariter de Francoforti in Germania,
degentes in nostra Parrochia ad viam Paulinam, con-
traxerunt matrimonium« usw. Zeugen waren: »Doctor
Joannes Fabro de Bamberga, Pietro Facchetto Man-
tuano et Paulo Brilli de Anversa«. Dazu wird be-
merkt: »Hoc matrimonium fuit contractum in domo
ob licentiam Reverendissimi Domini Vicegerentis
propter infirmitatem sponsae«.

Wir lernen hieraus drei Personen aus dem Be-
kannten- bezw. Freundeskreis des Malers kennen; vor
allem sind damit die nahen persönlichen Beziehungen

Elsheimers zu dem flämischen Landschaftsmaler Paul
Brill festgestellt, der seit ungefähr 1583 in Rom tätig
war und zur Zeit jener Vermählung in der Maler-
akademie S. Luca das Amt des Schatzmeisters versah.
Als Mitglied derselben Fachgenossenschaft ist der sonst
unbekannte Maler Pietro Facchetto aus Mantua von
1591 bis 1619 aus den Akademieakten nachweisbar;
er wird in älteren Romführern als Urheber eines
Ölgemäldes des Hauptsaals der Vaticana bezeichnet,
worauf dargestellt ist, wie Domenico Fontana dem
Papst Sixtus V. den Plan der Bibliothek vorlegt. Der
Arzt Johann Faber (oder Schmidt?) aus Bamberg ist
ist bis zu seinem am 17. September 1629 erfolgten
Tod in Rom tätig gewesen, wo er sich am 19. August
1612 mit der Tochter eines Deutschen vermählt hat
(Pfarrarchiv von S. Nicola in Arcione); er hat sein
Grab in der Anima gefunden.

Dem jungen Ehepaar Elsheimer wurde nun am

4. Oktober 1608 ein Sohn geboren, der am 10. Ok-
tober in S. Lorenzo in Lucina getauft worden ist.
Das Taufbuch sagt darüber:

»Joannes Franciscus filius Domini Adam — elsm
(durchgestrichen) —- Chell — sere (durchgestrichen) —
mey ex Francofurto in Germania et Dominae Carolae
Antoniae de Stuarte ex eadem patria, uxoris ejus,
degentium in nostra parocchia in via bergomensium,
natus die 4. hujus baptizatus est a me Silvestro Ocona
C. R. M. et susceptus a Domino Joane Fabro bam-
bergensi germano et a Domina Lavinia Ugolina La-
tina romana.«

Hier erscheint als Taufpate und Freund des Hauses
wieder der Bamberger Arzt, daneben eine römische
Patin, nach Volksgebrauch wohl die Hebamme. Die
Straße, in der laut diesem Taufprotokoll das Ehepaar
wohnte, ist die heutige Via dei Greci. Bald nach der
Geburt sind die Elsheimers aber in die Via del Ba-
buino (damals Paolina genannt), gegenüber der grie-
chischen Kirche, verzogen, wie aus dem um Ostern
1609 aufgenommenen Personenstand der Pfarrei

5. Lorenzo in Lucina hervorgeht, wo »Adamo Els-
himus pittore« mit Frau »Carl-Antoni« verzeichnet ist.
Das einzige Kind ist hier nicht mit aufgeführt, da es
wohl nach römischer Sitte in die Pflege einer Amme
gegeben war. Von anderen Kindern Elsheimers ist
weder in dem jährlich aufgenommenen Personenstand
(Status Animarum), noch in den Taufregistern von
 
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