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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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Noack, Friedrich: Urkundliches über Adam Elsheimer in Rom
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0267

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517

Nekrologe — Personalien — Denkmalpflege — Denkmäler — Ausgrabungen

518

die Malerei und verwandte Künste wie Stickerei, Ver-
golderei usw. betrieben, und eine große Zahl von
Kunsthandwerkern, die für die Kunstgeschichte be-
deutungslos waren, gehörte dieser »Universitä delli
pittori, miniatori, ricamatori, banderarj et battilori« an.
Adam Elsheimer hat bei Lebzeiten niemals eine Rolle
in der Akademie gespielt wie etwa sein Freund und
Meister Paul Brill, der einige Jahre lang Schatzmeister
und im Jahre 1620 sogar Princeps von S. Luca war.
In den handschriftlichen Akademikerlisten ist sein Name
überhaupt nicht aufgeführt, und er scheint auch sehr
wenig mit der Zunft verkehrt zu haben. Nur zwei-
mal habe ich seinen Namen in den Akten der Aka-
demie erwähnt gefunden. Das erstemal bei Gelegen-
heit des Lukasfestes 1607 (18. Oktober), wo »Adamo
Ezemieri« das übliche Festgeschenk von 20 bajocchi
an den camerlengo Brill ablieferte, und das zweite-
mal in einem bis zum Jahre 1672 reichenden Ver-
zeichnis der »Ritratti dei pittori morti«. Diese Liste
von Bildnissen verstorbener Maler im Besitz der
Akademie führt u. a. auf: »Adamo Elesmer 1625«.
Die beigesetzte Jahreszahl bezeichnet das Datum der
Einlieferung oder Schenkung des Bildnisses an die
Akademie. Wer das Porträt des römischen Malers
deutscher Nation gestiftet hat, erfahren wir nicht; aber
die Tatsache, daß es erst fünfzehn Jahre nach seinem
Tode geschah, ist beredt genug. Sie scheint doch
nichts anderes zu sagen, als daß das so vielen Künst-
lern beschiedene Geschick, erst nach ihrem Ableben
volle Anerkennung zu finden, auch Adam Elsheimer
nicht erspart geblieben ist, und damit wäre ja zum
Teil auch die materielle Lebensnot erklärt, von der
uns seine Biographen erzählen.

NEKROLOGE

Am 29. Juni ist im 66. Lebensjahre der in weitesten
Kreisen bekannte Verlagsbuchhändler Geh. Kommerzienrat
Wilhelm Spemann in Stuttgart gestorben, ein fein-
gebildeter, außerordentlich begabter und vornehm denken-
der Mann, dem auch die Kunstwissenschaft viel zu verdanken
hat. Spemann war vielseitig befähigt, voller Idealismus und
reich an fruchtbaren Ideen. Mit dem künstlerischen Leben
der Württembergischen Hauptstadt war er eng verknüpft
und interessierte sich für die Pflege der Musik. In jungen
Jahren hat er längere Zeit Italien durchwandert und dort
Kunststudien getrieben. Seine vornehme Villa in der Reins-
burg-Straße in Stuttgart vereinigt eine auserlesene Samm-
lung von Kunstschätzen, vor allem treffliche Kopien klas-
sischer Werke. Er war Verleger einer großen Reihe von
Werken über Kunst, namentlich Architektur, unter denen
das von Graul und Stettiner herausgegebene »Museum«,
sowie das »Repertorium für Kunstwissenschaft«, sein »Kunst-
lexikon« und die »Goldenen Bücher« in erster Reihe zu
nennen sind. Bekannter wurde er zuerst durch die Kollek-
tion Spemann und die Gründung der Zeitschrift »Vom Fels
zum Meer«. Spemann wurde am 24. Dezember 1844 als
Sohn eines Rechtsanwalts in Unna in Westfalen geboren.
Die unter seinem Namen gehende Verlagsfirma gründete
er im Jahre 1873.

PERSONALIEN

An der Großherzoglich Sächsischen Hochschule für
bildende Kunst in Weimar ist das durch den Weggang

Professor Adolf Brütts freigewordene Lehramt für Bild-
hauerei nunmehr durch den Bildhauer Gottlieb Elster
in Berlin-Grunewald besetzt worden, der die ihm ange-
botene Tätigkeit auch angenommen hat. Professor Elster
ist unter anderem der Schöpfer des kürzlich in Frankfurt
a. O. enthüllten Heinrich von Kleist-Denkmals.

Dem Bildhauer Ernst Müller-Braunschweig ist vom
Regenten von Braunschweig der Titel Professor verliehen
worden.

Der Maler Meinhard Jacoby-Grunewald wurde als
Nachfolger Professor Mohrbutters an der Charlottenburger
Städtischen Kunstgewerbe- und Handwerkerschule gewählt.

Der in München lebende Maler Fritz Strobentz ist

zum Professor ernannt worden.

DENKMALPFLEGE

Zum Schutz der heimischen Bauweise, der Land-
schafts- und Ortsbilder in Tirol hat der Tiroler Land-
tag die für Tirol bestehende Bauordnung, wie die »Denk-
malpflege« mitteilt, entsprechend abgeändert und ergänzt.
Neben den Anforderungen des Verkehrs, der Gesundheit,
der Feuersicherheit ist bei Neubauten auch noch die Eigen-
art des Ortsbildes zu berücksichtigen. Dachdeckungen,
welche das allgemeine Ortsbild oder Landschaftsbild er-
heblich beeinträchtigen, sind zu vermeiden. In einer weiteren
Bestimmung steht der Behörde das Recht zu, grobe, das
Orts- oder Landschaftsbild störende Schönheitsfehler, auf-
fallende Verstöße gegen die heimische Bauweise sowie
allzu grelle Färbung der Ansichtsseite zu untersagen.
Bei Herstellungen ist auf heimische Vorbilder tunlichst
Bedacht zu nehmen. Angesichts der vielen Neubauten,
die in den letzten Jahren auch in den Tiroler Städten und
Ortschaften, insbesondere in der Marien-Theresien-Straße
in Innsbruck, ohne Rücksicht auf das alte Gepräge der
Städte- und Landschaftsbilder entstanden sind, erscheint
diese in praktischer Weise kurzerhand vorgenommene Ab-
änderung der Tiroler Bauordnung sehr dankens- und be-
achtenswert.

DENKMÄLER

Das Virchow-Denkmal in Berlin, über dessen Ent-
stehung die Kunstchronik in Nummer 15 und 26 des
vorigen Jahrganges berichtet hat, ein Werk des Bildhauers
Fritz Klimsch, ist unter zahlreicher Teilnahme am 29. Juni
auf dem Karlsplatze in Berlin enthüllt worden. Das Denk-
mal gilt nicht nur dem großen Forscher, sondern auch dem
Ehrenbürger der Stadt Berlin, für deren Wohl Virchow
seine Kräfte stets eingesetzt hatte.

AUSGRABUNGEN

Die französischen Ausgrabungen in Delos. Im

Jahre 1909 hat die Ecole francaise d'Athenes ihre Haupt-
tätigkeit wieder auf die Insel Delos beschränkt, wo sie
dank der anhaltenden Generosität des Herzogs von Loubat
eine neue und wichtige Ausgrabungskampagne durchführen
konnte. Die Arbeiten haben erst in den letzten Tagen
des Mai 1909 begonnen und sind bis zum Oktober durch-
geführt worden (siehe Kunstchronik vom 26. November
Sp. 99/100). Sie haben sich auf das große Heiligtum, den
Handelshafen und das obere Tal des Inopos konzentriert.
Das »Bulletin de l'art ancien et moderne« und die Be-
richte der Academie des inscriptions berichten darüber. —
In dem großen Temenos, der fast ganz durchforscht ist,
 
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