Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0308

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
599

Stiftungen — Literatur — Vermischtes

600

und Hermann Baisch, für Karl Theodor Lessing und
August Schirmer, endlich ein geschmackvolles Kabinett für
Wilhelm Trübner. Dazwischen finden sich die Säle und
Kabinette aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, der Bieder-
meierzeit, und diejenigen, die die Werke aus der Mitte des
ig. Jahrhunderts vereinigen. Auf zwei Korridoren sind
Kopien und Bilder von besonderem Interesse für Baden
vereinigt.

Einige prachtvolle Silbermedaillons römischer
Kaiser konnten auf der großen Versteigerung der Samm-
lung des Konsuls Weber für das Berliner Münzkabinett
erworben werden. Von den sechs Cimelien ist das älteste
Stück vom Kaiser Domitianus zugleich das an Seltenheit
und Schönheit hervorragendste. Dargestellt ist der fein-
geschnittene Kopf des Kaisers mit dem Lorbeerkranz auf
der Vorderseite; der tückische Zug um den Mund und
die Augen steht in Übereinstimmung mit dem Charakter-
bild dieses Fürsten. Auf der Rückseite erblicken wir
Minerva, den Wurfspeer schwingend. Die andern Me-
daillons stellen nach dem Bericht von Dr. Regling die
Kaiser Philippus, Gordianus III., Valerianus und Crispus,
stets mit drei Göttinnen auf der Rückseite, dar, welche Wage
und Füllhorn halten.

Die Sammlungen des Berliner Kunstgewerbe-
Museums haben zwei wertvolle Kunstwerke aus der
Sammlung Vieweg-Tepelmann in Braunschweig als Über-
weisung erhalten. Es ist eine Majolikaschüssel aus Faenza,
die um das Jahr 1500 entstanden ist, und eine Zinnkanne
in Renaissanceform mit Reliefdarstellungen aus der Ge-
schichte der Susanna, ein Werk des Lyoner Kunstgewerbes
vom Ende des 16. Jahrhunderts. Exzellenz Dr. Bode
schenkte dem Museum ein getriebenes und vergoldetes
silbernes Ciborium aus Italien, das von 1788 datiert ist.
Die Bibliothek des Museums erhielt als Geschenk vom
Konsul Jacoby ein japanisches Prachtwerk über die Technik
des Farbenholzschnittes.

STIFTUNGEN
Ein Vermächtnis für das Institut de France in

Höhe von 200000 Franken hat der Maler Dulac hinterlassen.
Ebenso vermachte er dem Museum Conde einige Werke
von Murillo, Rousseau und Daubigny.

LITERATUR

Wilhelm Trübner, Personalien und Prinzipien. Verlag
von Bruno Cassirer, Berlin.

Das vortreffliche kleine Buch hat sich rasch selbst so
gut empfohlen, daß es eigentlich überhaupt keiner Ein-
führung bedurft hätte. Der biographische Teil ist einer-
seits ein sehr wertvoller Beitrag zur modernen Kunstge-
schichte, andererseits ergänzt er die Vorstellung, die man
von Trübner aus seinen Werken gewinnt; stark und ge-
sund, so steht jeder Satz da. Der prinzipielle Teil bringt
Abhandlungen und Aufsätze, von denen einige, wie »Die
Verwirrung der Kunstbegriffe« und »Das Kunstverständnis
von heute« seinerzeit viel besprochen worden sind. Be-
sondere Beachtung verdient der weniger bekannte Aufsatz
über das »Heidelberger Schloß«. Nach Inhalt und Aus-
druck gehört das Buch zu dem Besten, was ein großer
Künstler über sich und seine Kunst geschrieben hat.

F. R.

Ottokar Mascha, Felicien Rops und sein Werk. Katalog
seiner Gemälde, Originalzeichnungen, Lithographien,
Radierungen, Vernis-mous, Kaltnadelblätter, Heliogra-
vüren usw. XVI 434 S. Mit 50 Abb. und 5 Tabellen.
München, Albert 1 angen. 1910. Geb. M. 60.—
Seitdem Rops vor 11 Jahren gestorben ist, sind seine

graphischen Blätter noch mehr gesucht, als sie es schon

bei Lebzeiten des Künstlers waren. Bisher fehlte es an
einem streng wissenschaftlichen Katalog seines Oeuvre für
deutsche Leser. Eine solche Arbeit stellt Dr. Ottokar
Maschas Werk dar. Sein Katalog will die von Ramiro
nicht überflüssig machen, er mußte ja auch auf diese als
Grundlage zurückgreifen, indessen ist zu berücksichtigen,
daß seit dem Erscheinen der beiden Ramiroschen Bände
(die übrigens längst im Buchhandel vergriffen sind) 15 Jahre
vergangen sind, und daß sie also das Werk des Künstlers
nicht bis zu seinem Lebensende enthalten konnten. Mascha
war in der Lage, viele Blätter zu beschreiben, die Ramiro
völlig unbekannt geblieben waren, und auch eine größere
Anzahl von Irrtümern der Ramiro-Kataloge zu berichtigen.
Den Hauptwert seines Werkes müssen wir darin sehen,
daß er uns die wirklich echten Blätter von den zahlreichen
unechten unterscheiden xlehrt; denn Rops ist, wie auch
Hermann Struck in seiner »Kunst des Radierens« bemerkt,
sehr oft durch Nachdrucke mit nachgemachter Unterschrift
gefälscht worden, ja es gibt wohl kaum einen modernen
Graphiker, der von gewissenlosen Fälschern und Händlern
durch Falsifikate so ausgebeutet wird, wie es bei Rops der
Fall ist. Die Fälschungen sind mitunter sehr gut und des-
halb um so schwerer von den Originalen zu unterscheiden,
namentlich die Drucke von den sorgsam retuschierten
Heliogravüreplatten, die auf gleichem Papier wie die Ori-
ginale, oft sogar mit gleichem Wasserzeichen abgezogen
sind, aber es gibt auch zahlreiche entsetzlich minderwer-
tige, die die Kunst des großen Meisters bei vielen in ein
falsches Licht rücken und oft die Veranlassung wurden,
Rops als Pornographen zu betrachten, statt in ihm
den ernsten und hochstehenden Künstler zu erkennen.
Hier setzt das Maschasche Werk mit seiner präzisen Be-
schreibung aller der verschiedenen Zustände der Originale
und seiner Charakterisierung wertloser Fälschungen sehr
vorteilhaft ein.

Der Verfasser besitzt selber eine berühmte Ropssamm-
lung (sie ist hervorgegangen aus den Kollektionen von
Charlotte Wolter in Wien und Hans Grisebach in Berlin
und wohl augenblicklich die größte überhaupt existie-
rende ihrer Art), außerdem hat er alle öffentlichen Samm-
lungen durchgearbeitet, die die meisten echten Rops-
Blätter besitzen, wie Amsterdam, Berlin, Brüssel, Dresden,
Paris usw., ebenso mehrere sonst schwer zugängliche
Privatsammlungen. Er wurde auch durch die Kinder des
Künstlers, sowie durch Dr. Hans Winiwarter und durch
Rops' langjährigen Freund Armand Rassenfosse bei seiner
Arbeit unterstützt. In der Sammlung Rassenfosse befinden
sich eine Anzahl wenig bekannter Gemälde von Rops.
Eine Reproduktion der Kaltnadelradierung von Rassenfosse,
das Porträt Rops' en face darstellend, schmückt den in
jeder Weise vornehm ausgestatteten Band; ihm sind 50 Ab-
bildungen auf besonderen Tafeln beigegeben, wovon 37
vorher noch niemals reproduziert worden waren. Sie
zeigen das Schaffen des Künstlers in den einzelnen Pe-
rioden und charakterisieren seine verschiedenen Techniken.
Diese Blätter sind wegen ihrer enormen Seltenheit heute
zum Teil noch ganz unbekannt.

So wird das schöne Werk, das in nur 500 nume-
rierten Exemplaren hergestellt ist, der großen Gemeinde
der Ropssammler ein unentbehrlicher Ratgeber werden.

s.-D.

VERMISCHTES

Zwei monumentale Publikationen großen Stils
werden im Herbste im Verlage von E. A. Seemann in
Leipzig erscheinen. Das eine ist die Herausgabe des
vollständigen Ursula-Schreines von Memling (also aller
Bilder, die sich an dem Schreine befinden) sowie dreier
 
Annotationen