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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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Dresdener Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0329

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig, Querstraße 13
Neue Folge. XXI. Jahrgang 1909/1910 Nr. 40. 23. September.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur »Zeitschrift für bildende Kunst« monatlich dreimal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfaßt 40 Nummern.
Die Abonnenten der «Zeitschrift für bildende Kunst« erhalten die Kunstchronik kostenfrei. — Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt
eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann ,
Leipzig, Querstraße 13. Anzeigen 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen an.

DRESDENER AUSSTELLUNGEN
Am l. September hat die neue Künstlervereinigung
Dresden im Ausstellungsgebäude auf der Brühischen
Terrasse ihre bis zum 1. Dezember dauernde erste
Ausstellung eröffnet und damit der Stadt Dresden, die
in diesem Jahre keine andere große Ausstellung ver-
anstaltet hat, die anspruchs- und gehaltvollste künst-
lerische Darbietung des Jahres 1910 gegeben. Der
Veranstaltung kommt überdies noch besondere Be-
deutung zu, weil die Künstlervereinigung nun durch
den Erfolg bewiesen hat, wie recht sie tat mit ihrer
Gründung, bei der es sich »um die Sammlung der
bisher in Gruppen, Grüppchen und Einzelgängern
zersprengten künstlerischen Kräfte Dresdens und Sach-
sens überhaupt« gehandelt hatte. Nicht die Befolgung
eines Programms, keine Tendenz war zum Ziel ge-
setzt, die künstlerische Persönlichkeit allein sollte zur
Geltung kommen. So war der Rahmen der zur Auf-
nahme Berechtigten weit genug gespannt und man
sieht aus einer viermal so großen Zahl ausgewählte
Werke grundverschiedenster Art und neben vielen be-
währten Namen eine Reihe hoffnungsvoller neuer;
im ganzen ein reiches erfreuliches Bild voll glänzen-
dem Können und energischem kühnen Wollen. —
Vertreten sind 205 Aussteller mit rund 500 Werken
der Malerei und Griffelkunst, Architektur, Bildhauerei
und des Kunstgewerbes. Daran ist eine mäßige An-
zahl namhafter auswärtiger Künstler beteiligt, die sich
die Künstlervereinigung zu Gaste geladen hat. — Wohl
zum bedeutendsten, das die Ausstellung aufzuweisen
hat, gehören die Bildnisse und Szenenbilder von Ro-
bert Sterl. Mit virtuosem Geschick und scharfer Cha-
rakteristik hat der Künstler den Dresdner General-
musikdirektor E. v. Schuch als Dirigent, das eine Mal,
wie er das Zeichen mit dem Taktstock gibt, das an-
dere Mal während der Konzertprobe, und ebenso A.
Nikisch im Leipziger Gewandhauskonzert, dargestellt.
Den warmen Ton des Kolorits zeigt auch das Bild
seiner Steinbruchsarbeiter. Ein ganzes Kabinett füllt
Gotthard Kuehl mit seinen routiniert hingesetzten far-
benvollen Stadt- und Innenbildern von Häusern und
Kirchen. Neuartig wirkt der Blick auf den Bau der
neuen Friedrich-August-Brücke und ein luftiges Kir-
cheninneres. Durch herbe Eigenart fallen wieder die
verschiedenen Bildnisse von Oskar Zwintscher auf,
darunter das des Dresdner Oberbürgermeisters Beutler
in Frack und Ordensschmuck, das für das neue Rat-

haus gestiftet ist, das Porträt der Dame im roten Ge-
wände von feierlichem Wurf im Garten und außer
einigen Kinderköpfen die Dame in grüner Seide. Es
geht ein klassischer Zug durch diese Bilder. Das
Aparte findet ebenso in Wolfgang Müller einen eigen-
artigen Vertreter. Sein Eisläufer steht unter diesen
subtil gemalten Bildern obenan. Eine runde Fülle
des Lebens in dekorativer Knappheit gibt Otto Guß-
mann in mehreren weiblichen Akten und in den präch-
tigen Bildnissen des Bildhauers Prof. Wrba und eines
älteren Herrn mit der Brille. Charakteristisch für
seine Art zu malen ist auch ein Damenbildnis von
Max Klinger. Als feinsinniger Stimmungsschilderer
und Kolorist erweist sich Hans Nadler vornehmlich
in seinem Abendmahlsbilde und dem Kinderfest. Stär-
ker in. der Farbe ist Ferdinand Dorsch in seinem
Lampionfest und der sehr räumlichen gedeckten Tafel
mit feinen Silbertönen. August Wilckens zeigt ein
Bild von starker Umrißwirkung in seinen Frauen am
Meer, aber er ist um den räumlichen Luftton und
den Farbenklang bedeutender in seinem Kircheninne-
ren. In ähnlicher Richtung bewegt sich Wilhelm Clau-
dius mit seinen böhmischen Dorfmusikanten. Den
leichten duftigen Ton bei kräftiger Farbenwirkung
bringt Johannes Ufer wieder vortrefflich in den Aqua-
rellen vom Schulplatz in Dresden-Friedrichstadt und
einem Kircheninneren mit Besuchern in bunter Tracht
zur Geltung. Verschiedene, zum Teil gerade in ihrer
Kleinheit reizend gelungene Bilder vom Zwinger-
pavillon, dem mathematischen Salon und dem Fürsten-
zimmer gibt Walter Friedend, eine flotte Szene vom
Kaffeekonzert Otto Rossow, ein feines Gartenbildchen
aus den Champs-Elysees Curt Gasch, von den alten
Dresdner Fleischbänken Edmund Körner. Von ange-
nehmer Klarheit ist sein Kircheninneres aus Danzig.
Ein starkes koloristisches Talent von großer Frische
zeigt sich in der Bildern von Ernst Rieh. Dietze.
Sein Spiegelbild mit der Terrine ist ein glücklicher
und malerisch fesselnder Einfall, auch das Bildnis der
Dame im Pelz und Schleier und das Materporträt,
beide flott und sicher zusammengestrichen. Das Bild
auf dem Balken ist für manchen Geschmack etwas
roh, dagegen ruhig und sicher herausgebracht der
verdämmernde Sonnenuntergang am Meer. Feine
Farbenzusammenklänge gibt Hans Fritsch in seinen
beiden Puppen (Einst und Jetzt). Eine entschieden
bedeutende Leistung in Hinsicht auf die Form- wie
 
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