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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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Schmidt, Karl Eugen: Die Münchener Kunstgewerbler in Paris
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0016

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15

Nekrologe — Personalien

des Decamerone ausgemalt. Wenigstens muß man den
Besteller dafür halten, denn er hat den Maler angeregt,
in seinen Bildern ungefähr das Treiben der aus der ver-
pesteten Stadt Florenz in die stille Villa geflohenen Damen
zu schildern. Also gewissermaßen eine Insel der Seligen.
Denis hat sich dieser Aufgabe glänzend entledigt, man
ist wirklich in einer dem irdischen Treiben entrückten
idealen Welt, wo schlanke Zypressen den rhythmischen
Spielen rosig gekleideter Mädchen zuschauen, während
Blumengewinde den blauen Himmel einrahmen. Die ge-
dämpfte und abgetönte Farbengebung erinnert etwas an
Puvis de Chavannes in seinen ersten Arbeiten, und zu-
gleich ist das Beispiel der italienischen Renaissance nicht
zu verkennen. Freilich darf man an diese, und besonders
an Raffael, der es offenbar Denis am meisten angetan hat,
nicht zu intensiv denken, sonst kommen einem diese Bilder
etwas leer und arm vor. Von der Fülle schöner Einfälle,
wie man sie z. B. in der Farnesina bewundert, ist da nicht
viel zu merken. Aber die Arbeit ist jedenfalls überaus
würdig, stimmungsvoll und schön, und das erkennt man
um so lieber an, wenn man an früheren Werken dieses
Malers manches auszusetzen fand.

Nach Maurice Denis muß der Spanier Sert genannt
werden, der schon vor einigen Jahren eine große Aus-
stellung dekorativer Malerei im Herbstsalon zeigte. Da-
mals handelte es sich um die Ausmalung einer katalonischen
Kirche, diesmal hat er die Gemälde samt den dazu ge-
hörigen Skizzen und Studien ausgestellt, die einen Saal in
dem Schlosse eines spanischen Markgrafen schmücken
sollen. Sert hat offenbar Paul Veronese studiert, und be-
sonders das große Gastmahl im Louvre mit seinen weiten
Säulendarstellungen hat es ihm angetan. Es ist sehr be-
zeichnend, daß die beiden Maler, denen man ihm Herbst-
salon den größten Raum gegeben hat, direkt mit den Mei-
stern der italienischen Renaissance in Verbindung stehen.
Andere freilich, wie Matisse mit seinen roten Tänzern,
Girieud und wie sie alle heißen, geben sich die größte
Mühe, von einer solchen Tradition nichts merken zu lassen
und lieber bei den Totems der Indianer von Alaska oder
bei den bemalten Götzen der Südsee anzuknüpfen.

In der Plastik ist die Statue des Bildhauers Carpeaux
von Bourdelle wohl die hervorragendste Arbeit und wirk-
lich des Dargestellten würdig, was nicht wenig sagen will.
Bourdelle hat sich mit Erfolg bemüht, die nervöse Kunst
des Meisters der Tanzgruppe vor dem Opernhause seiner
eignen Figur einzuprägen, und das ist ihm trefflich ge-
lungen, ohne daß die Arbeit darum ihren monumentalen
Charakter als für die Öffentlichkeit gedachtes Standbild
verloren hätte. Neben dieser Figur ist der Gerechtigkeits-
brunnen von Bernhard Hoetger zu nennen, von dem aber
nur die Hauptfigur hier in Gips aufgestellt ist. Eine bei-
gegebene Photographie zeigt die Gesamtansicht des in
Elberfeld aufgestellten Brunnens, jedenfalls eine eigenartige
und tüchtige Arbeit, die nach dieser Photographie den
Platz bedeutend schmückt und beherrscht. Selbstverständ-
lich gibt es noch zahlreiche andere treffliche Arbeiten in
dieser Ausstellung, aber die bloße Namennennung hätte
keinen Zweck, und mehr würde uns zu weit führen.

KARL EUGEN SCHMIDT-Paris.

NEKROLOGE

Soeben, vor Schluß der Nummer, erhalten wir die
schmerzliche Kunde, daß Cornel von Fabriczy, am
5. Oktober im Alter von 71 Jahren in Tübingen gestorben
ist. Eine Würdigung des ausgezeichneten Gelehrten be-
halten wir uns vor.

PERSONALIEN

An Stelle von Professor Rudolf Kautzsch, der Ostern
1911 nach Breslau übersiedelt, ist der Privatdozent an der
Universität Würzburg, Dr. Wilhelm Pinder vom 1. April
1911 ab zum ordentlichen Professor der Kunstgeschichte
an der Technischen Hochschule zu Darmstadt ernannt
worden.

Karl Groß, der geschätzte Lehrer für Plastik an
der Kgl. Kunstgewerbeschule zu Dresden, hatte einen
ehrenvollen und vorteilhaften Ruf nach Stuttgart erhalten.
Es ist aber gelungen, ihn Dresden zu erhalten, indem ihm
außer seiner jetzigen Stellung ein Lehrauftrag für Architektur-
plastik an der Technischen Hochschule und an der Kgl.
Kunstakademie übertragen wurde, eine Stellung, die den
Fähigkeiten und Neigungen des Künstlers ganz besonders
gut liegt. Groß wird die Architekten das Empfinden für
die Wirkung der Plastik an Bauwerken lehren und wird
Architekten und Plastiker in seinen Kursen zu gemein-
samer Arbeit zusammenbringen — eine richtige Vorschule
für die Praxis, die ja meist ein solches Zusammenarbeiten
erfordert. So darf man von seiner neuen Wirksamkeit die
besten Erfolge erhoffen. In Dresdener künstlerischen
Kreisen ist die Genugtuung über das Verbleiben von Karl
Groß in Dresden allgemein.

Budapest. Hofrat Dr. Gabriel von Te'rey, welcher
während vierzehn Jahren sowohl das Kupferstichkabinett
als auch die Gemäldegalerie des Museums der bildenden
Künste in Budapest geleitet hat, ist auf eigenes Ansuchen
von der Leitung des Kupferstichkabinetts zurückgetreten,
um von nun ab sich ausschließlich der Gemäldegalerie des
Museums zu widmen. Direktor von Terey hat die reich-
haltige Sammlung von Kupferstichen und Handzeichnungen
neu geordnet, was aus dem eben erschienenen Katalog,
der auch in deutscher Sprache erschienen ist, ersichtlich
ist. Mit seinem Namen hängt auch die Gründung der
modernen Abteilung des Kupferstichkabinetts zusammen,
desgleichen die Erwerbung der reichhaltigen Dürer- und
Rembrandt-Sammlungen des verstorbenen Prof. Julius v.
Elischer und der modernen Kollektion von Bela Bäcker,
ferner die Veranstaltung von periodischen Ausstellungen
im Kupferstichkabinett, wodurch er den Sinn für die Gra-
phik in Ungarn geweckt hat. Zu seinem Nachfolger ist
auf Vorschlag des scheidenden Vorstandes der Hilfskustos
Dr. Simon Meiler, welcher früher Assistent am Kupferstich-
kabinett war, bestimmt worden.

Der holländische Kunsthistoriker J. O. Kronig ist
(vorläufig für ein Jahr) zum Direktor des Museums der
Stadt Haarlem ernannt worden.

Brügge. Der neue Minister der Wissenschaften und
Schönen Künste, Schollaert, bestätigte die seit einem
Jahre schwebende Ernennung des Kunstmalers Floris
van Acker zum Vorsteher der Akademie der Schönen
Künste dieser Stadt. a. r.

X Der Berliner Maler und Zeichner Julius Klinger
ist vom Großherzog von Hessen in die Darmstädter
Künstlerkolonie berufen worden. Klinger, der noch in
jungen Jahren steht, hat sich seit Jahren in Berlin durch
seine Tätigkeit in allen möglichen dekorativen Künsten
einen Platz in der vordersten Reihe erobert. Namentlich
seine Plakate, seine Buchschmuckarbeiten, seine Bemühungen
für die Schriftkunst und seine Schaufensterdekorationen
haben durch ihren Geschmack, ihr lebhaftes Gefühl für
Farbe und Linie, für Klarheit und Einfachheit bei kräftiger
Betonung der sicher herausgearbeiteten Wirkungen die
Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt Auch eine erfolgreiche
 
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