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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0053

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Sammlungen

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Schluß der 9. Internationalen Kunstausstellung
in Venedig. Am 6. November hat die 9. Internationale
Ausstellung ihren Abschluß gefunden. In übergroßer Hast
zusammengebracht, ist das Endresultat immerhin ein günsti-
ges zu nennen. Die Verkaufssumme erreichte die Höhe
von 560 428 Frs. und in diesen letzten Tagen den Preis-
rekord mit dem aus Privatbesitz (J. T. Cremer) an den
Kunsthändler E. Cremetti in London übergegangenen Bilde
von J. Israels »Bauernfamilie bei der Mahlzeit«:. Mit
Cremetti stritt sich ein zweiter Kunsthändler um den
Besitz. So erklärt sich der trotz der Wertschätzung Israels'
überraschend hohe Preis von 150000 Frs. Die Verkäufe
der Bilder verteilen sich wie folgt auf folgende Nationen
und Namen: Von den Gemälden Monticellis wurden 6 ver-
kauft, von Zuloaga 1, von Lavery 16, von Israels 3. Von
Klimt kaufte die Stadt die »Judithr. Die belgischen Künst-
ler wurden 2 Gemälde los, die Triestiner 11, die Venezia-
ner 64 (darunter eine ganze Anzahl Miniaturstudien von
Fragiacomo). Rom figuriert mit 14 Verkäufen, Toskana
mit 3; die übrigen Italiener mit 57, Ungarn mit 2, Eng-
land mit 3. Die einzige Abteilung, aus welcher nichts
verkauft wurde, war leider die bayrische. Von den wenigen
plastischen Arbeiten wurden 20 verkauft und eine Reihe
Reproduktionen bestellt. Die schöne »Schlafende« von
Trentacoste, lebensgroße, wundervolle Marmorarbeit, wurde
für 16000 Frs. für die Moderne Galerie in Rom erstanden.
Außerdem gelangten eine große Anzahl Radierungen und
Blätter der vervielfältigenden Künste in Privatbesitz. —
Die ungarische Abteilung hatte das Glück, ihre reizenden
Gegensiände der Kleinkunst in Töpfereien, Metall- und
Glasarbeiten fast ganz auszuverkaufen. — Die Besucher-
zahl war diesmal eine geringere als bei früheren Aus-
stellungen, was mit dem diesen Sommer so unbeständigen
Wetter zusammenhängt. Der Fremdenzuzug war ebenfalls
unbedeutender aus unbegründeter Cholerafurcht. — Zu
wünschen bleibt, daß es für die nächste Ausstellung ge-
lingen möge, den jungen Künstlern das Ausstellen zu er-
möglichen und daß dieses Unternehmen mehr und mehr
den Charakter einer »Wandergalerie« veiliere.

August Wolf.

Chemnitzer Kunsthütte. Für die Dauer des Monats
November veranstaltet die »Künstlergruppe Chemnitz' in
den Räumen der Kunsthütte im König-Albert-Museum ihre
zweite große Kollektivausstellung mit rund 120 Werken.
Daran sind folgende Künstler beteiligt, die jetzt der Gruppe
als Mitglieder angehören: R. Friedrich, G. Gelbke, A. Kunze,
M. Pfaff, O. Schaf/er, M. Schräg und A. Streubel. — Über-
dies sei bemerkt, daß die Kunsthütte gegenwärtig eifrig
am Werk ist, in ihren Räumen ein sogenanntes Graphisches
Kabinett nach neuesten Erfordernissen einzurichten und
auszustatten, um den ansehnlichen Schatz ihrer Blätter der
Schwarz-Weiß-Kunst geeignet unterzubringen und den Be-
suchern zugänglich zu machen.

SAMMLUNGEN
Das städtische Museum der bildenden Künste
zu Leipzig erwarb aus städtischen Mitteln die im Rah-
men der französischen Kunstausstellung gezeigten Meister-
werke von Raffaelli (Blick auf den Pariser Tuileriengarten
von der Place de la Concorde), Fernand Cormon (Die
römische Legion) und Pissarro (Blick auf die Pariser Avenue
de l'Opera). Raffaellis Platz vor St. Germain-des-Pres ist
bereits vorher in den Besitz eines Kunstfreundes über-
gegangen.

Das Leipziger Museum hat ferner kürzlich ein Gemälde
von Segantini von dem Kunsthändler Heinemann in Mün-
chen erworben, die »Frucht der Liebe« zu Beginn der
neunziger Jahre entstanden. Farbige Reproduktionen dieses

Bildes sind in getreuer Nachbildung in kleinem und größe-
rem Formate im Verlage von E. A.Seemann in Leipzig
erschienen.

X Der Verein für das Märkische Museum hat auf

der SterW/za-Ausstellung der Berliner Akademie vier Werke
angekauft. Zunächst ein großes Ölbild »Die Böhmische
Kirche am Heiligen Abend«, eins der besten Berliner Stücke
Skarbinas. Ferner ein reizendes Aquarell: »Der Nollendorf-
platz zu Berlin« aus dem Jahre 1885, das diesen heutigen
Verkehrsmittelpunkt des Berliner Westens noch als eine
entlegene Landstraßenkreuzung weit vor der Stadt darstellt.
Schließlich zwei Studien: eine Bleistift-Vorarbeit zu Skar-
binas Gemälde »Blick aus des Kaisers Fenster« sowie die
Ölstudie eines Porträts von dem bekannten Wagnersänger
Albert Niemann. Die Stücke werden nach Schluß der Aus-
stellung von dem Verein dem Märkischen Museum als
dauernde Leihgabe überwiesen.

O Köln. Das Wallraf-Richartz-Museum feiert im näch-
sten Jahre das fünfzigjährige Bestehen des Museumsbaus.
Aus diesem Anlaß ist ihm als Schenkung des Herrn
Leonhard Tietz in Köln Gustave Courbets berühmtes
Gemälde »Halali« (1857) übergeben worden. Nach-
dem kürzlich die Mannheimer Kunsthalle Manets »Er-
schießung Kaiser Maximilians« erwerben konnte, ist damit
wieder ein Hauptwerk eines der Begründer der neueren
französischen Malerei in den Besitz eines deutschen Mu-
seums übergegangen. Für Köln, die Geburtsstadt Wilhelm
Leibis, darf diese glänzende Vertretung des ihm so nahe-
stehenden Meisters besonders willkommen genannt werden.

Der Direktor Dr. Gabriel v. Te>ey in Budapest hat

vom dortigen Kupferstichkabinett Abschied genommen mit
einem »Verzeichnis« der Sammlung, das in ungarischer
und deutscher Sprache erschienen ist und in dem ein
großes Stück Arbeit geleistet worden ist. In dem Buche
sind sämtliche Stecher verzeichnet, die in dem beiläufig
75000 Blatt beherbergenden Kabinett vertreten sind; ferner
die Namen der modernen, vertretenen Radierer usw., und
derjenigen modernen Künstler, von denen Originalhand-
zeichnungen vorhanden sind. Neben jedem Künstler steht
die Anzahl der Blätter, die das Kabinett von ihm besitzt,
angegeben, sowie die Signatur der Mappe oder Mappen,
in denen sie liegen. Die Anordnung ist nach Schulen,
innerhalb dieser nach Jahrhunderten, innerhalb dieser nach
dem Alphabet der Künstlernamen. Dieser langwierigen,
statistischen Arbeit ist natürlich die viel größere Aufgabe
vorangegangen, das gesamte Material, das aus verschiedenen
Schenkungen und Überweisungen sowie Ankäufen herrührte,
systematisch zu ordnen und aufzulegen. Sie wurde in
vierzehnjähriger Arbeit unter Tereys Leitung auf das Beste
erledigt. Er hat für Budapest ganz ausgezeichnete, zum
Teil großartig opulente Einrichtungen geschaffen, so daß
er jetzt, da er dieses Amt verläßt, die Genugtuung haben
kann, sich zu sagen, daß er eine wohleingerichtete Anstalt,
die zur weiteren Entwickelung gut vorbereitet worden ist,
hinterlassen hat. Auch diese letzte Liebesarbeit, das Ver-
zeichnis, ist eine dankenswerte Gabe. Wenngleich die
Budapester Sammlung gegenüber den bekannten west-
europäischen bescheidenen Umfanges bleibt, so ist schon
der Überblick, der hier geboten wird, in mannigfacher
Weise nützlich: das gilt ganz besonders von den Listen
der modernen Abteilungen. Prof. Dr. Hans W. Singer.

Die Gesellschaft der Museumsfreunde in Brüssel

überwies dem dortigen Alten Museum geschenkweise ein
Gemälde des Meisters von Flemalle. Ein in der Aus-
stellung vom Goldenen Vlies in Brügge vorhanden ge-
 
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