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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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107

Sammlungen — Stiftungen — Forschungen

108

X Eine »Vereinigung bildender Künstler Berlins«

hat sich kürzlich gebildet, die den Oedanken vertritt, daß
sich engere Beziehungen zwischen Künstler und Publikum
anbahnen lassen müßten. Die Vereinigung wird schon in
der nächsten Zeit in dem jetzt leer stehenden ehemaligen
Lipperheideschen Palais in der Potsdamerstraße eine Aus-
stellung von Gemälden und Skulpturen veranstalten, die
zum Preise von höchstens 300 Mark zum Verkauf stehen
sollen. Eine neue Form der Aufnahmekommission soll die
üblichen Jury-Mißlichkeiten tunlichst beseitigen: die Werke
müssen sämtlich anonym eingesandt werden, und jedes
passiert zwei Jurorenkommissionen von je neun Mann,
die bei verschiedenem Diktum über die betreffenden Fälle
in einer kombinierten Sitzung mit Hinzuziehung von drei
weiteren Herren entscheiden. — Auch der Verein Berliner
Künstler plant noch vor Weihnachten die Veranstaltung
einer Ausstellung von Werken zu durchweg sehr billigen
Preisen. Ohne Zweifel ist es ein überaus gesunder Oe-
danke, der hier wie dort maßgebend war.

Für die nächste, zweite Ausstellung der Leipziger
Sezession hat der Rat der Stadt Leipzig wiederum die
Räume des Städtischen Kaufhauses zur Verfügung gestellt.
Die Ausstellung wird voraussichtlich am 1. Mai 1911 er-
öffnet werden und bis 1. August 1911 dauern.

In der nächstjährigen Großen Berliner Kunst-
ausstellungwird der Verband deutscher Illustratoren

nach einem soeben in der Hauptversammlung gefaßien
Beschluß eine Verhandsausstellung veranstalten. Der Ver-
band hat zu diesem Zwecke Wahlen für eine Ausstellungs-
kommission und Jury vorgenommen. Es wurden gewählt
die Maler Franz jüttner, Otto Marcus, Prof. Emil Doepler
d. J., Paul Herrmann, Heinrich Zille, Paul Brockmüller
und Heinrich Binde. Der Verband hatte seine letzte Ber-
liner Ausstellung in der Großen Berliner Kunstausstellung
des Jahres 1908 veranstaltet.

O Hagen. Neue Wege auf dem Oebiete der Glas-
malerei verspricht eine Ausstellung zu weisen, die An-
fang Januar im Museum Folkwang eröffnet werden soll.
Ausgeführte Arbeiten und Kartons der »Berliner Künstler-
vereinigung für Glasmalerei« werden dort zum erstenmal
vereinigt zur Schau gestellt. Es gehören ihr an: Peter
Behrens, Bruno Paul, Geßner, Klein, Kuöhl, Lehmann und
Thorn-Prikker. Der zuletzt genannte Künstler, der bis vor
kurzem der Krefelder Kunstgewerbeschule angehörte, ist
jetzt nach Hagen übergesiedelt. Er führte sich dort mit
einem monumentalen Olasgemälde von sehr großen Di-
mensionen für den Hagener Bahnhof ein.

Die Internationale Kunstausstellung in Brüssel

erzielte 56500 Frs. an Eintrittsgeldern, wobei nur 737 Karten
zu 25 und 593 zu 50 Centimes mitsprechen. Die Ausstel-
lung der belgischen Kunst des 17. Jahrhunderts sah rund
100000 Frs. in ihre Kassen fließen. Außer den für die
Lotterie erworbenen Werken werden in der internationalen
Ausstellung von privaten Käufern in der belgischen Ab-
teilung 41, in der französischen 43, in der spanischen 20,
in der italienischen 5 Werke angekauft. Auch die Nieder-
lande und Luxemburg vermerkten mehrere Verkäufe.

SAMMLUNGEN

Die alte Pinakothek in München hat kürzlich zwei be-
deutende Gemälde aus der vielgenannten Sammlung des
Professors Sepp f in München erworben. Über die
anderen jetzt unter die Erben in München und Regensburg
verteilten deutschen Bilder orientiert ein Aufsatz Carl Geb-
hardts in der neuen Lieferung der »Monatshefte für Kunst-

wissenschaft«. Die Abbildungen reproduzieren Werke der
bayrischen, schwäbischen und tirolischen Schule.

o Barmen. Der Galerie des Kunstvereins ist das von
der Düsseldorfer Sonderbund-Ausstellung her bekannte Ge-
mälde »Pfingstrosen« von A. von Jawlensky in München
zum Geschenk gemacht worden.

o Mannheim. In der Kunsthalle sind die Neuer-
werbungen des Galeriedirektors Dr. Wiehert ausgestellt.
Zu den bereits früher genannten Kunstwerken sind hinzu-
gekommen: Feuerbach, »Italienische Landschaft«, Thoma,
»Ziegen am Gardasee«, zwei Stilleben von Trübner aus
dem Jahre 1873, Liebermann, »Schweinemarkt in Haarlem«,
»der Kohlenwagen« von Gericault, eine Skizze Delacroix'
und von Courbet das große Bild »Pferde im Walde«.

Florenz. Weitere Fresken Andrea del Castagnos
im Museo di S. Apollonia. Im alten Refektorium des
Klosters von S. Apollonia in Florenz sind viele und kost-
bare Freskenfragmente aus der Villa Pandolfini, die
Andrea del Castagno ausgemalt hatte, untergebracht.
Leider ist die alte herrschaftliche Villa so umgebaut zu
niedrigen Zwecken, daß es schon 1850, als man die Fresken
nach S. Apollonia brachte, nicht möglich war, sie an Ort
und Stelle aufzubewahren. Seitdem hat die Villa noch
mehr gelitten, denn man hat sie als Wohnung für Arbeiter
gebraucht und Türen und Fenster sind in die Mauern ge-
biochen worden, die einst den herrlichen Renaissance-
schmuck geiragen haben. Als man die großen Gestalten
Dantes, Petrarcas, Boccaccios, Acciaiohs, Farinata degli
Ubertis und der Sibyllen von den Mauern löste, vernach-
lässigte man vieles und darunter den dekorativen Teil.
Nun schenkte Prof. D'Ancona, der jetzige Inhaber der Villa,
vor zwei Jahren einige Putten aus dem Freskenschmuck
und in diesen Tagen haben dessen Söhne Giuseppe und
Paolo noch andere kostbare Fragmente des großen Fresken-
zyklus, darunter das kräftige Porträt eines Florentiner
Bürgers mit großer roter Mütze, dem Museo di S. Apollonia
vermacht. Man wird bald die Aufstellung der Freskenteile
in Sant'Apollonia ändern, weil das Mihtärmagazin einige
große Räume abgeben wird. Das Refektorium wird seine
Originalgröße wieder erlangen und es wird auch mög-
lich sein, die im Klosterhof noch vorhandenen Fresken
wieder sehen zu können. red. H.

STIFTUNGEN

Die Stadt Erfurt hat von dem einstigen preußischen
Landwirtschaftsminister Dr. Freiherrn Lucius von Ballhausen,
der in der Nähe von Erfurt begütert ist, und seinen beiden
Schwägerinnen eine Stiftung von 300 000 M. zur För-
derung der Kunst erhalten.

FORSCHUNGEN
• An die Pariser Ausstellung im Hotel de Ville, die
unter dem Titel »La Transformation de Paris sous le
Second Empire« die Umwandlung der Stadt Paris nach
den Plänen Haußmanns und seiner Mitarbeiter zeigt, knüpft
im Novemberheft der Gazette des beaux arts Henri Clouzot
an, und spricht in längeren Ausführungen über die »Haus-
mannisierung« von Paris. Getadelt wird die oft ins Maß-
lose gesteigerte Geometrisierung der neuen Stadtteile mit
ihren erbarmungslos geraden, oft endlos langen Straßen und
langweiligen Häuserfassaden. Ferner die Rücksichtslosig-
keit, mit der Haußmann viele wertvolle alte Denkmäler,
Paläste, Brunnen usw. seiner Regulierungswut opferte. Da-
gegen wird der große Blick des Napoleonschen Premiers
anerkannt und betont, daß das Bois de Boulogne, Vincennes,
die Buttes-Chaumont, der Park von Montsouris, der Park
 
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