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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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Die Florentiner Ausstellung moderner retrospektiver Kunst
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0103

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Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe

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und echt napoletanischer Farbenfreudigkeit sind Ber-
nardo Celantanos Bilder. Ähnliche Seelen haben der
Veronese Vincenzo Cabianca und der Römer Nino
Costa. Cabianca gehört mehr der Richtung Can-
niccis und Tomas an, unterscheidet sich aber von ihnen
durch die Vorliebe, für seine Szenen nicht lauschige
Interieurs zu wählen, sondern das Lauschige, Intime
in der offenen Natur selbst zu suchen. Feingezeich-
nete Figuren beleben seine einfachen, melancholischen
Zeichnungen. Fast ganz auf Figuren verzichtet Nino
Costa, der Maler des römischen Gestades und der
duftenden Pinienwälder. Auch bei diesen zwei Malern
wäre es unnötig, südliche Farbenglut zu suchen, weil
sie das Poetische in den grauen Stimmungen der
Landschaften suchten, und in dieser Vorliebe ist ihnen
der Piemontese Filiberto Petiti, der ja auch von den
Macchiaioli abstammt, an die Seite zu stellen, wäh-
rend der andere Piemontese Antonio Fontanesi sich
mehr an Sonnendarstellungen erfreut.

Von den Malern, die wohl ihrem Ursprung nach
auch zu den Macchiaioli gehörten, aber dann einen
eigenen Weg betraten, sind — Francesco Paolo Mi-
chetti, der Schilderer der abruzzesischen Sitten, und
Domenico Favretto, in dessen farbenprächtigen Bildern
das bunte Leben des kleinen venezianischen Volkes
mit unübertrefflichem Humor dargestellt ist, wohl
die größten gewesen. Von den Bildhauern, die
sich zu den Macchiaioli bekannten und deren Werke
auf der Ausstellung waren, sind besonders Giovanni
Focardi zu nennen und Adriano Cecioni. Die Skulptur
hatte durch Dupres und Bartolinis Tätigkeit in Tos-
kana eine zu starke Tradition, um leicht von Um-
stürzlern geschwächt zu werden. So konnten die
zwei tüchtigen Neuerer nur wenig erreichen. Focardi
mußte nach England auswandern, wo er in kurzer
Zeit durch seine Kindergruppen berühmt wurde, und
Cecionis Tätigkeit beschränkte sich auf eine geringe
Anzahl Werke, worunter die mit etwas gar zu derber
Naturalistik dargestellte »Mutter« der Nationalgalerie
moderner Kunst in Rom, wohl das beste ist.

Das Ergebnis dieser florentinischen retrospektiven
Ausstellung moderner Kunst läßt uns mit freudiger
Erwartung der fünfzigjährigen Ausstellung italienischer
Kunst entgegensehen, die nächstes Jahr in Rom im
Anschluß an die internationale Ausstellung zeitgenössi-
scher Kunst stattfinden soll. FED. H.

NEKROLOGE

Am 22. Dezember igio hat der Tod den ausgezeich-
neten Leipziger Historiker Gustav Wustmann hingerafft.
Als Wahrer einer reinen deutschen Sprache (»Allerhand
Sprachdummheiten«, 1891), als unermüdlicher Forscher und
Spürer in Leipzigs Kunst- und Kulturgeschichte, als Leiter
und Förderer der Leipziger Stadtbibliothek und des Rats-
archivs hat sich Gustav Wustmann so sehr verdient ge-
macht, daß sein Andenken noch lange leben und wirken wird.

Auch unsere Zeitschrift beklagt in ihm einen alten
Freund, der auch einigemale interessante Arbeiten selbst
beigesteuert hat, von denen besonders hervorgehoben sei
seine im Jahrgang N. F. IV, 1892/93 erschienene Arbeit
über Goethe als Radierer, die noch heute sehr gesucht
ist, schon um deswillen, weil ihr die Originaldrucke der
auf der Leipziger Stadtbibliothek bewahrten zwei Kupfer-

platten Goethes beigefügt waren. Eine sehr interessante
Arbeit Wustmanns findet sich auch im Jahrgang 1888 un-
serer Zeitschrift über den Dresdener Baumeister Wil-
helm Dilich und letzthin erst über das Bildnis Käth-
chen Schönkopfs. — Wustmann, der am 23. Mai 1844
in Dresden geboren war, betätigte sich zuerst lange
Jahre als Lehrer am Leipziger Nicolai-Gymnasium, bis er
1881 zum Stadtbibliothekar ernannt wurde und dann sein
eigentliches Feld fand. Erinnert sei noch an seine Beiträge
zur Geschichte der Malerei in Leipzig (1879) und an seine
wichtige Schrift Ober den Leipziger Baumeister Hieronymus
Lotter (1875). o. K.

Der bekannte Berliner Bildhauer Professor Josef
Uphues, geboren in Sassenljerg i. W. am 23. Mai 1850,
ein Schüler von Reinhold Begas, ist am 1. Januar in Berlin
gestorben. Er ist der Schöpfer verschiedener Kaiserdenk-
mäler, u. a. des Reiterstandbildes Kaiser Friedrich III. in
Charlottenburg. In der Berliner Siegesallee rühren die
Denkmäler Ottos II. und der jugendliche Friedrich der
Große von ihm her. Von diesem Werke wurde eine
Kopie nach Amerika geschenkt. Eine seiner umfang-
reichsten Schöpfungen ist das Moltke-Denkmal auf dem
Königsplatze in Berlin. Uphues, der persönlich ein liebens-
würdiger Mensch war, erfreute sich der besonderen Gunst
des Kaisers. Er war Mitglied des Vereins Berliner Künstler
und auch der Berliner Sezession.

Max Meckel, der frühere erzbischöfliche Baudirektor,
ein bekannter Gotiker, der u. a. die Rochuskapelle in Bingen
und die Garnisonkirche in Ulm erbaute und den Römer
und den Kaisersaal in Frankfurt a. M. restauriert hat, ist in
Freiburg i. Br. im 63. Lebensjahr gestorben.

PERSONALIEN
Professor Paul Clemen hat einen Ruf an die Uni-
versität in Heidelberg erhalten an Stelle des von seinem
Lehramte zurücktretenden Professors Henry Thode. Pro-
fessor Clemen hat die Berufung indessen abgelehnt. —
Nunmehr ist Prof. Carl Neumann in Kiel die Übernahme
des Heidelberger Lehrstuhls angeboten worden, den dieser,
wie verlautet, auch annehmen wird.

Fritz Klinisch, der Schöpfer des Rudolf Virchow-
Denkmals in Berlin, ist zum Professor ernannt worden.
Andere bekannte Arbeiten des trefflichen Künstlers sind
das Grabdenkmal für Max Koner, die Bronzetänzerin in
der Nationalgalerie und die Monumentalbüste von Josef
Kainz, die jetzt im Vestibül des Neuen Schauspielhauses
in Berlin dauernd Aufstellung findet.

Artur Volkmann, der bekannte, bisher in Rom lebende
Bildhauer und Maler, wird sich in Frankfurt a. M. nieder-
lassen. •

+ München. Bei der am 8. Dezember stattgehabten
diesjährigen Generalversammlung des Bundes zeichnen-
der Künstler wurden nachstehende Herren in den Vor-
stand gewählt: Prof. Ernst Liebermann, Vorsitzender;
Kunstmaler Hans Neumann, Schriftführer; Prof. Franz
Hoch, Kassierer. Die im Laufe des letzten Jahres ver-
anstalteten Ausstellungen des Vereins im Glaspalast zu
München, in der Schweiz und in verschiedenen Städten
Norddeutschlands hatten einen Verkauf von im ganzen
125 Werken zu verzeichnen.

Dem Maler Hans Dahl wurde der Titel Professor
verliehen.

WETTBEWERBE
Die städtische Kunstdeputation zu Berlin hatte
den Vorstand des Vereins Berliner Künstler beauf-
 
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