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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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Aus Amerika, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0117

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

•mm*

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig, Querstraße 13
Neue Folge. XXII. Jahrgang 1910/1911 Nr. 14. 27. Januar 1911.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur »Zeitschrift für bildende Künste monatlich dreimal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfaßt 40 Nummern.
Die Abonnenten der »Zeitschrift für bildende Kunst« erhalten die Kunstchronik kostenfrei. — Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt
eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Oewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E.A.Seemann,
Leipzig, Querstraße 13. Anzeigen 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen an.

AUS AMERIKA

Vom Metropolitan-Museum in New York sind wieder
wichtige Neuerwerbungen zu verzeichnen. Obenan steht
eine große Leinwand von Paolo Veronese: »Mars und
Venus werden von Kupido gebunden». An Qualität steht
dieses Bild auf derselben Höhe wie der berühmte »Raub
der Europa« im Dogenpalast, ist aber viel besser erhalten.
Es ist unten an einem Sockel Paulus Veronensis f. be-
zeichnet und ist durch den Kunsthändler Blakeslee nach
Amerika gekommen. Ursprünglich im Besitz der Königin
Christine von Schweden, die es von ihrem Vater Gustav
Adolph geerbt hatte, befand sich das Gemälde später beim
Herzog von Orleans und dann bei Lord Wimborne, 1903
figurierte es bei Christie. Dann sind ein sehr hervor-
ragendes Werk von Canaletto »Canale grande in Venedig«
und ein typisches Porträt von Tintoretto zu erwähnen.
Durch diese Ankäufe hat sich der Inhalt des Museums
an Cinquecentowerken willkommenerweise erweitert. Wäh-
rend das Quattrocento dort an zahlreichen, in manchem
Falle hervorragenden Arbeiten zu studieren ist, war die
darauffolgende Glanzperiode der italienischen Kunst nur
ganz kümmerlich vertreten.

Die kürzlich abgehaltene spanische Kunstausstellung
in Mexiko hatte einen sehr großen Erfolg. Besondere
Würdigung fand die Kunst SoroIIa y Bastidas.

Sir William van Hörne, der bekannte Sammler in
Montreal, Canada, hat kürzlich einen feinen Frans Hals
erworben. Das Bild stellt in Halbfigur einen Zecher mit
einem Tonkrug dar, es stammt aus der Sammlung des
Herzogs von Hamilton.

In Seattle, Wash., plant man ein neues Kunstmuseum,
worin amerikanische wie europäische Kunstwerke leihweise
ausgestellt werden. Die Kosten sind auf 2000000 M. ver-
anschlagt.

Der im November des vorigen Jahres in Provi-
dence verstorbene R. J. John La Farge war eine der mar-
kantesten Figuren im amerikanischen Kunstleben. Von
französischer Abstammung, war er 1835 in New York ge-
boren. Nach Privatunterricht im Hause trat er schon früh
in Coutures Atelier in Paris ein, später bereiste er noch
ganz Europa, um dann Ende der fünfziger Jahre nach
Amerika zurückzukehren. Zunächst gab er hier die Kunst
als Beruf auf und betätigte sich als Jurist. Anfang der
sechziger Jahre kehrte La Farge jedoch zur Malerei zurück.
Seine ersten bedeutenderen Arbeiten, die ihm die Gunst
des Publikums bald eroberten, waren die Fresken der
Trinity Church in Boston, die er nach den Zeichnungen
des bekannten Architekten Richardson ausführte. Dann
folgten die Fresken in St. Thomas, New York, (durch
Feuersbrunst zerstört) und seine berühmtesten Schöpfungen,
die Wandmalereien in der Ascension-Kirche in New York.
Über Amerika hinaus bekannt machten La Farges Namen

seine Glasmalereien, die er nach einer von ihm erfundenen,
der sogenannten »amerikanischen« Methode verfertigte.
Unter seinen bemerkenswertesten Schöpfungen dieser Art
sind einige Fenster in der Harvard-Universität und das
»Peacock«-Fenster im Worcester Museum. Seit seiner Reise
nach Japan im Jahre 1886 war La Farge stark unter den
Einfluß ostasiatischer Kunst geraten. Seine Reise nach
Samoa zeitigte merkwürdige, das exotische Land der In-
sulaner schildernde Bilder. La Farge war unter anderem
Mitglied der National Academy und Offizier der Ehren-
legion. Auch schriftstellerisch hat er sich hervorgetan;
unter anderem hat er sich über seine japanische Reise, die
Schule von Barbizon und die modernen Impressionisten
ausgelassen.

Das Museum der Hispanic Society of America in New
York — eine Schöpfung des Millionärs Archer Mr. Hun-
tington — hat kürzlich ein fürstliches Geschenk erhalten.
Die Mutter des Gründers hat dem Museum das bekannte
Bildnis des Herzogs Olivarez von Velasquez, das noch vor
nicht allzu langer Zeit das Dorchester House schmückte,
überwiesen. Sie hat dafür 1650000 M. bezahlt.

Eine der bedeutendsten amerikanischen Privatsamm-
lungen, die des verstorbenen Mr. Robert Hoe, kam in
New York im Januar dieses Jahres zur Versteigerung. Sie
enthielt unter anderem Werke von Rembrandt, Cranach d.Ä.,
Boucher, Hogarth, Chardin, Daubigny, Greuze, Romney,
Ruysdael, Mieris, Dou und Rigaud. Außer den Gemälden
war Mr. Hoe auch auf Porzellan, Gobelins und objets
d'art bedacht. Der Katalog zählt über 3000 Nummern.

Am 6. Februar wird im Metropolitan-Museum, New York,
eine Gedächtnisausstellung von Werken des amerikanischen
Marine- und Landschaftsmalers Winslow Homer eröffnet.

Mr. Pierpont Morgan überwies demselben Museum
eine ausgezeichnete Sammlung (von 135 Stücken) alt-
chinesischen Porzellans der Ming-, Yün Chen- und Chien
Lung-Perioden. — Unter den weiteren Neuerwerbungen
dieses Museums sind eine Bronzestatuette der Jungfrau
mit dem Christuskind dem Sansovino zugeschrieben, ein
kleiner bronzener Satyr von Pietro Tacca, ein italienisches
Terrakottarelief des 17. Jahrhunderts, Christus und Engel
darstellend, und zwei Bronzen von Bouchard, Mädchen
mit einer Gazelle und Römische Tänzerin, zu verzeichnen.

Die diesjährige Corcoran-Ausstellung von Werken
amerikanischer Malerei in Washington übertrifft alles in
dieser Art früher Gebotene. Die etwa 330 Bilder geben
einen überaus vorteilhaften Eindruck von dem heutigen
Stand transatlantischer Kunst. Allerdings sind keine Über-
raschungen oder Offenbarungen da, aber die großen be-
kannten Namen sind glänzend vertreten. Die Preise sind
folgendermaßen verteilt worden: Goldene Medaille und
2000 Dollars Edmund C. Tarbell für sein »Interieur«;
zweiter Preis (1500 Dollars und silberne Medaille) Professor
 
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