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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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Neuerwerbungen der Albertina in Wien
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0127

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229

Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe

17. Jahrhunderts stammt und eine Fülle ganz ausge-
zeichneter Naturstudien (meist Arme, Hände, Beine,
Gewänder usw.) der Bolognesen, der Caracci, Renis,
Guercinos, Lanfrancos, Cantarinis u. a. enthält (der
handschriftliche Titel der Sammlung lautet: »Raccolta
di varj studj de' seguenti Pittori Maestri Bolognesi,
cioe Ii Carracci, e suoi eccellenti allievi, giä maestri
etc.«). Der Preis, um den das alles gekauft wurde,
ist geradezu lächerlich. Allerdings findet diese Kunst
heute nicht viel Käufer, aber die Zeit ist nicht fern,
wo diese und ähnliche Blätter für die Wissenschaft
einen gleichen Wert bekommen werden wie Blätter,
für die man heute den zehn-, ja hundertfachen Preis
bezahlt.

Die Albertina hat es sich glücklicherweise auch
zu ihrer Aufgabe gesetzt, moderne und modernste
Arbeiten zu sammeln. Aus der großen Zahl der an-
gekauften Arbeiten können natürlich nur einige wenige
genannt werden, so der französische Husar von A. De-
lacroix (Aquarell von 1846), ein großer Studienkopf
von Max Klinger für eine Frauengestalt auf dem
Wandgemälde der Leipziger Aula (1906) eine zarte
duftige Landschaft von Edmund Steppes, zwei vor-
zügliche Sievogt (ein Selbstporträt von 1889 und die
Fortuna auf dem Pfauenwagen), und endlich, um den
Humor nicht zu vergessen, die köstliche Folge von
Originalzeichnungen Wilhelm Büschs zum Bilder-
bogen »Das warme Bad« (17 Blatt, davon zwei
unveröffentlicht) und eine Karikatur Gerh. Haupt-
manns von Gulbransson. Man kann in Wien nicht
genug darauf dringen, daß die Sammlungen bei-
zeiten sich der Werke lebender hervorragender Meister
versichern. Nur zuviel wurde in dieser Hinsicht
in früherer Zeit gesündigt, Sünden, die sich heute
nur unter schwersten Opfern oder gar nicht gut-
machen lassen. Und schließlich ist es doch das Fazit
einer vernünftigen nationalökonomischen Betrach-
tung des Kunstmarktes, daß man wirklich gut nur
zeitgenössische Kunst kaufen kann, denn da bekommt
man, wenn man zur Zeit kommt, allererste Meister-
werke zu Preisen, wie man sie für alte Meister dritten
oder vierten Ranges zahlen muß.

Auf die angekauften graphischen Blätter kann hier
nicht eingegangen werden, besonders da die Direktion
hauptsächlich Zeichnungen ihr Augenmerk zuwendet
und die Pflege der graphischen Künste mehr dem
Kupferstichkabinett der Hofbibliothek überläßt.

O. P.

NEKROLOGE

Professor Gustav Eilers, der bekannte Berliner
Graphiker, ist am 28. Januar im Alter von 77 Jahren in
Berlin gestorben. Er war am 28. Juli 1834 in Königsberg
i. Pr. geboren. Den ersten großen Erfolg brachte ihm
1874 ein meisterhafter Stich nach Tizians »Zinsgroschen«.
Es folgte eine Reihe hervorragender Stiche nach Bildnissen
von Holbein, van Dyck und Rubens; besonders erwähnens-
wert ist auch seine Wiedergabe von Menzels Gemälde
»Friedrich der Große auf Reisen«. Er war Mitglied der
Berliner Akademie der Künste und langjähriges Mitglied
des Vereins Berliner Künstler, sowie Vorsitzender des
Vereins für Originalradierung in Berlin.

PERSONALIEN
Professor Heinrich Wölfflin ist zum Mitgliede der
preußischen Akademie der Wissenschaften ernannt worden.

Prag. Der Direktor des kunstgewerblichen Museums
der Prager Handelskammer titul. außerord. Professor an
der tschechischen Universität Privatdozent Dr. Karl Chytil
wurde zum ordentlichen Professor der Kunstgeschichte an
der Prager tschechischen Universität ernannnt.

Zeitungsmeldungen zufolge hat sich der in Wien an-
sässige Maler Albin Egger-Lienz, einer der kraftvollsten
und talentvollsten Maler Jung-Österreichs, entschlossen,
Wien zu verlassen und nach Deutschland (München wird
genannt) zu gehen. Der Hauptgrund wird darin zu suchen
sein, daß er jüngst vom Professorenkollegium der Akade-
mie der bildenden Künste primo Ioco zum Professor vorge-
schlagen worden war, daß das Unterrichtsministerium sich
aber für den secundo loco vorgeschlagenen Maler und Ra-
dierer Rudolf Jettmar entschied. Auch hat der Künstler
bisher mehr Förderung vom Auslande als von seiner Hei-
mat erfahren, da seine meisten Bilder nach Deutschland
verkauft wurden. Der Fall, daß ein Künstler sein Domizil
wechselt, wäre ja nichts so Auffallendes, wenn es für Wien
und Österreich nicht nachgerade zur Regel zu werden an-
finge, daß man, weit entfernt davon, junge Talente um
jeden Preis zu halten, sie vielmehr leichten Herzens ins
Ausland ziehen läßt, um dann, wenn sie dort berühmt ge-
worden sind, die »Landflucht der Künstler« zu beklagen,
oder, was noch schlimmer ist, auf die Berühmtheit der
Landsleute im Auslande noch stolz zu sein, nachdem man
vorher im Inlande nicht das geringste für sie getan hat.
Die Fälle sind in letzter Zeit Legion und es wäre wirklich
Zeit, daß die maßgebenden Kreise ein Einsehen bekommen.

O. P.

o Bernhard Hoetger, der Pariser Bildhauer west-
fälischer Abstammung, hat jetzt seinen Wohnsitz in Köln
genommen. Wie es heißt, wird auch August Deusser,
das Haupt der jüngeren Düsseldorfer Malerschule, sich
dort niederlassen. Deusser ist gebürtiger Kölner.

WETTBEWERBE
o Düsseldorf. Das Preisgericht für das Bismarck-
Nationaldenkmal auf der Ehsenhöhe bei Bingen ist nach
viertägiger Arbeit zu folgendem Ergebnis gekommen: der
erste Preis wurde verliehen an den Bildhauer Professor
Hermann Hahn in München; zwei zweite Preise wurden
verliehen erstens an den Architekten Franz Brantzky-Kö\n
und zweitens an den Regierungsbaumeister Architekt Alfred
Fischer und W. Kniebe in Düsseldorf. Ebenfalls wurden
zwei dritte Preise verliehen, und zwar erstens an Architekt
Otto O. Kurz und Bildhauer Bernh. Bleeker-München und
zweitens an Professor Richard Riemerschmid in München.
Außerdem wurden noch zehn kleinere Preise verteilt.
Weitere fünf Entwürfe sollen angekauft werden. Der mit
dem ersten Preise ausgezeichnete Entwurf Hahns beab-
sichtigt die Schaffung eines monumentalen Rundbaues mit
einer großen Bismarckstatue. Es waren im ganzen 374 Ent-
würfe eingegangen. Die oft sehr umfangreichen Modelle
füllen den ganzen Kunstpalast. Vom 12. Februar an werden
sie öffentlich ausgestellt sein.

Der Römerbrunnen für Köln. Das Preisgericht im
Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen zu einem Römer-
brunnen beim Aufstieg von der Komödienstraße zur Burg-
mauer hat seinen Spruch gefällt. 62 Entwürfe waren
eingegangen. Mit je einem Preise von 1700 Mk. wurden
bedacht die Arbeiten »Agrippina-Brunnen« des Bildhauers
W.Meiler und »Kulturträger 2« des Bildhauers J.B.Schreiner,
 
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