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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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23»

Funde — Archäologisches

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der Architekten P. Recht und P. Bachmann; mit einem
Preise von 800 Mk. der Entwurf »Auf alten Fundamenten«
des Bildhauers J. Moest und Diözesanbaumeisters H. Re-
nard. Angekauft wurden die Entwürfe «Original«: des
Architekten F. Brantzky, »Dä« des Bildhauers F. Alber-
mann und »Colonia Agrippina« des Regierungsbaumeisters
E. Moritz und Bildhauers J. Moest. Die sämtlichen Ent-
würfe sind vom 22. Januar ab im Lichthofe des Kunstge-
werbemuseums öffentlich ausgestellt.

-(- München. Bei dem 14. Konkurrenz-Ausschreiben
der deutschen Oesellschaft für christliche Kunst
(Entwürfe für eine katholische Kirche in Wriezen in Branden-
burg) wurden 77 Arbeiten eingesandt. Erste Preise erhielten
Friedrich Freiherr von Schmidt in München (Kennwort
>St. Zeno«) und Theodor Sohm in Darmstadt (»Deo opti-
mo maximo«). Der 2. Preis wurde Joseph Riedl in München
(»Zum Neujahr«) zugesprochen, der 3. Preis Michael Kurz
in Göppingen (»Immaculata«). Belobungen erhielten die
Architekten Richard Steidle in Ehensfeld, Ludwig Ruff in
Nürnberg, Ernst Müller in Charlottenburg, M. Simon und
L. Welzenbacher in München, Albert Kirchmayer in Augs-
burg, F. Bichlmeier in Bodolz bei Lindau, Theodor Sohm
in Darmstadt, Sebastian Buchegger, Heinrich Sturzenegger
in Augsburg und R. Fuchsenberger in Speyer.

Der Nürnberger Magistrat, der für ein Beethoven-
denkmal 100000 Mark zur Verfügung hat, schreibt einen
Wettbewerb aus mit Preisen von 3000, 2000 und 1000
Mark. Die Entwürfe sind bis zum 1. August d. J. einzu-
reichen.

FUNDE

Entdeckungen wichtiger griechischer Ruinen bei
Cyrene. Die von dem Archaeological Institute of America
zur Ausgrabung der alten Stätte von Cyrene unternommene
Expedition hat bereits bei im Mai und Juni vorigen Jahres
unternommenen Präliminaruntersuchungen durch den Leiter
der Expedition Richard Norton eine neue wichtige Ruinen-
stätte in der Nähe von Cyrene entdeckt. Es scheint sich
um eine von Cyrene selbst ausgegangene Niederlassung
zu handeln. Norton wurde, als er im letzten Mai zu Ben-
gazi weilte, von Arabern unterrichtet, daß an einer Messa
genannten Stätte, die auf keiner Karte bemerkt ist, Ruinen
existierten. Die Amerikaner begaben sich nach Merdj
(am Meer), wo man sich einen Führer verschaffen konnte,
der den Weg nach Messa von Sheriz, einer Station der
Telegraphenhnie Derna-Merdj-Bengazi, zu kennen vorgab.
Von Sheriz aus, das man am 14. Juni verließ, marschierten
die Amerikaner durch eine bewaldete Schlucht ungefähr
4V2 km nach Osten, dann über Bergland 3 km nordöstlich
und 6 km über Hügelland. So erreichte man Messa.
Darüber berichtet Norton im letzten Bulletin of the Ar-
chaeological Institute of America: Die Ruinen von Messa
liegen am Ende desselben Plateaus wie die von Cyrene.
Die wichtigste Quelle liegt in einer Höhlung und ist von
großen Massen von viereckigen Blöcken und Gebäude-
sputen umgeben. Ausgedehnte Ruinen auf der Höhe im
Westen, Norden und Osten der genannten Quelle schließen
u. a. Steinbrüche ein, in denen man zahlreiche in den
Fels eingeschnittene Gräber, ferner aber auch große, frei-
stehende Sarkophage, ausgebaute Gräber und Gebäude-
spuren fand. Zwei Straßen ließen sich genau erkennen,
von denen die eine nördlich ans Meer führte, die andere
östlich nach dem Sawiya Beda, dem Heiligen Grab von
Sidi Raffa und weiter nach Cyrene, das durch das süd-
östliche Tor erreicht wird. Die Entfernung von Messa zu
der Quelle von Cyrene beträgt ungefähr 22 km. Der
größte Teil der Straße läßt sich an den Gräbern, den Ge- |

bäuden zu beiden Seiten oder auch durch die gegenwärtige
Route genau erkennen. Es ist kein Zweifel, daß5 man
hier auf die Hauptstraße von Cyrene nach dem Westen
gestoßen ist und daß Messa eine wichtige, von Cyrene
ausgegangene Niederlassung war. Der Charakter der
Ruinen weist auf eine griechische Stadt, die im vierten
Jahrhundert v. Chr. bereits bewohnt war. Von Norton
erhaltene Pläne und Photographien zeigen die Wichtigkeit
der Stätte an. Die Amerikaner hoffen, daß die für Cyrene
erhaltene Ausgrabungserlaubnis auch auf Messa ausgedehnt
werden kann. Die Arbeiten in Cyrene werden zurzeit
begonnen. Das ganze Arbeitsmaterial mußte nach Malta
verladen werden, von wo es in einzelnen Partien auf der
von Mr. Amour zur Verfügung gestellten Yacht nach Cy-
rene gebracht wird, wo nirgends in der Nähe ein guter
Hafen das Anlaufen eines größeren Schiffes erlaubt, m.

ARCHÄOLOGISCHES
Antike chinesische Skulpturen. Die letzten Comp-
tes rendus der Pariser Academie des inscriptions et Belles-
Lettres enthalten einen äußerst interessanten Bericht des
Kommandanten D'Oilone über seine archäologischen und
linguistischen Forschungen im westlichen China, durch
welches Gebiet ihn eine Reise von über 10000 Kilometer
von Tonkin bis nach Peking geführt hatte. Bei der
Seltenheit antiker Skulpturen in China soll der Teil seines
Berichtes, der von kunstarchäologischer Wichtigkeit ist,
wiederholt werden. Denn mit Ausnahme weniger Reliefs
aus der Han - Epoche, die der ausgezeichnete Sinologe
Chavannes publiziert hat, hat man vor wenigen Jahren
fast gar nichts von antiker chinesischer Skulptur gewußt.
Die Expedition des Kommandanten D'Oilone hat eine
große Anzahl von Monumenten von hohem Kunst- und
historischem Interesse entdeckt. Von größter Wichtigkeit
ist eine 6 Meter hohe Pyramide zu Yunnansen, die durch-
aus mit buddhistischen Skulpturen von höchster Vollendung
bedeckt ist, so daß D'Oilone glaubt, daß in ganz China an
ähnlicher Grazie der Figuren und an Feinheit der Zeich-
nungen vergleichbare Skulpturen nicht zu finden sind.
Diese Pyramide trägt eine Inschrift in Sanskrit, woraus
man schließen könnte, daß das Monument von aus Indien
gekommenen Bildhauern geschaffen ist. Aber 4 Karyatiden,
welche die Basis schmücken, sind von reinem chinesischem
Stil. Sie sind zweifellos von chinesischen Künstlern her-
gestellt, so daß man die höheren Stockwerke, die ganz und
gar mit Skulpturen bedeckt sind, fremden Kunsthandwerkern
zuschreiben darf, — Grabpfeiler in Ya-tscheu sind das
älteste Beispiel von Skulpturen aus der Han-Zeit (um
Christi Geburt bis 220 n. Chr.) im westlichen China, und
unterscheiden sich durch auffallende Eigentümlichkeiten
von gleichzeitigen Pfeilern, die man im östlichen China
gefunden hat. In Atlantanstellung zeigen sich darauf
Gnomen, von denen einer zweifellos semitischen Typus
trägt und einen mächtigen Bart nach assyrischer Mode.
Zu demselben Grabdenkmal gehören zwei Tiger oder
Löwen ohne Mähne von einzigartiger Bildung. Man kann
kaum noch ein anderes Beispiel von ähnlich geschmeidi-
gen Tieren in Bewegung finden. Die zahllosen sonst aus
China bekannten Löwen- oder Tigerdarstellungen zeigen sie
alle in sitzender Stellung. Man kann diese Löwen aus der
Han-Zeit als die Vorbilder von vier Löwen betrachten, die
mehr als 500 Jahre später in der Tang-Dynastie entstanden
und die ebenfalls in Bewegung dargestellt sind. Dazu
tragen die beiden alten Bestien Flügel. Man kennt aller-
dings geflügelte Pferde aus der Tang-Zeit; aber Löwen
und Tiger hat man bis jetzt noch nicht geflügelt gefunden,
und dazu sind diese Flügel in keiner Weise wie die der
geflügelten Pferde chinesisch stilisiert; sie gleichen vielmehr
 
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