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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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Schumann, Paul: Fritz von Uhde
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0168

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Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe

312

Stellung, die er in München lange Jahre inne hatte,
und die allgemeine Verehrung und Liebe, die ihm
an seinem 60. Geburtstag entgegengebracht wurde,
werden ihm gezeigt haben, daß er dem deutschen
Volke viel gewesen ist. Er hat unsere Sinnesanschauung
bereichert, er hat dem deutschen Gemüt Werke von
unvergänglichem Werte geschenkt. Künstlerische und
sittliche Kraft waren in seiner Persönlichkeit und auch
in seinen Werken untrennbar verbunden. So wird
sein Werk weiterleben als tiefer Ausdruck idealer Ge-
danken, die unsere Zeit bewegten, als starkes Zeugnis
künstlerischer Bestrebungen, die der Kunst unserer
Tage ihren Stempel aufgedrückt haben. Stellen wir
einst zusammen, was uns das Leben an Glück mit
auf dem Weg gab, die Kunst Fritz von Uhdes wird
mit auf diesem Blatte stehen.

Dresden PAUL SCHUMANN

NEKROLOGE
Otto Puchstein. Im blühenden Mannesalter ist der
ausgezeichnete Archäologe Otto Puchstein, der nach reicher
Tätigkeit am Berliner Museum später in Freiburg i. Br.
das Ordinariat für klassische Archäologie bekleidet hat
und zuletzt als Generalsekretär des Kaiserlich deutschen
archäologischen Instituts in Berlin fungierte, daselbst ge-
storben. Bei der Würdigung Otto Puchsteins ist das Haupt-
gewicht auf seine Ausgrabungen, seine Forschungsreisen
und seine Publikationen zu legen. Ebenso bedeutend war
aber auch seine eigentliche Museumstätigkeit am Berliner
Museum (1883—1896); er hat sich damals das Hauptver-
dienst erworben, in mühsamer und langwieriger Arbeit aus
der Unzahl der Einzelplatten und Stücke der Reliefs des
pergamenischen Altars alles Zusammengehörige zusammen-
zufinden und zusammenzusetzen. Puchsteins Forschungs-
reisen verdanken wir die Untersuchung des Prunkgrabes
auf dem etwa 2200 m hohen Nemrud-Dagh, wohin er 1883
mit Karl Humann gereist war. Überhaupt hat er viel zur
Erkenntnis des Stiles der nichtgriechischen Orabfassaden
Kleinasiens beigetragen (siehe z. B. noch »die nabatäischen
Orabfassaden« im Archäologischen Anzeiger 1910 und
Karl Humann und O. Puchstein »Reisen in Kleinasien-
Nordsyrien«). Zusammen mit Koldewey hat Puchstein die
griechischen Tempel in Unteritalien und Sizilien erfolgreich
untersucht, eine großartige Publikation ist die Folge dieser
eifrigen Arbeit gewesen. — Früh schon hat Puchstein sein
großes Interesse für die antike Bühnenarchitektur geäußert.
Er war der erste, der den Zusammenhang pompejanischer
Wandmalereien mit der Architektur des großen Theaters
in Pompeji erkannt hat, dem er selbst mehrfache Unter-
suchungen widmete. Er war ein Gegner der Dörpfeld-
schen Orchestra-Theorie; und alle diejenigen, die noch an
eine Bühne im griechischen Theater glaubten, sind ihm
dankbar für sein Werk »Die griechische Bühne, eine archi-
tektonische Untersuchung«. — Puchstein ist auch derjenige,
der zur Geschichte der Entstehung der ionischen Säule
die wertvollsten Beiträge gegeben hat (»Die ionische Säule
als klassisches Bauglied orientalischer Herkunft« in den
Sendschriften der Deutschen Orient-Gesellschaft). — Als
Ausgräber hat Puchstein an zwei Stätten Hervorragendes
geleistet. Er hat die großartigen Ausgrabungen in Baal-
bek in dem Beginn des 20. Jahrhunderts geleitet, was zahl-
reiche durch Schönheit und Gründlichkeit ausgezeichnete
Berichte und Publikationen im Gefolge gehabt hat. Ferner
hat er gemeinsam mit Winckler im Sommer 1907 die er-
folgreichen Ausgrabungen zu Boghazköi ins Werk gesetzt,
die uns so wichtige und interessante Einblicke in die

| hettitische Kultur gegeben haben. — Durch den Tod des
liebenswürdigen und charaktervollen Mannes erleidet die
deutsche archäologische Wissenschaft einen schweren Ver-
lust. M.

Der Frankfurter Bildhauer Joseph Kowarzik ist nach
längerer Krankheit in Cannes gestorben. Kowarzik (am
1. März 1860 in Wien geboren) war von 1905 bis 1908
Lehrer am Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt a. M.
Frankfurt beherbergt auch eine große Anzahl seiner Ar-
beiten. Seine bedeutendsten Werke sind der Römerbrunnen
in Frankfurt und die Porträtbüste Hans Thomas in der
Karlsruher Kunsthalle. Besonders hat er sich der Me-
daillenkunst gewidmet und auf diesem Oebiete der Klein-
plastik Hervorragendes geleistet.

PERSONALIEN

Stellvertretung des Präsidenten der Berliner
Akademie der Künste. Der Kultusminister gab seine
Genehmigung dazu, daß Prof. Arthur Kampf bis zum
Ablauf der Amtsperiode des verstorbenen Akademiepräsi-
denten, des Geh. Baurats Prof. Karl von Großheim, die
Präsidialgeschäfte führt. Diese Amtsperiode läuft bis zum
1. Oktober 1911.

Dr. Wilhelm Waetzoldt ist als Nachfolger Prof.
Dr. Ferdinand Labans zum Bibliothekar bei den Kgl.
Museen in Berlin vom 1. Mai ab ernannt worden.

+ Der Maler Hans Pellar wurde vom Oroßherzog
von Hessen als Mitglied in die Darmstädter Künstlerkolonie
berufen.

+ Der Deutsche Künstlerverband München wählte
für das Jahr 1911 den Maler Max Feldbauer als ersten
Vorsitzenden. Die übrigen Ämter des Ausschusses be-
kleiden die Herren Hugo Schimmel, Paul Kämmerer, Kurt
Ziegra, Johannes Meitzer.

-)- München. Bei den vielen Auszeichnungen, die
anläßlich des 90. Geburtstages des Prinzregenten Luitpold
von Bayern stattfanden, wurde auch die Münchener Künst-
lerschaft reich bedacht. So erhielten eine große Anzahl
von Malern, Bildhauern und Architekten die Prinzregent-
Luitpold-Medaille in Silber, FritzAugust von Kaulbach wurde
zur »Exzellenz«, die Maler Franz Grassel in Emmering,
Heinrich Knirr und Georg Schuster- Woldan in München,
Hermann Stockmann in Dachau und BildhauerJulius Seidler
in München zu Professoren ernannt. Unter den Ordens-
auszeichnungen ist namentlich die Karl Haiders mit dem
Verdienstorden vom hl. Michael IV. Klasse zu erwähnen.

Der Bildhauer Georg Herting in Hannover hat einen
Ruf als außerordentlicher Professor für Ornament- und
Figurenmodellieren an die Technische Hochschule in Braun-
schweig angenommen.

Dem Maler Karl F. H. Unger in Loschwitz bei Dresden
wurde vom Großherzog von Hessen der Charakter als
Professor verliehen.

Zu Assistenten bei der Kaiserlichen Eremitage wurden
ernannt die bisherigen Hilfsarbeiter: Dr. Thomas v. Wahl
bei der Antikenabteilung, Baron Anton Krüdener und
Baron Nikolai Wrangell bei der Gemäldegalerie und
Arvid v. Kaull bei der Galerie der Kostbarkeiten.

WETTBEWERBE
Beim Wettbewerb für das Rathaus für die Stadt
Essen hat das Preisgericht folgende Entscheidung getroffen:
Je einen Preis von 3250 Mark erhielten die Firma Groß-
kopf & Kunz-Essen, und Architekt Willy Graß-Stuttgart,
je einen Preis von 2000 Mark Architekt Oskar Schwer-
 
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