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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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Waldmann, Emil: Perspektive und Körpermodellierung in der minoischen Wandmalerei
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0263

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Nekrologe — Personalien — Denkmalpflege — Denkmäler

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in der so strengen ägyptischen Kunst kommen sie
vor, wo bisweilen innerhalb des reinen Flächenstils
eine Dreiviertelansicht erscheint (vergl. Pfuhl, Griechi-
sche Malerei, Anmerkung 2 auf Seite 13). Auch in
der minoischen Kunst wäre es an sich nicht so ganz
überraschend. Bei den Goldbechern von Vaphio ist
mit Größenperspektive gearbeitet und bei dem Frag-
ment des mykenischen Silberbechers mit der Stadt-
belagerung soll es auch der Fall sein, wenn hier auch
allerdings die Größenverhältnisse stark durcheinander-
gehen. Aber das Wichtige ist doch dies, daß bei
den auf uns gekommenen Werken aus der Blütezeit
der minoischen Malerei in Kreta undTiryns, sich nichts
dergleichen erweisen läßt, daß bei diesen Darstellungen
auf der ebenen Fläche der reine Flächenstil herrscht.

EMIL WALDMAMN.

NEKROLOGE
Der Historienmaler Professor J. M. Heinrich Hof-
mann, Mitglied der Akademie der bildenden Künste in
Dresden, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Er wurde
in Darmstadt am 19. März 1824 geboren, erhielt seinen
ersten Unterricht bei Rauch und studierte an der Düssel-
dorfer Akademie unter Schadow und Hildebrandt. 1863
kam er nach Dresden, wo er bis in die neunziger Jahre
hinein als Professor an der Kunstakademie wirkte. Seine
bekanntesten Bilder sind: »Die Oefangennehmung Christi«
(Darmstädter Museum), »Christus predigt am See Gene-
zareth« (Nationalgalerie), »Die Ehebrecherin vor Christus«
und der »Christusknabe im Tempel« (Dresdener Galarie).

Am 15. Juni ist in Jena der Lithographie- und Stein-
druckereibesitzer Adolf Giltsch gestorben, ein Freund
Ernst Haeckels, der ihm in der Lokalpresse einen warm-
empfundenen Nachruf widmet: »Im ganzen hat Adolf
Giltsch im Laufe der 42 Jahre unserer gemeinsamen Arbeit
über 400 Tafeln in Großquart- oder Folioformat für mich
gezeichnet und lithographiert; außerdem zahlreiche kleine
Tafeln in Oktavformat. Die Ausführung meiner Hand-
zeichnungen, die er vielfach korrigierte und verbesserte,
waren überall gleich sorgfältig, geschmackvoll und natur-
getreu. Ohne seine unschätzbare Mitarbeit, ohne seine
unermüdliche Vertiefung in die große Aufgabe wäre es
mir niemals möglich gewesen, dieses ungeheure Arbeits-
material zu bewältigen. Ebenso wäre es ohne ihn mir
nicht gelungen, die 100 Tafeln meiner »Kunstformen der
Natur« herzustellen, die viel dazu beigetragen haben, das
Interesse und Verständnis der »verborgenen Schönheiten
der Natur« in weitere Kreise zu tragen.«

PERSONALIEN
Zum Nachfolger von Professor Kekule von Stradonitz
ist Geh. Rat Prof. Dr. Georg Loeschcke aus Bonn be-
rufen worden. An der Spitze der Bonner Universität hat
er im vorigen Jahre als Rektor gestanden. Der Gelehrte,
an der rheinischen Universität der Nachfolger Kekules, der
1887 gleichfalls von Bonn nach Berlin berufen wurde, leitete
zugleich das von seinem Vorgänger so musterhaft einge-
richtete Bonner akademische Kunstmuseum. Als Forscher
gilt Geh. Rat Loeschcke als Autorität auf dem Gebiete der
antiken Malerei, deren Geschichte er in einer Reihe glän-
zender Einzeluntersuchungen hat rekonstruieren helfen.
1879 veröffentlichte er gemeinsam mit Adolf Furtwängler
die mykenischen Tongefäße, und sieben Jahre später ließen
die beiden gleichfalls mit einem Text und Atlas die myke-
nischen Vasen folgen. 1884 erschienen die geistvollen »Ver-
mutungen zur griechischen Kunstgeschichte«. Im Jahrbuch

und den Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Insti-
tuts, in der Rheinländischen Festschrift, in den historischen
Untersuchungen für A. Schäfer und anderwärts sind seine
einzelnen Beiträge niedergelegt. Als Lehrer hat Loeschcke
auf die Ausbildung der jüngeren Archäologen großen Ein-
fluß gewonnen und schulbildend gewirkt. Vor kurzer Zeit
schied er satzungsgemäß aus der Zentraldirektion des
Kaiserl. Archäologischen Instituts und der römisch-germa-
nischen Kommission aus, in denen er lange neben Kekule
tätig gewesen war.

Das Royal Institut of British Architects verlieh dem
Direktor des deutschen archäologischen Instituts in Athen
Dr. Wilhelm Dörpfeld die Goldene Medaille.

Der Bund Deutscher Architekten hat sein bisheriges
Mitglied Paul Wallot zum Ehrenmitlgied ernannt.

DENKMALPFLEGE
Ein Denkmalsschutzgesetz für Württemberg ge-
denkt im Herbst dieses Jahres die Württembergische
Regierung den Ständen vorzulegen. Einige Schutzmaß-
regeln wurden schon in der neuen Bauordnung getroffen,
die im August dieses Jahres in Kraft tritt.

Der Architektenverein zu Berlin hat in Verfolg
einer Beratung über Heimatschutz und Verunstaltungs-
gesetz, bei der stark entgegengesetzte Meinungen Vertreter
fanden, einen Ausschuß gewählt, der die Frage der Reform-
bedürftigkeit des Verunstaltungsgesetzes prüfen soll. Gewählt
wurden die Herren Prof. Cäsar, Grube, Jautschus, Klöpfel,
Ochs, Schmieden, Seeck, Seesselberg und Stiehl. Ferner
wird der Verein bei der Regierung und beim Landtag da-
hin vorstellig werden, daß das längst verheißene Denkmals-
gesetz baldigst erlassen werde.

DENKMÄLER
Das Ernst-Abbe-Denkmal in Jena wird am 30. Juli
eingeweiht werden. Es zeigt einen von van de Velde ge-
schaffenen Tempelbau. Im Innern der von vier Seiten zu-
gänglichen Halle wird eine Herme Abbes von Max Klinger
aufgestellt. An den Wänden sind die Reliefs des »Denk-
mals der Arbeit« von Meunier angebracht.

Am 19. Juni fand in Budapest die feierliche Enthüllung
des Michael Munkäcsy- Grabdenkmals statt. Das aus
Haraßtier Sandstein von dem Bildhauer Eduard Telcs her-
gestellte monumentale Grabdenkmal besteht aus einem
etwa 6 m hohen Obelisk, an dem eine mehr als doppelt
lebensgroße Frauenfigur lehnt. Sie hält in der erhobenen
Linken einen aus Lorbeerblättern und Dornen geflochtenen
Kranz. Der Obelisk endet oben in einem stilisierten Kreuze.
Es ist in grobkörniges Goldmosaik gebettet. Auf dem
Obelisk sieht man oben die Zahlen 1844—1910, unten den
Namen: Munkäcsy.

X Im Gemeindekrankenhause der Berliner Vorstadt Pan-
kow wurde am 2. Juli ein Denkmal des bekannten verstor-
benen Nervenarztes Emanuel Mendel enthüllt, das Bildhauer
Paul Becher geschaffen hat.

Ein Denkmal des berühmten Pianisten Leschetizky
ist im Türkenschanzpark in Wien enthüllt worden, es
stammt von dem Wiener Bildhauer Taglang, der Architekt
Hegele hat die architektonische Umrahmung geliefert. Es
ist eine Gartenbank aus Salzburger Marmor; das Mittel-
stück, aus Laaser Marmor, enthält das Reliefporträt des
Künstlers.

Ein Eichendorff-Denkmal von der Hand des jetzt
in Frankfurt a. M. lebenden Bildhauers Alexander Kraumann
ist in Breslau enthüllt worden.
 
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