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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0276

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527

Vermischtes

528

Bezeichnung Andreas Mantinea f. Zudem ist es gleich
jenem in ikonographischer Hinsicht ein Unikum. Dar-
gestellt sind in einer Landschaft der Leichnam Christi, auf
einem halbzerfallenen Marmorthron sitzend, und ihm zu
Seiten der hl. Hieronymus und ein anderer Eremit.
Cl. Phillips, der das Werk im Londoner Kunsthandel fand,
erkannte seine Zugehörigkeit zum Berliner Bilde. Er
schreibt es dem entsprechend, ebenso wie jenes, dem
Carpaccio zu. —/

Als den »mutmaßlichen Verfertiger des Dresdner
Madonnenbildes«, der alten Kopie nach Hans Holbeins
Madonna des Bürgermeisters Meyer, glaubt E. Major den
1590 in Trier geborenen Bildnismaler Bartholomaeus Sar-
burgh bezeichnen zu können. Dieser Künstler, von dem
die Basler Kunstsammlung mehrere Bildnisse und die
Kopien der neun Holbeinschen Prophetenpaare besitzt,
hielt sich im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts vielfach in
der Schweiz auf (Anzeiger für Schweizerische Altertums-
kunde N. F. XII 4). -n.

VERMISCHTES

München. Freunde sowie ehemalige Schüler des kürz-
lich verstorbenen Münchner Kunsthistorikers Prof. Dr. Bert-
hold Riehl dürfte es interessieren, daß von der Hand eines
jungen Münchners, Oskar M. Gehrig, auf Grund von Skizzen,
die er zu Lebzeiten Riehls verfertigte, dessen Porträt als
Oedenkblatt, auf echt Japan abgezogen, in wenigen, vom
Künstler numerierten und signierten Exemplaren erschienen
ist. Die Lithographien sind direkt vom Künstler zu be-
ziehen. Ferienadresse: Karlsruhe (Baden), Rheinstraße 8.

Ein neues Theaterprojekt. Offenbar befinden wir
uns heute in einer Zeit der Wandlungen und Neuerungen
in allen Dingen, die das Theater als Ganzes sowohl als
auch die Bühne und ihre Gestaltung im Einzelnen berühren.
Schlagwörter wie Guckkastenbühne, Reliefbühne, japanische
Bühne, Freilichttheater u. a. drängen sich an unser Ohr und
ihre Verwirklichung vor unser Auge. In dieser allgemeinen
Verwirrung, denn niemand weiß noch recht, wo das Heil
zu suchen, tritt eben zur rechten Zeit ein Projekt vor die
Öffentlichkeit, das sowohl seines logischen und organisch
gewachsenen Aufbaues als auch seines klar entwickelten
Programmes wegen ungemein fördernd wirken dürfe.

Den vereinten jahrelangen Bestrebungen zweier Männer,
des Kunsthistorikers Dr. M. AT. Rohe-fAünchzn und des
Architekten August Zeh-München ist dieses fein durchdachte
Werk, wie es soeben bis 31. Juli von der Künstlervereini-
gung »Sima« bei O. Schmidt-Bertsch-München zur Aus-
stellunggelangt, erwachsen. Von Rohe stammt die Bühnen-
konstruktion, von Zeh der Zuschauerraum und überhaupt
die architektonische Ausführung des ganzen Baues. Zwei
Modelle, ein Längsschnitt durch das Theater im Maßstab
1:50 und ein gesondertes Bühnenmodell sowie 12 farbige
Szenenbilder, die von einem jungen Künstler Edwin Scharf/
entworfen sind, von dessen Hand auch das wirksame Plakat
herrührt, legen Zeugnis ab von den Ideen, die die Grund-
lage dieses neuen Unternehmens bilden.

Indem nicht nur die Fläche, sondern auch der kubische
Inhalt dem Zuschauerraum nutzbar gemacht wird, stellt
das Theater eine treffliche Vereinung des jetzigen Rang-
theaters mit dem antiken Amphitheater dar. 1600 Personen
werden allein in der machtvollen Parkettanlage untergebracht,
je 1700 von den zwei terrassenförmig übereinanderliegenden,
von unten nach oben staff eiförmig gegeneinander abgesetzten
und nach rückwärts ansteigenden Rängen aufgenommen.
Trotzdem ist die überbaute Grundfläche des Projektes noch
etwas geringer als beispielsweise beim Münchner Prinz-

regententheater, das nur zirka 1100 Sitze aufweist. Trotz-
dem bietet jeder Platz gleichwertig freies Sehfeld, gleich-
mäßige Akustik und gleichgroße Sicherheit bei eventuellen
Bränden oder beim Ausbruch einer Panik. Diese Sicherheit
war nur durch eine geniale Treppenkonstruktion möglich,
indem immer nur einem ganz kleinen, in seiner Anzahl
bestimmbaren Kreise von Personen eine eigene, gesonderte
Treppe zugeteilt wird, so daß für eine rasche Entleerung
des Hauses gesorgt ist und jedes übermäßige Drängen
vermieden wird. Gleichzeitig erhält dieser kleine Kreis
auch jeweils seine eigene Garderobe.

Zeigt schon der Zuschauerraum eine glückliche Ver-
bindung modener Technik mit antikem Geiste, so ist auch
die Bühne aus antiker Anschauung heraus geboren, wenn sie
sich auch in der Gestalt an die sogenannte Elisabethanische
Bühne anlehnt und so der Forderung nach kraftvoller Raum-
gestaltung und klarer Einordnung der Schauspieler in eine
mächtige Vertikalarchitektur gerecht wird. Ihrer ganzen
Anlage nach ist die Bühne, der natürlich die modernen
Hilfsmittel der Mechanik und Beleuchtungstechnik zugute
kommen, besonders zur Aufführung von Dramen großen
Stiles geeignet, bei denen es weniger auf intime Interieur-
wirkung — obschon auch diese, wie die ausgestellten Ent-
würfe dartun, wohl erzielt werden kann — als auf groß
gesehene Bilder ankommt. Massenszenen werden von
prächtiger Wirkung sein. Wie bei der antiken Bühne, die
sich ja der stereotypen Maske bediente, wird das Mienen-
spiel des einzelnen Schauspielers in einem so großen Räume
zwar verschwinden, denn klein wird der Mensch — um-
gekehrt wie bei der Guckkastenbühne — in der kolossalen
Umgebung erscheinen. Dafür bleibt uns aber der Gestus,
die Silhouette und vor allem die Phantasie, der wir ruhig
wieder mehr zutrauen dürfen, als es eben die Illusions-
bühne mit ihrem Überfluß an naturalistisch wirken wollen-
den Dekorationen tun zu müssen glaubt. Gerade die so
oft gerügte Primitivität der Elisabethanischen Bühne wird
ihr größter Vorteil sein: klar abgegrenzter Vorder-, Mittel-
und Hintergrund, deutliche Beziehung der Schauspieler zu
denselben und, nicht zu vergessen, größte Variabilität der
Szenerien.

Sollte es zu einer baldigen Verwirklichung des Rohe-
Zehschen Projektes kommen, was man wohl wünschen
darf und wozu Hoffnung vorhanden ist, so würden wir uns
entschieden einem Idealzustand nähern. Massenbesuch des
Theaters zu billigen Preisen und Aufführung von guten
Werken großen dramatischen Stiles. Es wäre eine Tat. —

Heimath Theod. Bossert.

München bekommt wieder einen neuen Brunnen.
Auf dem Josephsplatze vor der Josephskirche wurde
soeben der »Jonasbrunnen« errichtet. Entwurf und Aus-
führung liegen in den Händen Professor Hubert Netzers,
der als Schöpfer des »Nornenbrunnens« am Karlsplatz und
des »Narzißbrunnens« im Hof des Nationalmuseums zu
München rühmlichst bekannt ist. Die Mittel zum Brunnen-
bau werden aus der Sedlmayrschen Stiftung zur Verfügung
gestellt, und bei dem durch den Magistrat ausgeschriebenen
Wettbewerb erhielt Professor Netzer den ersten Preis zu-
gleich mit dem Auftrag der Ausführung. Als Motiv für
die stark lebensgroße bekrönende Figurengruppe ist der
Moment gewählt worden, wo Jonas dem Schlünde des
hinter ihm liegenden Walfisches entsteigt. Die ideale
Jünglingsfigur des Jonas ist bei der anmutigen Bewegung
doch kraftvoll gehalten. Mittelteil und Sockel des Brunnens
sind wuchtig und schwungvoll, eine stilisierte Kraft des
Wellenspiels. Die Gruppe selbst ist aus Untersberger
Marmor gehauen, während der von einem weiten runden
Becken umgebene Sockelaufbau aus unterfränkischem
Muschelkalk errichtet ist. o.

Inhalt: Wiener Brief. — Ch. J. Palmie t; L. Hegedüs f. — Personalien. — Wettbewerbe: Haus des Vereins deutscher Ingenieure, Stadthalle in Kassel.

— Denkmalpflege der Rheinprovinz: Gruppe Alt-Metz«. — Dürerfund in Frankfurt a. M.; Ootische Malereien in Mainz. — Ausstellungen
Düsseldorf, Aachen, Essen. — Kunsthalle in Bremen; Kunsthalle in Düsseldorf; Moderne Galerie in Rom; Mackensens Bergpredigt« in der
Heidelberger Universität; Stlidt. Museum in Bonn; Hirschsprung-Museum in Kopenhagen. — Elberfelder Museunisverein j Kunstverein für
die Rheinlande und Westfalen. — Forschungen. — Vermischtes.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A.Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., G.m.b.H., Leipzig
 
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