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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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Nekrologe — Personalien — Denkmäler — Ausstellungen

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NEKROLOGE
Johann Christian Kröner ist am 16. Oktober in
Düsseldorf im Aller von 73 Jahren gestorben. Kröner,
der sich als Tier- und Landschaftsmaler einen bedeutenden
Namen gemacht hatte, wurde in Rinteln (Hessen) am
3. Februar 1838 geboren. Er war kurze Zeit Schüler von
Hugo Becker und hatte, bevor ihm Erfolg zuteil ward,
lange mit drückender Armut zu kämpfen; bis zum 23. Le-
bensjahre mußte er als Dekorationsmaler arbeiten. Die
Berliner Nationalgalerie, die Dresdener und die Leipziger
Galerie und viele andere Sammlungen besitzen Ölbilder
von ihm. Die zweite Hälfte seines Lebens war reich an
Auszeichnungen, seit 1885 war er Mitglied der Berliner
Akademie der Künste, 1893 wurde ihm der Professortitel
verliehen.

PERSONALIEN
Hans Lederer ist vom Kaiser anläßlich der Enthül-
lung des von ihm geschaffenen Kaiser-Friedrich-Denkmals
in Aachen die große goldene Medaille für Kunst ver-
liehen worden. Lederer war schon vor vier Jahren zu
dieser Auszeichnung vorgeschlagen worden, ohne daß die
Zustimmung erfolgte. Der Künstler ist, wie bekannt, der
Schöpfer des Hamburger Bismarck-Denkmals. Die kleine
goldene Medaille besitzt er seit 1903.

Der Maler Josse Goossens-München wurde in Düssel-
dorf auf einstimmigen Vorschlag des dortigen Lehrer-
kollegiums vom preußischen Minister der geistlichen und
Unterrichts-Angelegenheiten zum außerordentlichen Mit-
glied der Kgl. Kunstakademie ernannt.

DENKMÄLER

Dem Kieler Bildhauer Heinrich Mißfeldt ist der Auftrag
zuteil geworden, das Fritz Reuter-Monument für Rixdoif
auszuführen. Es soll ein Brunnen werden mit den beiden
Reuterfiguren Lining und Mining.

AUSSTELLUNGEN

Weimar. Einige sehr interessante Arbeiten sind im
Museum am Karlsplatz ausgestellt, die in mehr als einer
Hinsicht Beachtung verdienen. Aus Hamburg sind Arthur
Illies und Otto Illies vertreten, letzterer mit Studien von der
samländischen Küste und aus Weimars Umgebung, ersterer
mit seinen Straßenbildern in Hambutg bei Sonnenschein,
z. B. »Gang in die Kontore« und spielende Kinder auf einer
Wiese. Letzteres zeigt, wie auch das erstere Motiv, wo die
Herren am Alsterufer zur Stadt streben im Morgenlicht,
das durch die Blätter bricht, Spuren der momentphotogra-
phischen Hilfsmittel, allerdings sehr malerisch und farbig
übersetzt; die Kinder erscheinen dabei aber etwas un-
lebendig, wie plötzlich auftauchende Traumfiguren. Kolo-
ristisch ist ein starker Zug fühlbar.

Am bedeutendsten tritt der Weimarer Maler R. Siegmund
auf, dessen charakteristische, stilisierte Herme in Marmor
der junge Bildhauer Arnold Dahlke bringt. Erfreulich ist
Siegmunds technisches Können und starker koloristischer
Drang, der durch eine heute selten werdende zeichnerische
Sicherheit gebändigt wird. Der größere Karton »Arbeit«
gibt in seiner bewegten Komposition einen inneren Adel
der Auffassung und eine Monumentalität, die gegen die
auseinanderfließenden Farbenflecken mancher »Neuesten,
Allerneuesten« recht wohltuend absticht. Ein farbig leuch-
tendes Bild ist die »Verspottung Christi« wo alles in Far-
ben und Sonne glüht, die Gesichter, Gewänder, Dächer
und Balkone, wo die schreiende Menge sich drängt. Ein
feines Motiv ist die Studie zur »Familie und Arbeit", welche
ernste warme Töne anschlägt, als Vorarbeit zu einem Ge-

mälde für das Standesamt zu Weimar. Es ist wirklich er-
freulich, daß gerade auf einen tüchtigen jüngeren einhei-
mischen Maler die Wahl zu solchem Auftrag gefallen ist.
Beiden Teilen kann man dazu Glück wünschen.

Prof. W. S.

Kollektivausstellung Hart-Nibbrig, Wolter, Mou-
lyn und Bosch-Reitz im Städtischen Museum zu Am-
sterdam. Von den vieren ist Hart-Nibbrig (geb. 1866)
unstreitig derjenige, der am meisten kann; er ist auch der
vielseitigste, gleich tüchtig als Figurenmaler wie als Land-
schafter. Er begann mit Porträts und Figurenbildern von
einer dunkeln tonigen Farbenskala, entwickelte sich aber
allmählich zu einem Landschaftsmaler in hellen, ja bunten
Tönen; Lichtmaler kann man nicht sagen, denn obwohl er
sich der Pointilliertechnik bedient, malt er doch nicht das
Licht und die Luft vor und um den Dingen, sondern die
Dinge selbst mit der ihnen eignen Mannigfaltigkeit von
Farbenpunkten. Als Figurenmaler hat er eine besondere
Vorliebe für die Armen und Schlechtvveggekommenen der
ländlichen Gesellschaft; er malt keine städtischen oder groß-
städtischen Typen, wie er denn auch nur auf dem Lande
lebt. So schildert er Arbeiterinnen aus den Ziegeleien,
Landstreicher und Idioten, und es gelingt ihm, das Traurige
ihrer Existenz durch sein Vorstellungsvermögen, das ihm
beim Malen die Hand führt, in eindringlicher Weise zum
Ausdruck zu bringen. Auf einem Bilde, dem Fährschiff,
hat er auch versucht, die verschiedenen Passagiere der Fähre
(von denen man mehrere von seinen Einzelporträts her wie-
dererkennt) zu einem Gruppenbild zu vereinigen; aber das
hat er nicht ganz erreicht; die Menschen stehen da zu iso-
liert, als ob sie, jeder für sich, porträtiert werden sollten;
der Einzelne an sich ist gut, aber sie bleiben Einzelne,
sie bilden kein zusammengehöriges Ganzes. Uberhaupt
verwendet Hart-Nibbrig auf das Detail, die kleinen Züge
den größten Fleiß. Das fällt auch bei seinen Landschaften
ins Auge, wo, wie bei einem Mosaikgemälde, Pünktchen
neben Pünktchen gesetzt ist; diese Geduld im Wiedergeben
aller Einzelheiten bringt natürlich eine Betonung der Linie
und des Zeichnerischen mit sich. Der Genuß, den diese
außerordentlich gewissenhaft gezeichneten hellfarbigen, fröh-
lichen Landschaften gewähren, ist ähnlicher Art wie der
eines sauber und fein gestochenen Kupferstischs, er wird
um so größer, je mehr man sich in das Ganze vertieft.
Was sonst die eigentümliche Schönheit holländischer Land-
schafter ausmacht, die feine Ablösung und die dis-
krete Farbengebung, findet man bei Hart-Nibbrig nicht.
Zum Teil liegt das wohl an den Gegenden, denen er
seine Motive entlehnt; das sanftgewellte Gooiland mit
seinen Kornfeldern, das hügelige Südlimburg und erst die
Eifellandschaft — von Algier, das er auch bereist hat,
ganz zu schweigen — haben einen so ganz anderen Cha-
rakter als das eigentliche Holland mit seinen Wiesen und
Kanälen und der von Feuchtigkeit erfüllten Luft, wie sie
die Maris, Weißenbruch und Gabriel gemalt haben, daß
auch die Spiegelung dieser Natur in der Kunst des Malers
eine andere sein muß. In seinen aus den beiden letzten
Jahren stammenden Landschaften — alle aus Zeeland —
sind die Farben wärmer und kräftiger, vernachlässigt er mehr
das Detail, ist er weniger ängstlich in seinem Streben nach
möglichster Genauigkeit, und ist besonders in der Luft und
im Licht mehr vibrierendes Leben. — Im ganzen waren
von Hart-Nibbrig 80 Gemälde zu sehen; fast ebensoviel
hatte H.J. Wolter, der jüngste der vier, eingesandt. Wolter
ist ebenfalls Landschafter. Er hat zwar auch Figuren ge-
malt, aber er ist damit weniger glücklich. So in der »Lente«
betitelten Frühlingslandschaft, wo er unter einem blühenden
Obstbaum ein Liebespaar dargestellt hat. Ausdruck und
Haltung der Figuren befriedigen da nicht, zumal die Zeich-
 
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