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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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Bernath, Morton H.: Franco Lercaros Schüssel und Kanne und ihr Meister
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0102

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Nekrologe — Personalien —

Denkmalpflege — Denkmäler

182

Januensibus testibus ad premissa vocatis specialiter
et rogatis«. (Atti del Not. Agostino Cibo Peirano
— Fogliaz. 7 — 1565).

Man sieht, Lercaro hat 1565 im Vertrag ausge-
macht, daß der portugiesische Goldschmied Antonio
de Castro für den für damalige Zeit ganz ungewöhn-
lich hohen Preis von 200 Dukaten eine Schüssel und
eine dazu gehörige Kanne aus Silber verfertigen sollte.
Erstere sollte mit elf Geschichten, deren Gegenstand
nachher der Auftraggeber angeben wollte, geschmückt
werden. Daß die im Vertrag erwähnten Stücke mit
den Coccapanischen identisch sind, kann, besonders
in Anbetracht der Stelle in seinem Testament, kaum
bezweifelt werden. Man müßte sonst annehmen,
Lercaro habe zwei derartige Paare besessen, sein
Testament jedoch spricht nur von einem. Die Tat-
sache, daß Lercaro sich das Recht ausdrücklich reser-
viert, den Gegenstand der Darstellungen anzugeben,
deutet darauf, daß es sich hier nicht um landläufige,
sondern dem Künstler unbekannte Sujets handelte.
In stilistischer Beziehung stimmen die Coccapanischen
Stücke ganz und gar zu den übrigen seltenen Er-
zeugnissen der damals blühenden portugiesischen
Goldschmiedekunst. Ich denke vor allem an das ähn-
liche, aber bekanntere Paar der Wallace - Kollektion,
das so weitgehende Übereinstimmung mit den Cocca-
panischen Stücken zeigt, daß man es für die Arbeit
desselben Künstlers halten könnte. Nur ist der orna-
mentale Teil der Lercaro-Schüssel und -Kanne feiner
ausgeführt und graziöser, als dies bei dem Londoner
Paar der Fall ist.

NEKROLOGE
Der Münchner Tiermaler Ludwig Voltz, ein Sohn des
Malers und Kupferstechers Johann Michael Voltz und
jüngerer Bruder des 1886 verstorbenen berühmten Land-
schafters und Tiermalers Friedrich Voltz, ist, 86 Jahre alt,
gestorben (geboren 28. April 1825 zu Augsburg). Er ist
durch seine Pferdebildnisse und Hochwildbilder, die er
mit Meisterschaft malte, bekannt geworden. Der Prinz-
regent hatte ihm auf seine alten Tage eine Ehrenpension
ausgesetzt.

PERSONALIEN
Der Maler Albin Egger-Lienz, welcher an die Kunst-
schule zu Weimar berufen worden ist (vergleiche unsere
Mitteilung in Nr. 9) wird dort mit dem Professor-Titel als
Lehrer wirken, nicht aber als Direktor. Die Direktion be-
hält nach wie vor Professor Fritz Mackensen bei, der die
Anstalt ja seit über einem Jahre in so ausgezeichneter
Weise leitet.

Hofrat Dr. Gabriel v. Terey, Direktor der Gemälde-
galerie in Budapest, ist für die Verdienste, die er sich um
die in den letzten Jahren in Brügge, Antwerpen, Brüssel
und Charleroi arrangierten kunsthistorischen Ausstellungen
erworben hatte, vom König der Belgier das Kommandeur-
kreuz des Kronenordens verliehen worden.

DENKMALPFLEGE
Ulm. Münsterbaumeister Bauer legte dem Kirchen-
gemeinderat in dessen letzter Sitzung den Bericht über
das Baujahr igu des Ulmer Münsters vor. Am Äußeren
wurden die Steinauswechslungen an den Strebepfeilern der
Südwestecke des Hauptturmes zu Ende geführt und die

Wiederherstellungsarbeiten am Stab- und Maßwerk der
Turmgalerie eingeleitet. Vom Fußboden ist nun die Oe-
samtfläche von 2500 Quadratmetern mit Platten aus Marmor
vom Untersberg (bei Reichenhall) neu belegt, und vom
Gestühl wurden zwei weitere Blöcke im nördlichen Seiten-
schiff erneuert. Ferner wurden die Wiedereinsetzungs-
arbeiten der Chorfenster 7 und 8 weitergeführt; das Braut-
portal erhielt ein künstlerisch hervorragend ausgeführtes
eisernes Abschlußgitter; eine Gedenktafel aus Marmor für
den ersten Münsterbaumeister der Restauration, F. Thrän,
wurde in der nördlichen Vorhalle angebracht; die Statuen
Ulrichs von Ensingen und Rudolfs von Habsburg sind
noch in Arbeit, erstere beim Bildhauer Lang in München,
letztere bei Hofbildhauer Federlin in Ulm. Der Baubericht
stellt fest, daß beim Erdbeben lediglich einige Giebelblumen
und Knöpfe heruntergeschüttelt wurden, eine Erscheinung,
die sich auch schon bei schweren Stürmen gezeigt hat.

Der Münsterbauverein in Freiburg i. Br. hat eine
Sachverständigenkommission zur Beratung aller wichtigen
Münsterbaufragen eingesetzt. Ihr gehören an der Münster-
baumeister Knauth in Straßburg, Geheimer Oberbaurat
Kircher und Prof. Ostendorf in Karlsruhe, Prof. Wingen-
roth und erzbischöflicher Oberbauinspektor Jeblinger in
Freiburg. Der größte Teil der Wiederherstellungskosten,
die mehrere Millionen betragen, ist bereits gesammelt.

DENKMÄLER
Die letzten Wochen haben wegen des großen deutschen
Bismarckdenkmals auf der Eiisenhöbe bei Bingen
erneuten Lärm gebracht. Wir erinnern daran, daß das Preis-
gericht, dem beste Künstler und beste Kenner angehörten,
im Januar den Jung-Siegfried von Hahn und Bestelmeyer
mit dem ersten Preise bedacht hatte; wir erinnern aber
auch daran, daß sich damals ein deutliches Murren bei
vielen verständigen Leuten erhob. Warum? Wahrschein-
lich in der Hauptsache wohl deshalb, weil die gekrönte
Arbeit zwar fein, vornehm und künstlerisch erschien, aber
mit der Person Bismarcks keine formale Verbindung hatte.
Es wäre ein schönes Denkmal, aber kein Bismarckdenkmal
(so meinten die Gegner). Solche Stimmen verschafften
sich schließlich soweit Gehör, daß das Preisgericht be-
schloß, einen zweiten, engeren Wettbewerb nach besonderem
Programm unter den Preisträgern und den ausgezeichneten
Bewerbern zu veranstalten. An dem zweiten Preisgericht,
das am 20. und 21. November in Köln tagte, nahmen
folgende Preisrichter teil: Geh. Regierungsrat Professor
Dr. Clemen-Bonn, Professor Dr. Max Dessoir-Berlin, Pro-
fessor Ludwig Dill - Karlsruhe, Professor Dr. Theodor
Fischer-München, Professor Jos. Floßmann-Pasing, Pro-
fessor Aug. Gaul-Berlin, Geh. Baurat Dr. Ludwig Hoffmann-
Berlin, Geh. Regierungsrat Professor Dr. Max Klinger-
Leipzig, Museumsdirektor Professor Dr. Lichtwark-Harnburg,
Geh. Regierungsrat Dr. Ing. H. Muthesius-Nikolassee, Dr.
Walter Rathenau-Berlin, Geh. Regierungsrat Professor Dr.
Max Schmid-Aachen, Baudirektor Professor Dr. Fritz Schuh-
macher-Hamburg, Professor Franz von Stuck-München,
Professor Dr. L. Tuaillon-Berlin, Museumsdirektor Professor
Dr. Volbehr-Magdeburg. In zweitägiger Sitzung wurden
15 Entwürfe, die zur Ausführung nicht geeignet erschienen,
zurückgestellt. Über die fünf, in engste Wahl gekommenen
Entwürfe wurde Nachstehendes beschlossen: Zur Aus-
führung an erster Stelle wurde vorgeschlagen der Entwurf
von Hahn und Bestelmeyer, in der früheren Fassung, mit
11 gegen 5 Stimmen (die umgearbeitete Fassung mit einem
Bismarckrelief gefiel gar nicht), an zweiter Stelle die Ent-
würfe von Franz Brantzky-Köln mit 11 gegen 5 Stimmen,
an dritter Stelle der Entwurf von Pfann und Pfeiffer ein-
 
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