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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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Die Neuerwerbungen des Städelschen Instituts
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0317

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6u

Die Neuerwerbungen des Städelschen

Institutes — Nekrologe — Personalien

612

lungen ging das Werk als Salvator Rosa, während
es heute in der Städelschen Galerie als Bartolommeo
Passante bezeichnet wird, über dessen künstlerische
Eigenart Näheres vorerst nicht bekannt ist. Dagegen
läßt sich das Bild auf Grund seines düsterroten Farben-
tones und auf Grund der Übereinstimmung der Typen
(vergleiche namentlich: I. C. Loth, der barmherzige
Samariter, Wien, kunsthistorisches Hofmuseum, Nr. 66,
dort bolognesisch um 1650) zwanglos dem Johann
Karl Loth zuweisen, worauf mich Dr. Alfred Wolters
aufmerksam machte. Vergleiche ferner: H. Voß, Ita-
lienische Gemälde im kunsthistorischen Hofmuseum
zu Wien, Zeitschrift für Bildende Kunst, Dezember, 1911
pag. 71. Der guten Ordnung halber ist noch zu er-
wähnen, daß die Höhenmaße des Bildes, wie sie sich
in dem Katalog Sterne (3,32 m) finden, offenbar auf
einem Druckfehler beruhen, da das Bild, vergleicht
man es mit der Radierung Ungers im Katalog Sterne,
inzwischen nicht beschnitten worden zu sein scheint.

Francesco Zucarelli (1702 — 1788).

Landschaftsbild. Weite Flußlandschaft, die rechts
und links von ragenden Baumkulissen, im Hintergrund
von blauer Gebirgshöhe abgeschlossen wird. Im
Mittelgrund links am Fluß ein um eine mittelalterliche
Turmruine gruppiertes Dorf, von dem eine Brücke
nach rechts über den Fluß führt. Die Ufer des Flusses,
der das Bild durchquert und auf seinem Laufe Strom-
schnellen und kleine Wasserfälle bildet, sind mit
Staffagefigürchen von Hirtenvolk belebt, die pikante
Farbenflecke von Lichtblau und Rot in die gleichmäßig
getönte Landschaft bringen.

Leinwand, H.: 0,82, Br.: 1,20.

Sir Thomas Lawrence (176g - i83d).

Männliches Porträt (John James, first marques
of Abercorn). Halbfigur in Vorderansicht, der Körper
leicht nach links gewandt; der linke Arm ist in die
Hüfte gestützt. Zeittracht: schwarzer Rock mit Ordens-
stern, weiße Weste, über die hellblaues Ordensband
läuft. Im Hintergrund roter, leichtgeraffter Vorhang.

Leinwand, H.: 0,94, Br.: 0,765. Das Bild ent-
stammt der Kollektion Lady Aberdeen in Dublin.

Edouard Manet (1832 -1883).

Eine Croquetpartie. Gartenrasen, der im Hinter-
grund von Gebüsch und Laubwand abgeschlossen ist;
auf dem Rasen von links vorne nach rechts in die
Tiefe in Abständen verteilt vier Figuren. Ganz vorne
links lagert ein Mann in einer Hemdenbluse am
Boden; er ist vom Rücken gesehen und wendet sich
zu einer bei ihm stehenden Dame in blauem Kleid,
die sich auf einen Croquethammer stützt. Sie wendet
sich nach rechts, wo im Mittelgrund eine hellge-
kleidetete Dame steht, die mit Croquetieren be-
schäftigt ist. Im Hintergrund rechts steht vor sich
öffnendem Weg ein Herr in heller Sommerkleidung,
sich nach links zu dem Gebüsch wendend.

Leinwand, H.: 0,71, Br.: 1,05.

Bezeichnet links unten: Manet.

Das Bild ist in den Jahren 1873—^74 im Garten
des Malers Alfred Stevens, Rue des Martyrs, gemalt;
Auktion Manet Nr. 44, Duret Nr. 170.

Piero di Cosimo (?) (1462 -1521).

Ruhe auf der Flucht. Den Vordergrund des
Bildes füllt die verhältnismäßig große Figurengruppe,
die in der Form eines gleichschenkligen Dreiecks
aufgebaut ist. Die am Boden sitzende Maria, die mit
beiden Armen das stehende, sich an sie herandrückende
Kind umfaßt, bildet den rechten Schenkel, während
der linke durch zwei geschichtete Polster und den
dahinterkauernden alten Joseph zustande kommt. Land-
schaft im Hintergrund; rechts eine den Figuren nah-
gerückte Felsenkulisse, links über Wasser und hüge-
liges Wiesenterrain Ausblick in blaue Ferne.

Leinwand, H.: 0,70, Br.: 0,56. Das Bild ist von
der ehemaligen Holztafel, auf die es gemalt war, auf
Leinwand übertragen worden, wie die Wurmlöcher,
die in die heutige Leinwand durchgestoßen sind, be-
weisen. Was den Zustand des Bildes anlangt, so
muß man erst die beabsichtigte Regeneration (System
Pettenkofen) abwarten, ehe zu einem endgültigen Urteil
gelangt werden kann; vorerst scheint eine nicht ge-
rade sorgfältige Behandlung in der Vergangenheit
und neuere Übermalung dem Stück nicht gerade Vor-
teil gebracht zu haben.

Die Nachprüfung der Typen des vorliegenden
Bildes mit denen Botticellis (an den die Komposition
zuerst denken ließ), des sog. Amico di Sandro und
Botticinis, hat die einstweilige Benennung Piero di
Cosimo ausGründen formaler Detailübereinstimmungen
immer noch als die wahrscheinlichste erscheinen
lassen. B—d.

NEKROLOGE

In Weimar ist am 26. August Paul von Joukowsky

verschieden, in Wagnerkreisen eine sehr geschätzte Persön-
lichkeit. Er schuf u. a. Familienporträts des Hauses Wagner,
und war an der Ausstattung des »Parsifal« an erster
Stelle beteiligt. Joukowsky, vielfach der künstlerische Beirat
des Zaren, ist auch der Schöpfer des Denkmals Alexanders
II. im Kreml in Moskau; nach seinen Plänen ist eine russi-
sche Kirche in Rom kürzlich erbaut worden.

PERSONALIEN

Professor Dr. Julius Vogel ist soeben zum Direktor
des Leipziger Museums der bildenden Künste als Nach-
folger Theodor Schreibers ernannt worden. Der neue
Direktor, langjähriger Kustos am genannten Museum, hat
bereits vor 20 Jahren ein umfangreiches Werk über »Das
Städtische Museum zu Leipzig von seinen Anfängen bis zur
Gegenwart« veröffentlicht; auch als ausgezeichneter Kenner
von Anton Oraff hat sich Vogel einen Namen geschaffen;
bekannt ist er ferner als Qoethe-Forscher. Er hat sich ganz
besonders um die Vervollständigung und den Ausbau der
graphischen Abteilung des Museums verdient gemacht,
die unter seinen kundigen Händen, namentlich soweit
Leipziger Künstler in Betracht kommen, zu einer außer-
ordentlichen Reichhaltigkeit angewachsen ist. Die Klinger-
und Greiner-Abteilung steht heute an Bedeutung fast un-
übertroffen da, wie Vogel überhaupt stetsein liebenswürdiger
Förderer Leipziger Künstler war, deren Bedeutung er recht-
zeitig erkannte. So sind also alle Aussichten vorhanden,
daß das Leipziger Museum auch unter seiner Leitung
den Ruf als eine der bedeutendsten Sammlungen moder-
ner Kunst in Deutschland bewahren und vergrößern wird.
 
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