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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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Schumann, Paul: Ausstellung für Kunstunterricht, Zeichnen und angewandte Kunst Dresden 1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0324

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AfiAD. Lcseh.

KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig, Hospitalstraße 11 a
Neue Folge. XXIII. Jahrgang 1911/1912 Nr. 40. 27. September 1912.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst« monatlich dreimal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfaßt 40 Nummern.
Die Abonnenten der »Zeitschrift für bildende Kunst« erhalten die Kunstchronik kostenfrei. — Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt
eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Oewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E.A.Seemann,
Leipzig, Hospitalstraße IIa. Anzeigen 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen an.

AUSSTELLUNG FÜR KUNSTUNTERRICHT,
ZEICHNEN UND ANGEWANDTE KUNST

DRESDEN 1912
In Dresden tagte vom 12. bis 17. August dieses
Jahres zum vierten Male der Kongreß für Kunst-
unterricht, Zeichnen und angewandte Kunst, der sich
bereits jetzt zu einer bedeutsamen internationalen Ein-
richtung herausgebildet hat. Der vorhergehende fand
vor vier Jahren in London statt, Präsident ist seitdem
der Schweizer Nationalrat Professor Fritschi. Ver-
bunden mit dem Kongreß war eine ebenfalls inter-
nationale Ausstellung für Kunstunterricht, Zeichnen
und angewandte Kunst, die als eine wahrhaft impo-
sante Kundgebung des Kunstunterrichts ihre Vor-
gängerinnen bei weitem überragte und in Gemein-
schaft mit dem Kongreß für eine Reihe von Jahren
fruchtbare Anregungen gegeben haben dürfte. War
doch der Kongreß von mehr als 2000 Fachleuten
aus allen Erdteilen besucht und die Ausstellung
wenigstens aus drei Erdteilen überaus reich beschickt.
Vertreten war vor allem Sachsen in reichem Maße,
weiter von deutschen Staaten Hamburg, Bremen, die
Thüringischen Staaten, Braunschweig, Württemberg,
Bayern, Elsaß-Lothringen, Preußen, von welch letz-
terem leider die staatlichen Kunstgewerbeschulen gänz-
lich fehlten, die Volksschulen nur sehr schwach ver-
treten waren; ferner von außerdeutschen Staaten be-
sonders stark Österreich, dabei besonders Böhmen und
Mähren, noch bedeutsamer Ungarn, weiter die Schweiz,
Schweden, Dänemark, Rußland, Finnland, Frankreich,
Belgien, Italien, Großbritannien mit Irland und Schott-
land, noch reicher als letzteres die Vereinigten Staaten
von Nordamerika, endlich auch Japan, das ja an allen
internationalen Kulturbestrebungen so lebhaften Anteil
nimmt. Bedenkt man die Kleinheit der Ausstellungs-
gegenstände — Zeichnungen, Aquarelle, Pastellbilder,
graphische Blätter und kleine plastische wie kunst-
gewerbliche Arbeiten — so mußte die Ausstellung
mit ihren 200 Sälen und Kojen riesengroß genannt
werden: mit 30000 schätzt man die Zahl der aus-
gestellten Einzelstücke wohl eher zu niedrig als zu
hoch ein; schon der umfängliche Katalog der Aus-
stellung umfaßte nicht weniger als 348 Seiten Text
und 200 Seiten Abbildungen. Dieser Katalog und
der 419 Seiten starke Vorbericht zu dem Kongreß,
der u. a. die Vorträge und Berichte ganz oder im
Auszug enthält, geben zusammen einen Überblick

über die gegenwärtigen Strömungen auf dem Gebiete
des Zeichen- und Kunstunterrichts, wie man ihn sonst
nicht leicht wieder so bequem haben kann.

Es läßt sich nicht leugnen, daß die riesige Aus-
stellung etwas Ermüdendes und Verwirrendes an sich
hatte. Denn während die Dresdner Leiter des Kon-
gresses den durchaus zweckmäßigen Plan verfolgt
hatten, große Sondergebiete zu veranschaulichen, z. B.
Zeichenlehrerbildung, Schriftversuche, psychologische
Versuche, Modellieren, Zeichnen als Ausdrucksmittel,
gingen die beteiligten Nationen von vornherein fast
durchgängig auf große Schauausstellungen aus. So
wiederholten sich denn endlos die gleichen Er-
scheinungen, mühsam mußte man sich zusammen-
suchen, was zusammengehörte, um sich über ein be-
stimmtes Thema ein Urteil zu verschaffen, und dazu
kamen an Stelle von Durchschnittsleistungen, die allein
ein sicheres Urteil über Lehrmethoden ermöglichen,
an manchen Stellen Paradeleistungen, die von einzelnen
hervorragend begabten Schülern herrührend, das große
Publikum irreführen, ohne dem Fachmann etwas
Wissenswürdiges mitzuteilen. Nach diesen Erfahrungen
bleibt noch immer zu wünschen übrig, daß der ver-
ständige Plan der Dresdner Kongreßleiter an einem
der nächsten internationalen Kongresse einmal energisch
verwirklicht werde. Es soll mit dieser Kritik, welche
die Kongreßleiter im Vorwort des Katalogs selbst
aussprechen, nicht gesagt werden, daß die Ausstellung
nicht lehrreich und fesselnd gewesen wäre — aber
sie war es im Grunde nur für den Fachmann und
im übrigen sehr schwierig zu studieren. Die nächste
Ausstellung in Paris 1916 wird ein besonderer Aus-
schuß unter Vorsitz von Frl. Spiller (London) im
Sinne der Dresdner Grundsätze vorbereiten.

Im allgemeinen waren, von Einzelerscheinungen
abgesehen, drei Arten von Schulen auf der Ausstellung
vertreten: allgemein bildende Schulen (Volksschulen,
Gymnasien und Realschulen, Lehrerseminare), gewerb-
liche Schulen (Fortbildungs- und Fachschulen), ge-
werbliche und künstlerische Hochschulen (die kunst-
gewerblichen Schulen Sachsens, Hamburgs und in
Schwäbisch-Gmünd, dazu Schulen für Zeichenlehrer
und für Ausbildung von Künstlern bis hinauf zur Ecole
des beaux arts in Paris). Trotz der Mannigfaltigkeit der
Zwecke dieser verschiedenen Schulen ließen sich gewisse
gemeinsame Züge feststellen. Vielleicht hat sich kein
andrer Unterrichtszweig in den letzten Jahren so stark
 
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