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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 25.1914

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Schumann, Paul: Tagung für Denkmalpflege und Heimatschutz, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6191#0029

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Personalien — Denkmalpflege — Ausgrabungen

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unsere größte Sorge, wie wir das Bestehende mit dem
kommenden Neuen taktvoll zusammenschmelzen können,
und die vielen Sünden vergangener Jahre sollen uns
ein Warnungszeichen werden, wie man manches nicht
machen darf. Wie auf allen Gebieten der Kunst-
pflege, so auch bei dem Denkmalschutz treten uns
stets als einflußreiche und mächtige Faktoren die Be-
griffe Wirtschaftlichkeit und Verkehr entgegen. Auch
wir in Dresden möchten gern unser Haupt verhüllen,
wenn wir an den Untergang so manchen herrlichen,
überlieferten Baudenkmals uns erinnern, das der so-
genannte Verkehr verschlungen hat. Es ist ein Ver-
. dienst des Oberbürgermeisters dieser Stadt, daß er
vor sechs Jahren mit Entschiedenheit die Nachprüfung
der festgesetzten Bebauungspläne der Altstadt in Dresden
durchgeführt hat und daß er unter Zuziehung sach-
verständiger Berater aus allen Kreisen durch Aufhebung
mancher kritischen Baufluchtlinie das Stadtbild im
Innern vor dem Untergang bewahrt hat«.

Die drei Beispiele, die Erlwein hierfür anführte,
sind: die Bewahrung des malerischen Gedankens der
Umgebung der Dresdner Kreuzkirche gegenüber der
ursprünglich geplanten Begradigung der Pfarrgasse;
die Erhaltung des schönen geschlossenen Stadtbildes,
das der Dresdner Altmarkt bietet, als es sich darum
handelte, die in ihn mündende Wilsdruffer Straße zu
erweitern (Laubengang!); und die künstlerische Ge-
staltung des Königsufers in Dresden-Neustadt (zwischen
dem Finanzministerium über die Augustusbrücke hin-
weg bis zum japanischen Palais).

In einem eingeschobenen Vortrag berichtete sodann
Geh. Hofrat v. Oechelhaeuser über Heimatschutz
in den deutschen Kolonien. Es handelt sich um
die Verschandelung der Kolonien durch die abscheu-
lichen Bauten aus Wellblech, Dachpappe, Gipsdielen usw.,
die dorthin aus Deutschland eingeführt werden, während
zugleich auch die staatlichen Bauten, mögen sie an
sich höheren Ansprüchen genügen, keineswegs für
das Land geeignet sind, zum Teil auch, wie die Bahn-
bauten, geradezu alles zu wünschen übrig lassen.

Die Deutsche Kolonialgesellschaft hat daher auf
Antrag Oechelhaeusers das Reichskolonialamt gebeten,
daß die Bauten in den deutschen Kolonien mehr als
bisher dem Charakter des Landes angepaßt und sowohl
in den Formen wie in den Baustoffen mehr im Sinne
einer bodenständigen Bauweise ausgestaltet würden.
Das Kolonialamt hat dem Antrage grundsätzlich zu-
gestimmt. Leider fehlt es aber an bodenständigen
Vorbildern, auch sind die örtlichen Verhältnisse in
den Kolonien recht verschieden. Der Ausschuß der
Gemeinsamen Tagung, der bereitsauf v. Oechelhaeusers
Antrag darüber beraten hat, schlägt vor, mit dem
Verband deutscher Architekten- und Ingenieurvereine,
mit dem Bund deutscher Architekten und mit dem
Deutschen Werkbund in Verbindung zu treten und
diese Verbände zu gemeinsamer Behandlung der wich-
tigen Frage aufzufordern. Vielleicht kann auch durch
ein Preisausschreiben wichtiges Material aus den Kolonien
anderer Kulturländer beschafft werden. Der Deutsche
Werkbund hat auf Antrag des Bürgermeisters Rehorst
beschlossen, auf der nächstjährigen Werkbund-Aus-

stellung in Köhl ein deutsches Kolonialhaus mit durch-
aus deutschen Ausstattungsgegenständen vorzuführen.
Hierzu berichtet Beigeordneter Rehorst selbst, daß das
deutsche Kolonialamt diesen Plan durchaus billige
und daß auch bereits ein Ausschuß dafür gebildet
sei, dem Verwaltungsbeamte aus allen deutschen Kolo-
nien angehören. Es soll ein Haus für die deutsche
tropische Niederung errichtet werden, damit wenig-
stens für eine deutsche Kolonie ein vorbildlicher Bau
da sei. Staatssekretär Solf hat auch in Aussicht gestellt,
Beispiele von Bauten aus allen Kolonien in Abbil-
dungen zur Verfügung zu stellen. Werden sie auch
nichts Mustergültiges bieten können, so werden sie
doch vielleicht wegen ihrer Zweckmäßigkeit mit Nutzen
ausgestellt werden können.

Der Antrag v. Oechelhaeuser wurde einstimmig
angenommen.

(Schluß folgt.)

PERSONALIEN
Dr. Franz Stadler hat sich mit seiner Schrift über
»Michael Wohlgemut und der Nürnberger Holzschnitt des
15. Jahrhunderts« (Straßburg 1913) an der Universität Zürich
als Privatdozent für neuere Kunstgeschichte habilitiert.

DENKMALPFLEGE
Begründung eines Denkmal-Archives der Provinz
Brandenburg. Nach dem Vorbilde des Straßburger
Denkmalsarchivs ist unter Leitung des Geh. Archivrats
Prof. E. Wolff-Potsdam im Landeshause der Provinz
Brandenburg in der Maühäikirchstraße in Berlin ein Denk-
mal-Archiv für die Provinz Brandenburg begründet worden;
Vorsteher der Archive sollen gewöhnlich die Konservatoren
sein. Aufgabe des Archivs wird es sein, die auf die ge-
schichtlichen Denkmäler bezüglichen Zeichnungen, Auf-
nahmen farbiger Bilder, Aquarelle, Photographien und Ver-
vielfältigungen in verschiedenster Technik, Inschriften, Gut-
achten undVerhandlungen, Literatur und Zeitungsausschnitte
zu sammeln, also alles zusammenzubringen, was für die Kennt-
nis des Denkmals nur irgendwie von Wert sein könnte. Als
Nebenergebnisse werden erwartet ein Bild der Entwicklung
der künstlerischen Darstellungsweisen und Einblicke in
das Kulturleben der Bevölkerung. Im Lese- und Arbeits-
raume des Archivs ist das gesammelte Material jedermann
zugänglich. Von der Initiative der Leiter des Instituts
wird es dann abhängen, ob durch Vorträge und Aus-
stellungen eine Kenntnis der Denkmäler des Landes in
weitere Kreise getragen werden kann. Wie die Deutsche.
Bauzeitung bemerkt, hat schon Schinkel in einer Denk
schrift vom Jahre 1815 auf die Notwendigkeit der Bildung
einer Sammelstätte zur Aufnahme von Zeichnungen, Ab-
bildungen aller Art und Veröffentlichungen über kunst-
und kulturgeschichtliche Gegenstände hingewiesen, und
Franz Kugler war ihm 1846 in dieser Forderung gefolgt.
1901 wurde dann als erstes das Kaiserliche Denkmal-
Archiv in Straßburg geschaffen. Auch für die Rheinprovinz,
Sachsen und Hessen bestehen solche Archive.

AUSGRABUNGEN
Ausgrabungen in England. In der englischen
antiquarischen.Gesellschaft wurde von Herrn J. P. Bushe-
Fox ein Bericht über die im letzten Sommer in der
römischen Stadt von Wroxeter vorgenommenen Aus-
grabungen erstattet. Die Römerstadt hieß entweder Viro-
conium oder Urioconium. Ptolemäus nennt sie Viriconium,
der Ravennageograph Cornoviorum, wonach sie die Haupt-
 
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