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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 25.1914

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Forschungen — Ausstellungen

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mit Pferd im Park« von 1912. Da das Wallraf-Richartz-
Museum bereits drei ausgezeichnete Werke des Künstlers
besitzt, wird es jetzt imstande sein, ein besonderes Lieber-
mann-Kabinett einzurichten. Den »Samariter«, dieses
ungewöhnlich straff komponierte Werk, begrüßt man mit
besonderer Freude in einem Museum, das an Meister-
werken alter und neuer Malerei so reich ist wie das der
Stadt Köln.

Düsseldorf. Von der Oesellschaft zur Ergänzung der
Sammlungen des städtischen Kunstmuseums sind neuer-
dings folgende Werke erworben worden: Andreas Achen-
bach, Alte Akademie; Arnold Böcklin, Doppelporträt und
Landschaft; Burnier, Landschaft mit Kühen; Deiker, Sau-
agd; Ed. von Gebhardt, Rabbuni, Studie zu einem Kruzifix,
vier gezeichnete Studien zum Kloster Loccum und ver-
schiedene Zeichnungen; Hasenclever, Bildnis des Stilleben-
malers Preyer; Ingres, Porträt; Graf Leopold Kalckreuth,
Dame mit Autokappe; Knaus, Zigeunerin und Dame mit
rotem Schlips; Gotthard Kuehl, Frauenkirche in Dresden-
Leibi, Zeichnung zu den Wildschützen; Max Liebermann,
Kartoffelernte und Selbsfporträt; Leo Putz, Bildnis des
Frl. Z.; Puvis de Chavannes, Akt im Freien; Wilhelm
Schadow, Selbstporträt; Schider, Chinesischer Turm im
Englischen Garten zu München; Schirmer, Landschaft;
Seibels, Verschiedene Tierstudien; Seyppel, Interieur; Sperl,
Jagdgesellschaft; Waldmüller, Der Geburtstag der Groß-
mutter (Studie) und verschiedene Zeichnungen Düsseldorfer
Künstler, darunter solche von Geselschap, Rethel, Sohn,
Stilke, Schirmer, Vautier. Die Ausstellung sämtlicher von
der Gesellschaft gemachten Erwerbungen ist für den Fe-
bruar festgesetzt.

Frankfurt a. M. Das Städelsche Institut reihte
soeben das kürzlich erworbene halbfigurige Bildnis der
Marchesa Concina di Udine von Pietro Longhi der Galerie
ein. Das Bild ist ausgezeichnet durch die klare und sichere
Natürlichkeit in der Wiedergabe der Dargestellten und
durch die geschmackvolle und vornehme malerische Hal-
tung, deren zurückhaltender kühler Klang von weiß, durch-
sichtigem hellbraun und etwas schwarz aufs Feinste der
vornehmen Reserviertheit der Dargestellten entspricht.

A. w.

FORSCHUNGEN

Ein neuer Goya? In der letzten Nummer des Ar-
chivs für Kunstwissenschaft veröffentlichte Campbell-Dodg-
son ein Aquatintablatt, das ein gewisses Interesse beansprucht,
weil es das Oeuvre Goyas um eine Arbeit der Frühzeit
zu bereichern schien. Der Stoff (2 Affen, die einem dritten
ein Klystier verabfolgen) zeigt in der Tat eine gewisse Ver-
wandtschaft mit den Capricchos.

Ein ganz ähnliches Blatt besitzt die Bibliothek des Kgl.
Kunstgewerbemuseums in Berlin; es gehört als Nr. 7 zu
dem Zyklus von Christophe Huet1): Singeries ou differentes
actions de la vie humaine, representees par des singes.
Stilistische Eigentümlichkeiten lassen die Herausgabe dieses
Zyklus um 1750 ansetzen.

Auch ein oberflächlicher Vergleich der beiden Blätter
zeigt, daß Huet unzweifelhaft die Vorlage, der angebliche

1) Huet war als Maler von »Singerien« berühmt; von
ihm stammen wohl auch die reizvollen Wandmalereien im
Cabinet des Singes im Schlosse Chantilly. Nagler gibt von
ihm folgende, wenig liebevolle Charakteristik (Künstlerlexi-
kon, Bd. 6, S. 347): »Er malte viele unzüchtige Bilder, Ara-
besken und chinesische Figuren, und mit Vorstellungen
dieser Art zierte er Zimmer und Säle der Großen, da man
sich damals an solch frivolem Zeuge ergötzte.«

Stich von |. Guelard nach Christophe Huet

Aquatintablatt nach Christophe Huet

Goya die Kopie ist. Und zwar fällt die Kopie in der ganzen
Durchführung der Einzelheiten gegen das Original bedeu-
tend ab: Die knochenlosen Hände, der nichtssagende
Gesichtsausdruck, die wenig stoffliche Wiedergabe der
Haare zeigen das hinlänglich. Die schwache Qualität des
Blattes spricht auch dafür, daß nicht Goya, sondern ein
schwächerer Zeitgenosse als Verfasser des Aquatintablattes
angesprochen werden muß. So unwichtig die Frage an
sich wohl ist, schien mir dieser Nachweis doch berechtigt,
da der Name Goyas mit dem Blatte in Verbindung gebracht
worden ist. Bernoulli.

AUSSTELLUNGEN
X Berlin. Bei Amsler & Ruthardt hat Emil Orlik eine
Ausstellung von Studien und graphischen Arbeiten ver-
anstaltet, die einen höchst genußreichen Uberblick über
die Ernte seiner jüngsten Europa- und Weltfahrten gewährt.
Man schreitet eine Serie von über 200 Handzeichnungen,
Pastellen, Radierungen, Schabkunstblättern und Lithogra-
phien ab, und man ist entzückt über die Fülle bewegten,
aus unmittelbarer Anschauung in künstlerischen Ausdruck
übersetzten Lebens, die hier Auge und Sinn fesselt. Orliks
individuelle Art ist aufs engste verknüpft mit seiner leiden-
schaftlichen Reiselust, die ihn in immer neuen Expeditionen
durch die Länder der Erdkugel zieht. So geben diese
Reisestudien aus Ägypten, aus Dalmatien, Bosnien und der
Herzegowina, aus China und Korea eine außerordentlich
charakteristische Vorstellung von seiner Zeichenkunst, die
 
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