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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

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Personalien — Krieg und Kunst

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a. d. Ruhr Bertold Anton; Regierungsbaumeister a. D.
Paul Philippi aus Berlin-Lichterfelde und Otto Heckler
aus Berlin; Regierungsbauführer Richard Klein; Dr.-lng.
Reginald Plieninger aus Frankfurt a. M.; Dr.-lng. Adolf
Schmoll gen. Eisenwerth aus Juditten bei Königsberg
i. Pr.; Stadtbauinspektor Karl Bossert aus Stuttgart; Ober-
amtsbaumeister Robert Hämmerle aus Hall (Württem-
berg); Regierungsbaumeister Max Koch aus Karlsruhe.

PERSONALIEN
Mit Dr. F. Dörnhöffer, über dessen Ernennung zum
Leiter der bayrischen Galerien wir bereits in Nr. 41 der
»Kunstchronik« ausführlicher berichteten, haben die Ver-
handlungen nun auch einen formellen Abschluß gefunden:
Dörnhöffer wurde zum Generaldirektor der staatlichen
Galerien Bayerns ernannt. Ihm zur Seite bleibt in der Ver-
waltung der alten Pinakothek Dr. Heinz Braune, der den
Titel eines »Direktors an den staatlichen Gemäldesamm-
lungen« erhalten hat.

Arthur Schlubeck, der Berliner Bildnismaler und
Schatzmeister des wirtschaftlichen Verbandes bildender
Künstler, wurde als Oberleutnant und Eskadronführer mit
dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Schlubeck erhielt bei
den letzten Kämpfen an der Aisne eine Verwundung durch
Schrapnellschuß und liegt zurzeit im Militärlazarett Laon.

Auch dem Berliner Maler Benno Berneis wurde das
Eiserne Kreuz verliehen.

Professor Dr. Friedrich Sarre wurde durch das
Eiserne Kreuz ausgezeichnet.

Der Bildhauer Hans Dammann ist dieser Tage ver-
wundet nach Berlin zurückgekehrt. Er ist Hauptmann der
Landwehr.

Der Berliner Maler F. M. Lünstroth, dessen Bild
»Soldaten im Feld« kürzlich von der Stadt Berlin ange-
kauft wurde, ist auf dem westlichen Kriegsschauplatz ver-
wundet worden.

Die aus Paris gemeldete Absicht der dortigen Societe
des Beaux-Arts und des Institut de France, alle deut-
schen und österreichischen Mitglieder aus den Mitglieder-
listen auszurotten, wird unsere Künstlerverbände nicht zu
einem gleichen Unterfangen aufstacheln. Die Künstler-
Organisationen haben bei uns im Interesse ihrer Mitglieder
wichtigeres zu tun. Die Berliner Akademie zählt z. B. Rodin,
Saint-Saens, Bonnat, den Komponisten Widor, die Maler
Wauters und Dagnan-Bouveret zu ihren Mitgliedern. Mit-
glied des Institutes ist von Deutschen augenblicklich wohl
nur Liebermann als Künstler, während die Societe zahl-
reichere Mitglieder bei uns hat. Niemand hat daran ge-
dacht, französische Auszeichnungen abzulegen, während es
mit England ja eine andere Sache ist — hier haben Anton
von Werner und Liebermann in der bekannten Erklärung
auf jede englische Ehrung verzichtet.

KRIEG UND KUNST
Zur Entsendung Geheimrat Dr. von Falkes als
Kunstkommissar nach Belgien. Die Wahl des Direktors
des Berliner Kunstgewerbemuseums, Geheimrats Dr. Otto
von Falke, zum Kunstkommissar bei der belgischen Zivil-
verwaltung bedeutet den Wunsch einer durchgreifenden
Sicherung besonders der Kleinkunstwerke, die im Maas-
tale ihre kostbarsten Denkmäler besitzen. Denn dort hat,
wie gerade Geheimrat von Falke in seinen Forschungen
feststellte, die Wiege der einzigartigen Entwicklung des
romanischen Kunstgewerbes, besonders für das Gold-
schmiedehandwerk und die Ausbildung des Kupfer-
schmelzes gestanden. Die anderen Kunstsachverständigen,

deren Entsendung bevorsteht, werden die Fürsorge der
Baudenkmäler und der Werke der großen Kunst zu über-
nehmen haben. Die kleinen Kunstwerke aber, die hier
vor allem in Kirchen stehen, sind ja besonders der Ver-
schleuderung durch Händler, wenn nicht dem Zugriff übler
Elemente der Bevölkerung selbst am meisten ausgesetzt.
In Huy und Nivelles, in Andenne und anderen kleinen
Orten, wo die kostbarsten und größten goldenen und
silbernen Schmelzarbeiten bewahrt werden, ist die Gefahr
natürlich noch größer als in den bedeutenden Plätzen wie
Lüttich, Namur, Löwen. Aus Huy, dessen Eroberung als
belgisches Sperrfort vor einigen Wochen in aller Munde
war, zwischen Lüttich und Namur im Maastale, ist der
größte der Laienkünstler Niederlothringens, der Gold-
schmied Reiner, gebürtig, und sein Messinggußtaufbecken
in der Lütticher Bartholomäuskirche vom Jahre 1112 gehört
zu den bewundertsten Werken der romanischen Kunst. In
Dinant bei Namur, das zerstört sein soll, hatte der Gelbguß
seine Heimat und bekam hier den Namen Dinanderie.
Aus Huy stammt auch Reiners noch berühmterer Nach-
folger Godefroid de Ciaire, der als Goldschmied weit und
breit herumwanderte und hochbetagt endlich in einem
Kloster seiner Vaterstadt starb, wo denn das Totenbuch
berichtet, daß er in der Goldschmiedekunst keinem Zeit-
genossen nachstand und in verschiedenen Ländern zahl-
reiche Reliquienschreine und andere Geräte geschaffen habe.
Vom Ende seiner Laufbahn, der Zeit seiner Heimkehr,
stammen die beiden Silbersärge in der Kollegiatkirche von
Huy. Den Höhepunkt seines Schaffens besitzt Deutz,
gegenüber Köln, in dem Heribertschrein.

Rettung der Kunstschätze von Löwen. Einer der
Herren, die von dem deutschen Generalgouverneur in
Brüssel mit der Sicherung und Pflege der belgischen Kunst-
schätze betraut sind, berichtet über seine Beobachtungen
wie folgt: Wir haben in Löwen in Begleitung des Komman-
danten v. Manteuffel, der Löwens herrliche Kunstschätze
vor Vernichtung bewahrt hat, eingehend Kirche für Kirche,
das Rathaus, die Bibliothek und was sonst noch an Be-
merkenswertem dort besteht und bestand, besichtigt und
geprüft, und ich kann zur Freude aller Kunstfreunde
berichten, daß mit Ausnahme des Inhalts der Bibliothek
so gut wie alles nicht nur gerettet ist, sondern sich mit
Ausnahme der Gebäude selbst in tadellosem Zustande be-
findet. Alle diese Kunstschätze sind jetzt im Rathause ver-
einigt und stehen unter strengster Observanz des Komman-
danten. Was nun die Gebäude anbetrifft, so ist das Rathaus
ganz unversehrt, die Peterskirche weist starke Beschädigungen
des Dachstuhls und leichte Löcher in den Deckengewölben
auf, die Michaelskirche mit der herrlichen Barockfassade,
die Jakobskirche mit schönem Sakramentshäuschen und einer
bekannten Hubertuskapelle, die Gertrudenkirche mit einem
der schönsten spätgotischen Chorgestühle Belgiens — sind
alle ohne die allergeringste Beschädigung geblieben. Die
Fassaden der schönen Bibliothek sind zwar sehr beschädigt,
können aber unbedingt sicher wiederhergestellt werden.

Zerstört ist nur etwa ein Sechstel der Stadt, und zwar
die ganze Bahnhofstraße, die Gebäude um die Place du
Peuple und die Häuser um das Rathaus und die Peters-
kirche herum. Die letzteren sind von unseren braven Eisen-
bahnern, welche vom Stadtkommandanten schnell herbei-
geholt worden waren, absichtlich gesprengt worden, damit
die Flammen nicht auf das Rathaus herüberschlagen sollten.
Wie ich schon sagte, sind alle Kunstschätze und Kirchen-
schätze gerettet. Das ist wieder das besondere Verdienst
des Oberleutnants und Regierungsrats im Eisenbahn-
ministerium Thelemann, der mit einem Unteroffizier, der
Kunsthistoriker ist, die Sachen aus der oben brennenden
 
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