Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

DOI Artikel:
Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitchriften, [1]
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6190#0028

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
37

Nekrologe — Personalien — Krieg und Kunst

38

Mrs. John Hungerford Pollen schreibt über alte Leinen-
kleider und Egerton Beck über das Prälatenkreuz in
Heraldik und Ornament.

Thomas Ashby fand unter den Skizzen von Turner
eine große Anzahl von Ansichten (etwa 80 Stück), die
der Maler bei seinem Besuch im Jahre 1818 in Italien ge-
macht hat. Vier davon aus Tivoli sind in Ashbys Aufsatz
reproduziert. v-

NEKROLOGE
Dr. Wilhelm Lesenberg, wissenschaftlicher Hilfs-
arbeiter an der Bibliothek des Kunstgewerbemuseums,
Vizefeldwebel d. L., ist am 28. August in Ostpreußen auf
dem Felde der Ehre gefallen. Er war am 30. März 1885
in Kröpelin in Mecklenburg geboren, promovierte 1911 in
Oreifswald mit einer Arbeit über das Schloß zu Güstrow
und trat am 1. April 1912 als Volontär bei den K. Museen ein.

Am 28. August fiel der Assistent an der Unterrichts-
anstalt beim Kunstgewerbemuseum, Regierungsbaumeister
Karl Krebs, Leutnant d. R. Geboren am 30. Januar 1880
in Freiburg i. B., kam er nach längerer Tätigkeit bei der
Bezirksbauinspektion in Heidelberg und Baden-Baden am
8. Oktober 1912 an das Kunstgewerbemuseum. Er war
ein feinsinniger Künstler, der in der letzten Zeit immer
mehr nach der Malerei hinneigte, in der er schon schöne
Erfolge zu verzeichnen hatte.

Professor Otto Heinrich, der Vorstand der Fürstlich
Fürstenbergschen Kunstsammlungen in Donaueschingen,
ist am 23. September auf dem Felde der Ehre gefallen.

Der Maler August Macke aus Bonn, der bei den
Kämpfen im Westen das Eiserne Kreuz erworben hatte,
ist gefallen. Macke hat eine gefährdete Stellung mit wenig
Mann gehalten und dann noch einen verwundeten General
gerettet. Wir werden auf den Tod des ausgezeichneten
Künstlers noch zurückkommen.

Der Maler Robert Spieß, Leutnant der Reserve des
sächsischen Infanterie-Regiments Nr. 182, ist in Frankreich
auf dem Felde der Ehre gefallen, nachdem er drei Tage
vorher durch das Eiserne Kreuz ausgezeichnet worden war.
Er war Schüler von Sascha Schneider.

Der Maler Professor Ernst Hancke, einer der Vete-
ranen der Berliner Künstlerschaft, ist kurz vor Vollen-
dung seines 80. Lebensjahres gestorben. Viele Gene-
rationen junger Künstler hat er an der Hochschule für
bildende Künste ausgebildet. Hier, an der Kunstakademie,
hatte Hancke auch von 1852 ab seine Ausbildung erhalten.

Oberbaurat Ernst Martin Hermann, Professor an
der Kgl. Akademie der bildenden Künste in Dresden, ist
im Alter von 68 Jahren gestorben. Seine künstlerische
Ausbildung als Architekt erhielt er bei Hermann Nicolai.
Professor Hermann hat in Dresden zahlreiche Privathäuser
und Villen und in Sachsen mehrere Kirchen erbaut. Seit
1874 war er Leiter des zweiten Ateliers für Baukunst in
Dresden. Er bevorzugte den Renaissancestil.

PERSONALIEN
Prof. Paul Meyerheim hat sein Lehramt an der akade-
mischen Fachschule für die bildenden Künste, das er 32 Jahre
hindurch verwaltete, niedergelegt. Der Künstler hat in die-
ser langen Zeit die sogenannte »Tierklasse« der Akademie
geleitet und ganze Generationen von Malern unterrichtet,
auch von Bildhauern, die bei ihm gern Anatomie und Be-
wegung des Tierkörpers lernten. Bei seinem Scheiden aus
dem Staatsamt wurde Meyerheim der Rote Adlerorden
2. Klasse verliehen.

Erwin Lang, der Gatte Grete Wiesenthals, als Maler
einer der begabtesten der Klimt-Gruppe, wurde vorLublin
verwundet. Er geriet in russische Gefangenschaft.

KRIEG UND KUNST
Kunstwerke in Feindesland. Seit dem Ausbruch
des großen Krieges sind wir Deutschen gewöhnt, in der
Phantasie der Völker für Barbaren und Räuber zu gelten
Wo ein Baudenkmal zerstört wird, erheben sich stets die
gleichen Anklagen, und niemand fragt erst nach den
Schuldigen, für die man ohne weiteres die Deutschen
nimmt. Sprengen dagegen die Belgier selbst ihre Kirch-
türme, um das Land in Verteidigungszustand zu versetzen,
so regt sich keine Feder. Entführen die Russen aus dem
besetzten Lemberg Sammlungen nach Petersburg, so fragt
niemand nach dem Zweck dieses Beginnens. Wir wollen
nicht Klagen mit Gegenklagen erwidern. Unsere Gegner
sind Herren der internationalen Presse, und ihre Stimme
reicht weiter als die unsere. Aber wir wollen uns in dem
Bewußtsein trösten, daß unser Gewissen rein ist, und daß
unsere Handlungsweise in jedem Punkte vor der künftigen
Geschichtsschreibung zu bestehen vermag.

Um so mehr ist es aber zu verurteilen, wenn von
deutscher Seite ohne Not den ausländischen Treibereien
neuer Stoff zugeführt wird. Und das ist in jüngster Zeit
leider durch einen Aufsatz geschehen, den Emil Schaeffer
im Oktoberheft der Zeitschrift »Kunst und Künstler« ver-
öffentlicht hat. Da wird ein Feldzugsplan gegen die
belgischen Kunstschätze entworfen, eine Liste der Bilder
gegeben, die der Eroberer in die Museen seines eigenen
Landes entführen solle. Nicht scharf genug kann gegen
solche Veröffentlichungen Front gemacht werden. Wenn
heut die Tagespresse sich ihrer Verantwortung mehr als
in anderen Zeiten bewußt ist, so sollte die Fachpresse es
doppelt sein. Wie oft wurde es gesagt, daß Deutschland
keinen Eroberungskrieg führt, sondern um seine Existenz
kämpft. Dieses Wort bleibt wahr, auch wenn die Er-
eignisse zwingen, fremdes Land zu besetzen. Aber weit
ist es noch von dem Ende dieses Riesenkampfes. Es ist
freventlich, jetzt schon, wo draußen um die Entscheidung
gerungen wird, drinnen am friedlichen Schreibtisch die
Teilung der Welt zu beschließen. Wenn es an die Friedens-
verhandlungen gehen wird, mag der und jener, der sich
dazu berufen glaubt, auch seine Stimme erheben, um zu
mahnen oder zu erinnern. So lange die Waffen reden, ge-
bührt es, zu schweigen.

Der Aufsatz Emil Schaeffers fand seine Entgegnung
von berufenster Seite. Die Diskussion über den Gegen-
stand kann mit der eindeutigen Erklärung Bodes, die wir
hier zum Abdruck bringen, für geschlossen gelten. Hoffen
wir, daß, wo im Auslande auf das Thema eingegangen
werden sollte, neben dem Unverantwortlichen auch das
Verantwortliche gehört werde.

Der Berliner Lokalanzeiger brachte am 8. Oktober
folgende Zuschrift von Exzellenz Dr. Wilhelm von Bode,
dem Generaldirektor der Königl. Museen:

»Im Oktoberheft der im Verlag von Bruno Cassirer
erscheinenden Zeitschrift Kunst und Künstler hat Dr. Emil
Schaeffer unter der Oberschrift: .Kriegsentschädigung in
Kunstwerken' eine Liste der Kunstwerke im belgischen
Staats- und Stadtbesitz aufgestellt, deren Abgabe an Deutsch-
land verlangt werden müsse. Der Redakteur Karl Schettler
bemerkt dazu, daß er .diese kühnen Anregungen gern
veröffentlicht habe'. Der Unterzeichnete erklärt, daß er in
bezug auf die Erhaltung der Kunstwerke in Feindesland
entgegengesetzter Ansicht ist. Mit Proskriptionslisten, wie
sie in der Phantasie des Herrn Ugo Ojetti für Frankreich
existieren, und wie sie Herr Schaeffer für Belgien sich
 
Annotationen