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Personalien
— Literatur
60
ging dann zur Kunst über. Von Ignaz Taschner kam er
1907 zu Georg Wrba nach Dresden, zu dessen befähigtsten
Schülern er gehörte. Selbständig schuf er u. a. die vier
köstlichen, reizvoll bewegten Kinder auf der Balustrade
des neuen Schauspielhauses in Dresden und einen Brunnen
für den Marktplatz zu Dippoldiswalde, außerdem aber eine
Reihe von vorzüglichen Medaillen, die er bemerkenswerter-
weise eigenhändig in Erz schnitt, so die Medaille zur
Einweihung des Dresdner Rathauses 1910 und die für die
Dresdner Tagung für Denkmalpflege und Heimatschutz 1913.
Große Zukunftshoffnungen sind mit Oskar Dölls Tode (am
20. September) zunichte geworden. Noch wenige Tage
vorher hatte er das eiserne Kreuz erhalten. — Kurt Nessel,
der am 18. September 34 Jahre alt starb, war ursprünglich
Lithograph und ging dann zur Malerei über als Schüler
von Zwintscher und Kühl in Dresden. Er hat namentlich
als Bildnismaler Anerkennung gefunden, so durch ein
Selbstbildnis mit der Gitarre, das vermöge der fröhlichen
Auffassung an Frans Hals erinnerte. Für die Aula des
Magdeburger Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums malte er ein
Wandbild, das Kaiser Wilhelm mit Bismarck und Moltke
inmitten seiner Soldaten auf dem Marsche nach Paris dar-
stellt. Auch in Kurt Nessel verlor die Dresdner Kunst
eine hoffnungsreiche Kraft.
Der Berliner Maler Ernst Hausmann ist dieser Tage
gestorben. Hausmann, der seit 1902 Besitzer der Goldenen
Medaille für Kunst, die er auf der Großen Berliner Kunst-
ausstellung für sein Altarbild für die Rügenwalder Marien-
kirche erhalten hatte, ist 58 Jahre alt geworden. Kirchen-
bild, Historie und Bildnis waren die Hauptfelder seiner
Tätigkeit. Den Münchner Schüler Lindenschmits verraten
seine Bilder des Eckehard, des Erzbischofs Guibert von
Paris.
PERSONALIEN
Dr. Oskar Fischel hielt am 13. Oktober seine An-
trittsvorlesung an der Berliner Universität über das Thema
»Die bildende Kunst und die Bühne«.
Professor Dr. Alexander Amersdorffer, erster stän-
diger Sekretär der Berliner Akademie der Künste, hat jetzt
als Leutnant d. R. das eiserne Kreuz erhalten.
Dem Porträtmaler Ernst Linnenkamp wurde das
Eiserne Kreuz verliehen.
LITERATUR
Hans Friedrich Secker, Die Städtische Gemäldegalerie im
Franziskanerkloster (Stadtmuseum). Band I der »Führer
durch die öffentlichen Kunstsammlungen in Danzig«. Erste
illustrierte Ausgabe. Danzig 1913.
Als erster Band einer Folge von »Führern durch die
öffentlichen Kunstsammlungen in Danzig« erschien im
vorigen Jahre die »Städtische Gemäldesammlung, Stadt-
museum«. Hans Friedrich Secker, den die Danziger mit
der Verwaltung ihres Kunstbesitzes betraut haben, legt in
dem ziemlich reichhaltig illustrierten Büchlein Rechenschaft
über seine bisherige Tätigkeit ab. Er hat den Gemälde-
bestand stark gesichtet, vieles magaziniert, die besten Stücke
sachkundig restaurieren lassen und nun in einem Dutzend
sauber — nur etwas zu rosig — getünchter Kabinette und
Säle nach kunstgeschichtlichen Gesichtspunkten neu ge-
ordnet und gehängt. Die große, gleichzeitig so nötige und
dankbare Aufgabe, wie sie in den letzten Jahren in Wien,
München, Dresden, Kassel, Köln und manchen anderen
Kunststädten von den Galeriedirektoren zu lösen war, ist
hier im Kleinen gewandt erledigt worden. Was man
sieht — es ist nur ein Bruchteil der ehemals ausgestellten
Sammlung — wirkt doppelt gut, und was man nicht sieht
vermißt man kaum, weil es früher bei der Überhäufung
der Wände doch nur schlecht zur Geltung kam. Die neue,
mit üppiger Weitläuftigkeit angeordnete Aufstellung beginnt
mit den Schnitzwerken und Gemälden der Gotik und Re-
naissance, meist deutschen Ursprungs, unter denen das
1543 datierte Miniaturbildnis eines Kaufmanns von Hans
Holbein dem Jüngeren hervorzuheben wäre. (Vgl. den
Aufsatz von Georg Habich, Zeitschrift für bildende Kunst,
Jahrgang 1913, p. 194—196 und Abbildung.) Daran schließt
sich eine Sammlung guter vlämischer und niederländischer
Kabinettstücke, welche einst der Danziger Kaufherr Jakob
Kabrun (1759—1814) zusammenbrachte. Dem Andenken
dieses um die Danziger Kunstpflege hochverdienten Stifters,
des eigentlichen Begründers des Stadtmuseums, hat Secker
seine Schrift gewidmet. Auf einen Raum mit meist deut-
schen und französischen Meistern des 17. und 18. Jahr-
hunderts folgt die lokalgeschichtliche Abteilung. Sie ent-
hält neben neueren Stifter- und Fördererbildnissen auch
manche gute Arbeit der Danziger Barockporträtkunst, dar-
unter die Werke des durch die Darmstädter Jahrhundert-
ausstellung bekannter gewordenen Andreas Stech. Natür-
lich spielt Daniel Chodowiecki als Zeichner und Stecher
hier auch eine große Rolle. Eine dritte Abteilung gibt die
Entwicklung der Malerei seit etwa 1800 und führt über die
Biedermeierzeit, den Klassizismus und die Romantik in die
Tage und zu den Resultaten unserer modernen Kunst-
anschauungen.
Die bisher geschaffene Neuaufstellung der Danziger
Galerie ist unseres Erachtens noch nicht als abgeschlossen
anzusehen. In dem einstweilen zurückgestellten Bestände
findet sich gewiß noch manches Wichtige, was dem Ein-
heimischen lieb und wertvoll ist und dem fremden Be-
sucher, zum mindesten in der lokalgeschichtlichen Ab-
teilung, willkommen wäre. Auch Seckers »Führer« be-
deutet infolgedessen nur ein Provisorium. Dennoch darf
die Leistung des Danziger Konservators nicht zu gering
bewertet werden. Sie ist verdienstlich in musealer wie in
schriftstellerischer Hinsicht. Der feuilletonistisch gehaltene
Text seines Büchleins wird den Zweck, den Beschauer der
Sammlung zu orientieren und zum Kunstgenüsse anzuregen,
gewiß erfüllen. Arthur Lindner.
Heinrich Röttinger, Die Holzschnitte zur Architektur und
zum Vitruvius Teutsch des Walther Rivius. Straßburg,
Ed. Heitz, 1914. (Studien zur deutschen Kunstgeschichte
167.)
Die Holzschnitte in den beiden Büchern des Rivius,
die 1547 und 1548 in Nürnberg gedruckt sind, werden bis
jetzt nach dem Vorgange von J. Reimers und K. Lange
dem Peter Flettner zugeschrieben. Röttinger weist in sehr
eingehender und umständlicher Untersuchung nach, daß
die Mehrzahl der Holzschnitte Kopien nach den Illustrationen
des Comasker Vitruv von 1521 und anderer Bücher, aber
auch nach Kupferstichen Marcantons und Agostino Venezia-
nos sind. Der Illustrator der beiden Nürnberger Bücher
des Rivius ist demnach ein geschickter Kompilator, der das
Abbildungsmaterial aus verschiedenen Quellen zusammen-
sucht und geschickt verwertet. Nachdem das von Röttinger
festgestellt worden ist, verlieren beide Bücher an Interesse.
Jedenfalls können diese Illustrationssünden nicht mehr dem
Peter Flettner zur Last geschrieben werden. Auf der
Suche nach dem Namen des Illustrators kommt Röttinger
zu weiteren gesicherten Resultaten. Die Holzschnitte sind
auf mehrere Künstler zu verteilen. Die bisher dem Peter
Flettner zugeschriebenen sind von Virgil Solis, dem übrigens
schon Georg Hirth und Alfred Lichtwark in beiläufigen
Bemerkungen die Schnitte der Riviusbücher zugewiesen
Personalien
— Literatur
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ging dann zur Kunst über. Von Ignaz Taschner kam er
1907 zu Georg Wrba nach Dresden, zu dessen befähigtsten
Schülern er gehörte. Selbständig schuf er u. a. die vier
köstlichen, reizvoll bewegten Kinder auf der Balustrade
des neuen Schauspielhauses in Dresden und einen Brunnen
für den Marktplatz zu Dippoldiswalde, außerdem aber eine
Reihe von vorzüglichen Medaillen, die er bemerkenswerter-
weise eigenhändig in Erz schnitt, so die Medaille zur
Einweihung des Dresdner Rathauses 1910 und die für die
Dresdner Tagung für Denkmalpflege und Heimatschutz 1913.
Große Zukunftshoffnungen sind mit Oskar Dölls Tode (am
20. September) zunichte geworden. Noch wenige Tage
vorher hatte er das eiserne Kreuz erhalten. — Kurt Nessel,
der am 18. September 34 Jahre alt starb, war ursprünglich
Lithograph und ging dann zur Malerei über als Schüler
von Zwintscher und Kühl in Dresden. Er hat namentlich
als Bildnismaler Anerkennung gefunden, so durch ein
Selbstbildnis mit der Gitarre, das vermöge der fröhlichen
Auffassung an Frans Hals erinnerte. Für die Aula des
Magdeburger Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums malte er ein
Wandbild, das Kaiser Wilhelm mit Bismarck und Moltke
inmitten seiner Soldaten auf dem Marsche nach Paris dar-
stellt. Auch in Kurt Nessel verlor die Dresdner Kunst
eine hoffnungsreiche Kraft.
Der Berliner Maler Ernst Hausmann ist dieser Tage
gestorben. Hausmann, der seit 1902 Besitzer der Goldenen
Medaille für Kunst, die er auf der Großen Berliner Kunst-
ausstellung für sein Altarbild für die Rügenwalder Marien-
kirche erhalten hatte, ist 58 Jahre alt geworden. Kirchen-
bild, Historie und Bildnis waren die Hauptfelder seiner
Tätigkeit. Den Münchner Schüler Lindenschmits verraten
seine Bilder des Eckehard, des Erzbischofs Guibert von
Paris.
PERSONALIEN
Dr. Oskar Fischel hielt am 13. Oktober seine An-
trittsvorlesung an der Berliner Universität über das Thema
»Die bildende Kunst und die Bühne«.
Professor Dr. Alexander Amersdorffer, erster stän-
diger Sekretär der Berliner Akademie der Künste, hat jetzt
als Leutnant d. R. das eiserne Kreuz erhalten.
Dem Porträtmaler Ernst Linnenkamp wurde das
Eiserne Kreuz verliehen.
LITERATUR
Hans Friedrich Secker, Die Städtische Gemäldegalerie im
Franziskanerkloster (Stadtmuseum). Band I der »Führer
durch die öffentlichen Kunstsammlungen in Danzig«. Erste
illustrierte Ausgabe. Danzig 1913.
Als erster Band einer Folge von »Führern durch die
öffentlichen Kunstsammlungen in Danzig« erschien im
vorigen Jahre die »Städtische Gemäldesammlung, Stadt-
museum«. Hans Friedrich Secker, den die Danziger mit
der Verwaltung ihres Kunstbesitzes betraut haben, legt in
dem ziemlich reichhaltig illustrierten Büchlein Rechenschaft
über seine bisherige Tätigkeit ab. Er hat den Gemälde-
bestand stark gesichtet, vieles magaziniert, die besten Stücke
sachkundig restaurieren lassen und nun in einem Dutzend
sauber — nur etwas zu rosig — getünchter Kabinette und
Säle nach kunstgeschichtlichen Gesichtspunkten neu ge-
ordnet und gehängt. Die große, gleichzeitig so nötige und
dankbare Aufgabe, wie sie in den letzten Jahren in Wien,
München, Dresden, Kassel, Köln und manchen anderen
Kunststädten von den Galeriedirektoren zu lösen war, ist
hier im Kleinen gewandt erledigt worden. Was man
sieht — es ist nur ein Bruchteil der ehemals ausgestellten
Sammlung — wirkt doppelt gut, und was man nicht sieht
vermißt man kaum, weil es früher bei der Überhäufung
der Wände doch nur schlecht zur Geltung kam. Die neue,
mit üppiger Weitläuftigkeit angeordnete Aufstellung beginnt
mit den Schnitzwerken und Gemälden der Gotik und Re-
naissance, meist deutschen Ursprungs, unter denen das
1543 datierte Miniaturbildnis eines Kaufmanns von Hans
Holbein dem Jüngeren hervorzuheben wäre. (Vgl. den
Aufsatz von Georg Habich, Zeitschrift für bildende Kunst,
Jahrgang 1913, p. 194—196 und Abbildung.) Daran schließt
sich eine Sammlung guter vlämischer und niederländischer
Kabinettstücke, welche einst der Danziger Kaufherr Jakob
Kabrun (1759—1814) zusammenbrachte. Dem Andenken
dieses um die Danziger Kunstpflege hochverdienten Stifters,
des eigentlichen Begründers des Stadtmuseums, hat Secker
seine Schrift gewidmet. Auf einen Raum mit meist deut-
schen und französischen Meistern des 17. und 18. Jahr-
hunderts folgt die lokalgeschichtliche Abteilung. Sie ent-
hält neben neueren Stifter- und Fördererbildnissen auch
manche gute Arbeit der Danziger Barockporträtkunst, dar-
unter die Werke des durch die Darmstädter Jahrhundert-
ausstellung bekannter gewordenen Andreas Stech. Natür-
lich spielt Daniel Chodowiecki als Zeichner und Stecher
hier auch eine große Rolle. Eine dritte Abteilung gibt die
Entwicklung der Malerei seit etwa 1800 und führt über die
Biedermeierzeit, den Klassizismus und die Romantik in die
Tage und zu den Resultaten unserer modernen Kunst-
anschauungen.
Die bisher geschaffene Neuaufstellung der Danziger
Galerie ist unseres Erachtens noch nicht als abgeschlossen
anzusehen. In dem einstweilen zurückgestellten Bestände
findet sich gewiß noch manches Wichtige, was dem Ein-
heimischen lieb und wertvoll ist und dem fremden Be-
sucher, zum mindesten in der lokalgeschichtlichen Ab-
teilung, willkommen wäre. Auch Seckers »Führer« be-
deutet infolgedessen nur ein Provisorium. Dennoch darf
die Leistung des Danziger Konservators nicht zu gering
bewertet werden. Sie ist verdienstlich in musealer wie in
schriftstellerischer Hinsicht. Der feuilletonistisch gehaltene
Text seines Büchleins wird den Zweck, den Beschauer der
Sammlung zu orientieren und zum Kunstgenüsse anzuregen,
gewiß erfüllen. Arthur Lindner.
Heinrich Röttinger, Die Holzschnitte zur Architektur und
zum Vitruvius Teutsch des Walther Rivius. Straßburg,
Ed. Heitz, 1914. (Studien zur deutschen Kunstgeschichte
167.)
Die Holzschnitte in den beiden Büchern des Rivius,
die 1547 und 1548 in Nürnberg gedruckt sind, werden bis
jetzt nach dem Vorgange von J. Reimers und K. Lange
dem Peter Flettner zugeschrieben. Röttinger weist in sehr
eingehender und umständlicher Untersuchung nach, daß
die Mehrzahl der Holzschnitte Kopien nach den Illustrationen
des Comasker Vitruv von 1521 und anderer Bücher, aber
auch nach Kupferstichen Marcantons und Agostino Venezia-
nos sind. Der Illustrator der beiden Nürnberger Bücher
des Rivius ist demnach ein geschickter Kompilator, der das
Abbildungsmaterial aus verschiedenen Quellen zusammen-
sucht und geschickt verwertet. Nachdem das von Röttinger
festgestellt worden ist, verlieren beide Bücher an Interesse.
Jedenfalls können diese Illustrationssünden nicht mehr dem
Peter Flettner zur Last geschrieben werden. Auf der
Suche nach dem Namen des Illustrators kommt Röttinger
zu weiteren gesicherten Resultaten. Die Holzschnitte sind
auf mehrere Künstler zu verteilen. Die bisher dem Peter
Flettner zugeschriebenen sind von Virgil Solis, dem übrigens
schon Georg Hirth und Alfred Lichtwark in beiläufigen
Bemerkungen die Schnitte der Riviusbücher zugewiesen