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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

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12,j Personalien — Krieg und Kunst — Ausstellungen — Sammlungen 126

zember 1863 in Düsseldorf geboren, studierte er auf der
dortigen Kunstakademie und war von 1889—1895 Meister-
schüler Peter Janssens. Am bekanntesten wurden Pohles
Wand- und Deckengemälde, die er in Düsseldorf und an-
deren rheinischen Städten ausgeführt hat. Sein Hauptwerk
ist die Ausmalung des Gebäudes des Stahlwerksverbandes
in seiner Heimatstadt, wo er in großen farbenreichen Ge-
mälden den Werdegang der Schiene schilderte. Derartige
Vorwürfe realistischer Art, auch Porträts, waren jedoch
nur Ausnahmefälle in Pohles Schaffen. Die Staffeleibilder,
mit denen er regelmäßig die Ausstellungen beschickte,
waren meistens dekorative Landschaften und Phantasie-
stücke, in der Ausführung ziemlich unfein, allzu sehr auf
»Schmiß« gestellt. Die städtischen Kunstsammlungen in
Düsseldorf besitzen von ihm ein charakteristisches Kostüm-
stück »Marodeure«. Weniger durch sein künstlerisches
Schaffen, als infolge seines diplomatischen Geschickes und
seines kräftigen Eintretens für die wirtschaftlichen Inter-
essen der Künstler hatte es Pohle verstanden, in kunst-
politischen Fragen die Führerstellung in Düsseldorf ein-
zunehmen. Er stand an der Spitze der großen Kunst-
ausstellungen von 1911 und 1913. In dem Nachrufe eines
Gleichgesinnten im »Düsseldorfer Tageblatt« hieß es: »Es
mag wenig Leute geben, die so urkräftig auf die moderne
Malerei schimpfen konnten wie Pohle«.

In Venedig ist bereits am 19. September der tüchtige
Antiquar M.A. Guggenheim verschieden, ein Kunstkenner
und Freund aller hervorragenden Künstler. Er hat sich
mancherlei Verdienste erworben sowohl durch Schenkungen
an die hiesige Galerie, wie ganz besonders auch als För-
derer und Donator der Kunstgewerbeschule. Das Andenken
des jovialen Mannes wird im Herzen zahlreicher Freunde
fortleben.

PERSONALIEN
Hans Meid ist kürzlich vom Felddienst fort in die
kartographische Abteilung des Kriegsministeriums zu Berlin
berufen worden.

KRIEG UND KUNST

Der Direktor des Berliner Kunstgewerbe-Museums,
Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Otto von Falke, der
dem Verwaltungschef bei dem Kaiserlichen Generalgouverne-
ment in Belgien zugeteilt war, ist jetzt nach Berlin zurück-
gekehrt. Geheimrat von Falke hat in Zusammenarbeit mit
hervorragenden belgischen Sachverständigen und Museums-
direktoren, wie im einzelnen berichtet wurde, den Verbleib
und die Beschädigungen der Kunstwerke festgestellt und
in den von unseren Truppen besetzten Gebieten umfassende
Maßregeln zum Schutze der belgischen Kunstdenkmäler
getroffen. Auch Geh. Reg.-Rat Professor Dr. P. Clemen war
im Auftrage des Reichsamtes des Innern in Belgien kom-
missarisch tätig; seinen Bericht werden wir veröffentlichen.

Aus Petersburg wird berichtet: Die Nowoje Wremja
gibt mit Genehmigung der Zensur bekannt: Aus dem Lem-
berger Ossolineum sind 1034 Gemälde, 24000 Kupfer-
stiche, 5000 Autogramme und zahlreiche Bände der Biblio-
thek nach Petersburg übergeführt. Unter Anerkennung des
Eigentumsrechts der Stadt Lemberg an den Kunstgegen-
ständen erfolgte ihre Überführung nach Petersburg zum
Schutze vor Repressalien des Feindes, falls er vorübergehend
die russische Grenze überschreiten sollte.

AUSSTELLUNGEN
Krefeld. Das Kaiser-Wilhelm-Museum hat eine
Ausstellung von Aquarellbildern des Krefelder Malers und
Zeichners ReinholdGruschka veranstaltet. Die Motive

sind den Gefangenenlagern zu Friedrichsfeld bei Wesel und
in der Senne entnommen. Außerdem sind sehr beachtens-
werte Kunsttöpfereien von Paul Dreßler ausgestellt. Die
von ihm geleitete Töpferei Grotenburg versucht eine Wieder-
belebung der gerade in Krefelds Umgebung im 17. und 18.
Jahrhundert heimischen Bauernkunst, deren beste Hervor-
bringungen in den Erdgeschoßräumen des Kaiser-Wilhelm-
Museums vereinigt sind.

Eine »Kriegsausstellung« in Düsseldorf. Alle Vor-
gänge auf dem belgischen Kriegsschauplatze erregen bei
den Düsseldorfer Künstlern ein besonderes, fast persön-
liches Interesse. Die Wiederbelebung der Düsseldorfer
Landschaftsmalerei erfolgte doch gerade von Belgien aus.
Hier fanden, als die Zeit der Romantik sich ihrem Ende
näherte, die rheinischen Landschafter neue, schlichtere
Motive, und besonders die Küstengegenden wurden immer
wieder aufs neue durchforscht und in Studien und Bildern
festgehalten. Zahlreiche Düsseldorfer Künstler verleben
den ganzen Sommer in Belgien; genannt seien nur Eugen
Kampf, Fritz Westendorp und Albert Engstfeld. Kampf
hat jetzt in der städtischen Kunsthalle eine Sammlung von
etwa zwanzig Gemälden ausgestellt, deren Motive aus-
schließlich dem heißumkämpften Yser-Kanal, den Städten
Nieuport und Dixmuiden, den Badeorten Heyst und Knocke
entnommen sind. Es sind durchweg Landschaften von
hohem künstlerischen Reiz, aber es ist nicht möglich, sie
wie in Friedenszeiten abwägend zu beurteilen. Wie der
Dichtung, so haben jetzt auch in der bildenden Kunst die
Ereignisse dem »Inhaltlichen« einen neuen Wert gegeben.
Das »PappelWäldchen bei Nieuport«, das »Gehöft bei Dix-
muiden«, wie mögen diese friedvoll-idyllischen Ruheplätze
heute aussehen? An Stelle der weißbehaubten Kirch-
gängerinnen, die über die Brücken des ehemals so stillen,
jetzt zerschossenen Dixmuiden schleichen, setzt unsere
Phantasie die nicht endenden Kolonnen unserer »Feld-
grauen«. Wenn es wahr ist, was besonders englische
Zeitungen berichten, daß gerade die Städtchen und Dörfer
an der französisch-belgischen Grenze nur noch Trümmer-
haufen sind — der Kunstfreund denkt mit besonderer
Besorgnis an Furnes — so kommen den Landschafts-
bildern Eugen Kampfs bereits heute auch historische
Werte zu.

SAMMLUNGEN

Berlin. Auf der Kupfergrabenseite der Gemäldegalerie
des Kaiser-Friedrich-Museums wird jetzt der erste Saal
neu eingerichtet. Er soll die Werke der nordischen Kunst
des 14. Jahrhunderts vereinigen, um als Vorbereitung für
den im nächsten Saal aufgestellten Genter Altar der Brüder
van Eyck zu dienen. Die deutschen, niederländischen, fran-
zösischen Werke der Malerei werden da vereinigt, wie auf
der andern Seite der Gemäldegalerie im ersten Saale, den
man betritt, die italienischen Bilder des 14. Jahrhunderts
zusammenhängen.

Dresden. Im Königlichen Kupferstichkabinett

zeigt im Saal der neuen Erwerbungen die November-
Ausstellung vorwiegend Arbeiten deutscher Künstler der
Gegenwart. Besonders hervorgehoben zu werden verdient
eine kleine Federzeichnung von Max Klinger von 1875.
Sie stellt ein junges Mädchen dar, das einem hageren
Lautenschläger einen Trunk Wein reichen will und plötzlich
in ihm den Tod erkennt. Die Zeichnung trägt schon
vollkommen das Dämonische der späteren Klingerschen
Radierungen an sich, und der plötzliche Todesschreck des
Mädchens ist von ergreifender Wahrheit (abgebildet im
soeben erschienenen Novemberhefte unserer »Zeitschrift f.
bild. Kunst«). Unter den übrigen sächsischen Künstlern
 
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