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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

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Tietze, Hans: Ernst Heidrich: ein Gedenkwort
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6190#0097

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175

Nekrologe — Personalien — Weltbewerbe

gewidmet sein; eine Art negativen Programms zu
diesem Buch liegt in einer Besprechung vor, die
Heidrich dem den gleichen Gegenstand behandelnden
Buche Jantzens in der Zeitschrift für Ästhetik (1913)
gewidmet hat. Hier ringt er mit der starren Konse-
quenz reiner Problemdarstellung, für deren Folge-
richtigkeit sein Intellekt Bewunderung fand, vor deren
innerer Kunstfremdheit seine warmlebendige Auf-
fassung des Arbeitsstoffs instinktiv zurückschauderte.
Eine Zurückführung der Bilder Rembrandts und Ruys-
daels, Goyens und Vermeers auf bloße Raum- und
Formprobleme hätte Heidrichs Buch nicht werden
können; es hätte uns, ohne die Bedeutung dieser zu
schmälern, gleichzeitig dieses wundervolle Stück Malerei
des siebzehnten Jahrhunderts als die Frucht des
holländischen Geistes zu zeigen verstanden, dem
Europa in der Ausbildung der politischen Tugenden,
der religiösen Duldung, der philosophischen Vertiefung,
der naturwissenschaftlichen, juristischen, historischen
Erkenntnis so viel verdankt. Heidrichs Rembrandt
wäre, ohne von seiner kunstgeschichtlichen Bestimmt-
heit einzubüßen, von dem faustischen Schimmer um-
flossen gewesen, der ihn zur tiefsten Verkörperung
germanischen Kunstgeistes macht.

Vielleicht bleibt ein Hoffnungsstrahl, daß uns
dieses Buch gerettet wird; im vorigen Frühling hätte
es erscheinen sollen, vielleicht hat nur die unermüd-
lich glättende und nie zufriedengestellte Gewissen-
haftigkeit Heidrichs ein Werk zurückgehalten, das für
alle anderen vollendet sein wird. Sollte uns das
Glück zuteil werden, noch von Heidrich mit der
gleichen Treue und Liebe zu Rembrandt geleitet zu
werden, wie er uns zu Dürer und Rubens geführt
hat, wird uns dies vielleicht ein wehmütiger Trost
sein. Vielleicht wird uns aber dieser Geistergruß den
bittern Verlust, den wir erlitten haben, in seiner
Schwere und Unersetzlichkeit doppelt hart empfinden
lassen. Ein tragisches Geschick umschattet den früh
Gefällten; aus einer veiheißungsvollen Laufbahn ge-
rissen, die doppelt strahlend war, weil kein Flecken
Mißgunst sie entstellte, ruht er im fremden Lande,
dessen künstlerischen Genius zu erklären und zu
preisen seine halbe Lebensarbeit gewesen war und als
dessen Feind er gefallen ist. Zwischen den rauchenden
Trümmern flandrischer Kunststätten hat der Schilderer
der altniederländischen und der vlämischen Malerei
den Heldentod gefunden; einer der besten Söhne
Deutschlands, die stolzeste Hoffnung seiner Wissen-
schaft. Wie wird Ernst Heidrichs kluge Güte uns
fehlen, wenn uns einst der Frieden ruft, am Werk
der Kunstgeschichte weiterzuschaffen!

NEKROLOGE

Der Privatdozent an der Technischen Hochschule zu
Berlin-Charlottenburg, Stadtbauinspektor a. D. Max Knauff,
ist in Hermsdorf bei Berlin verstorben. Knauff trat 1886 bei
der Hochschule für das Lehrfach »Städtereinigung« ein und
gehörte ihr an, bis er 1895 als Stadtbauinspektor nach Kottbus
übersiedelte. Nachdem er wieder nach Berlin zurückgekehrt
war, trat Knauff aufs neue bei der Hochschule ein. Seine Vor-
träge behandelten Städtereinigungssysteme und ihre Rech-
nungsunterlagen sowie die Reinigung von Stadtabwässern.

In Wien starb der Hof- und Gerichtsadvokat Dr.
Heinrich Modern, eine bekannte Persönlichkeit in den
Kreisen der Wiener Kunstfreunde. Mehrere seiner Auf-
sätze über verschiedene wissenschaftliche Themen — zu-
meist aus dem Zeitalter der Renaissance — sind in den
früheren Bänden des Jahrbuchs der Wiener Kunstsamm-
lungen niedergelegt. In der letzten Zeit beschäftigte sich
Modern hauptsächlich mit dem 18. Jahrhundert. Als die
Wiener Firma Artaria ihren Gemäldezyklus von Tiepolo
entdeckte, schrieb er in ihrem Verlag eine warmempfundene
Monographie über den Meister, die lebhaften Anklang fand,
so daß er zum Ehrenmitglied der Accademia di Belle Arti
in Venedig und zum Offizier des Ordens der italienischen
Krone ernannt wurde. Hans Tietze widmete ihm in der
Wiener Allgemeinen Zeitung vom 10. November einen
ehrenden Nachruf. l. v. b.

PERSONALIEN

Der Berliner Maler Ernst Gabler, Mitglied der Freien
Sezession, hat auf dem flandrischen Kriegsschauplatz eine
schwere Verwundung erhalten und ist in Gefangenschaft
geraten. Der Düsseldorfer Maler Prof. Claus Meyer, der
mit seiner Kompagnie in Belgien steht, erhielt die Beförde-
rung zum Hauptmann. Beim Landsturm steht der bekannte
Dresdener Maler und Graphiker Prof. Richard Müller,
Nikolaus Bachmann, der schleswig-holsteinische, in Berlin
wirkende Maler, gehört dem Stabe einer Infanterie-Division
an. Beim Landsturm steht auch Prof. Fritz von Wille, der
Düsseldorfer Landschafter. Willy Zügel, der Münchener
Tierbildhauer, trat bei der bayerischen Feldartillerie als
Leutnant ein. Von Berlinern seien noch der »freie Sezes-
sionist« Arthur Segal und der Bildhauer und Radierer Hanns
Bastanier genannt, der als Kriegsfreiwilliger ausrückte.

Graf Harry Keßler, der Vizepräsident des Deutschen
Künstlerbundesund frühere Direktor des Weimarer Museums,
der als Rittmeister auf dem östlichen Kriegsschauplatze
steht, hat jetzt das Eiserne Kreuz erhallen.

Der Konservator und Leiter der Städtischen Sammlungen
in Heidelberg, Karl Lohmeyer, Oberleutnant d. R. ist in
den Kämpfen in Belgien und Nordfrankreich mit dem Eiser-
nen Kreuz ausgezeichnet worden.

WETTBEWERBE

Düsseldorf. Zu einem Erinnerungsblatt für die Weih-
nachten in Düsseldorfer Lazaretten weilenden Soldaten
hatte die Düsseldorfer Zentralstelle für freiwillige Liebes-
tätigkeit ein Preisausschreiben unter Düsseldorfer Künst-
lern erlassen. Den ersten Preis (300 M.) erhielt Max
Ciarenbach. Zur Ausführung wurde ein mit einem zweiten
Preis (150 M.) ausgezeichneter Entwurf von Hanns Herken-
dell angekauft. An Preisen wurden noch ein zweiter Preis
und vier dritte Preise (je 50 M.) zuerkannt.

In dem durch Staatspreise ausgezeichneten Schinkel-
wettbewerb des Architektenvereins zu Berlin, dessen
Arbeiten auf Antrag des Einsenders auch als Regierungs-
baumeisterarbeiten dem staatlichen Oberprüfungsamt vor-
gelegt werden, waren für die zum nächsten Jahr gestellten
Aufgaben im ganzen nur drei Arbeiten eingegangen, da
die meisten der in Frage kommenden jungen Architekten
im Felde stehen. Um diesen jedoch zu ermöglichen, die
vor dem Krieg begonnenen Preisarbeiten auch jetzt noch
fertigzustellen und zu verwerten, hat der Vorstand des Archi-
tektenvereins besondere Bestimmungen getroffen. Die be-
treffenden Preisbewerber stellen bei dem Architektenverein,
sobald sie in der Lage sind, an der Arbeit weiterzuarbeiten,
den Antrag, daß ihnen zur Beendigung eine Frist gewährt
wird. Sie geben schriftlich die eidesstattliche Versicherung
 
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