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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

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Ehrenberg, Hermann: Eine Demütigung J. G. Schadows, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6190#0112

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205

Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe

206

können, und den architectonischen Riß nach geschehener
Arbeit etc.1).

Dieses Schreiben wurde Herrn Müller mitgetheilt und
mir geantwortet: ich müsse mich doch mit Herrn Müller
einigen — sie verständen nichts davon — ihm sei als
Künstler die Leitung übertragen. Auch darin habe ich
mich zu schicken gesucht und diesem einen genauen Riß
der Arbeit geschickt, wie sie ist — den hat er mir zurück-
geschickt — hält alles für verwerflich, meint, der Fackel-
Aufsatz müsse nun wegbleiben, entsagt sich aller Theil-
nahme und hat mir eine Erklärung jener Herren zuge-
schickt, wonach ich gerichtlich angehalten werden soll:
Herrn Müller[s] Riß zu befolgen. In meinem Leben bin
ich nicht mehr gedemütigt worden! Schon hab ich die
erste Zeichnung befolgt, welches auch wol zu sehen, und
wenn es wirklich der Fall wäre, wo es anders erschiene
— so frägt sich doch — ob es deshalb schlechter? Die
3 Figurchen werden viel größer, als sie nach der Dis-
position des H. Müller werden konnten, und ich hätte es
mir viel leichter machen können.

An den Fackel-Aufsatze habe ich das schief hängende
Kränzchen nicht gut gefunden, wie auch das: Flammen
und Bänderchen vergoldet sein sollen — ferner hab ich
gerathen: die Inschrift einzuhauen. Der Conducteur Lau-
dien hier, hat mir die Inschrift abgefordert, will die Buch-
staben einzeln in Bronze machen lassen; wenn es genau
so werden sollte, wie H. Müller Zeichnung, dann müste
ich die ganze Arbeit von neuen anfangen, wobei aber
wieder nichts gewonnen wäre, als das! und man mir auf
die itzige Arbeit eine Entschädigung zu geben hätte — das
Denkmal ist von der Art, das es wahrscheinlich auf einem
andern Grabe auch schicklich anzubringen! Das eiserne
Gitter ist bestellt und hab ich den Vorschuß geleistet.

Wenn Herr Müller nichts mehr damit will zu thun
haben, so müste mir doch jemand genannt werden, an
den ich das Werk adressiere, der das Versetzen versteht,
und hiezu wäre mir ein gescheuter Mauermeister oder
Steinmetz-Meister am liebsten. Statt der Fackeln schlage
ich vor, eine Schaale von Marmor oder einen Aschenkrug.
Die Schaale kann 60 Thaler — der Aschenkrug 150 Thaler
kosten. Sollte man einem Mann, der so viele und so große
Denkmale ausgeführt hat, nicht das Zutrauen gönnen, auch
einen guten Rath zu ertheilen? Ihre gütige Vermiltelung
erbitte ich, und kann Ihnen versichern, daß ich bei diesem
Denkmale meinen Theil mit allen Bedacht gearbeitet habe,
und in Marmor noch arbeiten werde. Mit wahrer Hoch-
achtung verharre ich Euer Hochwolgeboren

Berlin den 9?£2 August 1824. ergebener G. Schadow.

2. Euer Hochwolgeboren werden aus beikommenden
ersehen: das, nach der mir mitgetheilten Zeichnung, die
K[önigliche] Eisengießerei das Gitter zum Zimmermann-
Denkmale angefertigt und verpackt hat.

Die Zahlung dafür wollten Sie leisten, indessen will
ich allenfalls das Gitter in meine Behausung aufnehmen,
aber dieses könnte auf jeden Fall mit nächster Gelegenheit
nach Königsberg und würde ich es hinbesorgen — wenn
ich eine Adresse wüste. Herrn Laudien habe ich noch
nicht gesehen, von der Inschrift höre ich auch nichts, sonst
hätte meine Arbeit auch in diesen Monat noch können ab-
gehen.

Wenn ein Unparteiischer dahin schriebe, das unser
Denkmal quest.: differierend von der zweiten Zeichnung
des Herrn Regierung-Rath Müller, deshalb nicht minder

1) Am Rande hat Schadow quer hinzugefügt: Der
Fackel-Aufsatz kann wol stattfinden, wenn auch die Plinte
nicht quadrat ist.

gut und geschmackvoll ist, und also die Bedenklichkeiten
ganz unnötig sind, dann möchte dies von mehr Würckung
sein, als wenn ich selbst diese Sache verteidigen soll.
Mit wahrer Hochachtung verharre Dero ergebener
Berlin, den 3*^ Sept. 1824. G. Schadow

(Schluß folgt.)

NEKROLOGE

Am 25. Dezember starb in seinem Wohnort Eschers-
heim bei Frankfurt a. M. der Maler Wilhelm Altheim
im Alter von erst 43 Jahren. Geboren in Groß-Gerau
am 2. August 1871, besuchte er von 1886 bis 1894 die
Kunstschule des Städelschen Instituts, wo besonders Hassel-
horst von Einfluß auf ihn wurde. Nächstdem ging er zu
Diez in München und war auch kurze Zeit in Paris. Dies
konnte ihm indessen bei seiner schon früh sehr bestimmt
ausgeprägten Veranlagung wenig bieten, die auf eine
wesentlich zeichnerische Bewältigung der Außenwelt ging,
auch wo er sich einer sparsamen Farbengebung bediente.
Ein tiefes und echtes Gefühl für alles Ursprüngliche führte
ihn zu einer ebenso anmutenden Darstellung primitiver
Menschen, von Tieren und der ungemein fein gesehenen
Landschaft. Dafür sind seine zwei Arbeiten im Städelschen
Institut: »Nach schwerer Arbeit« (1898) und »Das Vesper-
brot« (leicht kolorierte Sepiazeichnung von 1900) charakte-
ristische Beispiele. Nach einem seiner besten Bilder: »Der
Heilige und der Bär« ließ der Frankfurter Kunstverein vor
einigen Jahren eine Reproduktion als Vereinsgabe verteilen.
Sein letztes Werk ist ein (noch nicht erschienenes) Plakat
für die Verwendung von Hunden zur Verwundetensuche.
Eine vom Kunstverein für den Januar 1915 bereits vor-
bereitet gewesene Ausstellung seiner Werke, die sich nun
ganz von selbst zur Gedächtnisausstellung gestaltet,"""*fvird
Gelegenheit geben, noch näher auf den Künstler einzu-
gehen, dessen Kraft in den letzten Jahren freilich offenbar
im Abnehmen war.

PERSONALIEN

Der Senat der Freien- und Hansestadt Lübeck hat dem
Direktor des Museums für Kunst- und Kulturgeschichte in
Lübeck, Dr. Karl Schaefer, den Professortitel verliehen.

Professor Rudolf Hellwag aus Karlsruhe, der bekannte
Landschafter, weilte bei Kriegsbeginn in England und ist
nun dort interniert worden. Der Künstler ist der Leiter
der geplanten großen Jubiläumsausstellung zur Feier der
200 jährigen Gründung der Stadt Karlsruhe, die für das
kommende Jahr in Aussicht genommen war. Vorerst hat
man die Veranstaltung auf das Jahr 1916 verschoben.

Max Pechstein, der vor Ausbruch des Krieges eine
Reise nach den Südseeinseln angetreten hatte, um dort für
einige Zeit zu arbeiten, ist, wie aus einer jetzt hierher ge-
langten Mitteilung hervorgeht, als Kriegsgefangener in Japan
untergebracht.

WETTBEWERBE
Ein Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für
Ausstellungsmedaillen wird vom Rat der Stadt Leipzig
unter Künstlern sächsischer Staatsangehörigkeit zum 1. Fe-
bruar 1915 ausgeschrieben.

Trotz des Krieges hat in Wien ein Ausschuß unter
Anteilnahme von Vertretern der Stadt beschlossen, dem
um Wien hochverdienten Bürgermeister Dr. Johann Nepomuk
Prix ein Denkmal zu errichten. Ein öffentlicher Wett-
bewerb soll hierfür unter österreichischen Künstlern aus-
geschrieben werden. Das Denkmal wird auf dem Schmer-
lingplatz in der Gartenanlage vor dem Justizpalast gegen
die Ringstraße hin zur Aufstellung gelangen.
 
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