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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

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Ehrenberg, Hermann: Eine Demütigung J. G. Schadows, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6190#0122

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225

Nekrologe — Personalien — Denkmalpflege

226

friedensvolle, milde Erscheinungen ohne elementare
Gewalt, ohne leidenschaftliche Kraft, zart im Umriß,
edel in der Form. Im allgemeinen schließt sich die
Marmorarbeit den hier zum erstenmal veröffentlichten
Entwürfen an. Nur hat bei der Figur des Glaubens
sich das Gewand ein wenig gesenkt, so daß die rechte
Brust sichtbar wird; auch ist ihr Kopf mehr vor-
gebeugt. Man darf nach diesen Änderungen annehmen,
daß der Künstler eine größere Belebung der Figur
gegenüber dem Entwurf hat erzielen wollen. An der
Urne, die den obersten Abschluß bildet, fehlen die
Henkel und an ihrem Rande die leichte Blattverzierung.
Die Urne sieht dadurch zu plump aus. Die Inschrift
schließlich ist statt in lateinischen in deutschen Buch-
staben ausgeführt.

Der Eindruck, den das Denkmal heute bietet, ist
trotz guten Zustandes keine vollkommene Freude. Der
Marmor ist in dem rauhen Klima Königsbergs viel-
fach geschwärzt, Carrara eignet sich nicht für Ost-
preußen. Es wäre bedauerlich, wenn Schadows feine
Arbeit ernstliche künstlerische Einbuße erlitte. Viel-
leicht dürfte es sich deshalb empfehlen, sie unter der
Voraussetzung pietätvoller und würdiger Aufstellung
in das künftige Stadtmuseum aufzunehmen, das durch
ein Spiel des Zufalles in allernächster Nähe des Gartens
errichtet werden soll, wo sich das Denkmal jetzt be-
findet.

NEKROLOGE

Bei den Kämpfen in Russisch-Polen fiel der Düssel-
dorfer Bildhauer Wilhelm Moormann. Am 2. August 1882
in Wiedenbrück in Westfalen geboren, Sohn eines in kirch-
lichen Kreisen bekannten Altarbauers, bezog er im Jahre 1900
die Düsseldorfer Kunstakademie. Hier war er zuletzt Schüler
des Bildhauers Professor Carl Janssen. Moormann widmete
sich in erster Linie der christlichen Kunst; außerdem rühren
von ihm zwei Brunnendenkmäler für Viersen und für Mar-
stein in Westfalen her.

Der Goldschmied Karl Bossard ist in Luzern im
Alter von 68 Jahren gestorben. Er zählte zu den bedeu-
tendsten Vertretern seines Handwerks, seine Arbeiten fanden
weite Verbreitung. Auch als Privatsammler war Bossard
weiten Kreisen bekannt; seine Sammlung, die 3000Nummern
zählte, wurde vor einigen Jahren in München versteigert.

PERSONALIEN
Als Nachfolger Anton von Werners ist Arthur Kampf
zunächst kommissarisch mit dem Amt des Direktors der
Hochschule für die bildende Kunst betraut worden. Es
wird nur eine Stimme darüber sein, daß diesmal der rechte
Mann an die rechte Stelle kam. Man mag über Kampf als
Künstler denken wie man will, er hat sich als Organisator
aufs beste bewährt. Er ist nicht ein Mann der starren
Doktrin, sondern empfänglich und zugänglich für die künst-
lerische Leistung anderer. Er steht in all den erbitterten
Kämpfen der verschiedenen Lager zwischen den Parteien.
Als langjähriger Präsident der Akademie der Künste, als
Vorsteher des Meisteratelieres für Figurenmalerei an der
Hochschule, das er schon 1899 — erst 35 jährig — über-
nahm, sucht er doch immer wieder den Anschluß auch an
die jüngeren und fortschrittlichen Elemente der Berliner
Künstlerschaft. Kein Wunder, daß ihm diese Mittlerstellung
scharfe Gegnerschaft von beiden Seiten eintrug, und doch
ist er der einzige heut, der rechts und links das genügende

Maß von Vertrauen besitzt, um eine Verständigung an-
zubahnen, die wenigstens einen Teil der arg zersplitterten
Kräfte des hauptstädtischen Kunstlebens wieder zum Zu-
sammenschluß bringen könnte. Vor allem aber wird Kampf
die Aufgabe haben, der Berliner Hochschule neues Leben
zuzuführen. In der Besetzung erledigter Stellungen wird
er Gelegenheit finden, ein fortschrittliches Programm zu
offenbaren und eine Stätte frischen Wirkens zu schaffen,
wo unter Werners eigensinniger und einseitiger Leitung
so lange die schlimmste Stagnation geherrscht hat. Was
Bruno Paul für die Kunstgewerbeschule leistete, das er-
hoffen wir von Arthur Kampf für die Hochschule der bil-
denden Künste, eine allmähliche Reorganisation von Grund
auf in verständigem Eingehen auf die Forderungen unserer
Zeit.

Dr. G. E. Liithgen hat sich an der Kölner Handels-
Hochschule als Privatdozent für Kunstwissenschaft habilitiert.
Seine Antrittsvorlesung behandelte »Werkkunst und Kunst-
gewerbe«.

Prof. Dr. Ludwig Justi, der Direktor der Berliner
Nationalgalerie, wurde zum Leutnant befördert.

Prof. Dr. Wilhelm Waetzoldt, der nach Halle zu-
rückgekehrt ist und dort seiner Heilung entgegensieht, wurde
zum Leutnant befördert.

Paul Cassirer, der verdiente Berliner Kunsthändler,
wurde auf dem westlichen Kriegsschauplatz mit dem Eisernen
Kreuz ausgezeichnet.

Die Stelle des Baudirektors der Stadt Linz an der
Donau ist durch einen Reichsdeutschen, Dipl.-Ing. Kurt
Kühne, bisher Mitglied des Beamtenkörpers der Hoch-
bauverwaltung von Charlottenburg, neu besetzt worden.
Kühne hat vor einigen Jahren die Prüfung als Regierungs-
baumeister in Sachsen abgelegt und trat darauf in die
Hochbauverwaltung in Charlottenburg ein. Hier leitete er
den Neubau der Leibniz-Oberrealschule und sollte nunmehr
den Erweiterungsbau der Städtischen Badeanstalt in der
Krummenstraße leiten. In Linz wird Dipl.-Ing. Kühne,
wie die »Deutsche Bauzeitung« berichtet, die Oberleitung
sowohl der Arbeiten des Hochbaues wie der des Tief-
baues haben.

DENKMALPFLEGE

Die »Mitteilungen« des »Rheinischen Vereins für
Denkmalpflege und Heimatschutz« sind an dieser
Stelle ihrer vortrefflichen Redaktion wegen häufig hervor-
gehoben worden. Das soeben erschienene 3. Heft des
8. Jahrgangs erscheint unter dem Titel »Von Krieg und
Kunst« und verdient des besonders gediegenen Inhalts
halber um so eher gerühmt zu werden, als der Begriff
»Kriegsliteratur« heute in sehr unangenehmer Weise von
den »illustrierten Zeitschriften« seine Prägung erhält. Was
Anton Kippenbergs wundervoller Kriegs-Almanach der
»Insel« für die Literatur bedeutet, das mag für die bildende
Kunst, wenn auch in einer gewissen Abschwächung, der
enger gezogenen Grenzen wegen, die Kriegsveröffentlichung
der rheinischen Denkmalfreunde sein. — Paul Clemens Be-
richt über den Zustand der Kunstdenkmäler Belgiens und
der Aufsatz über den »Schutz der Kunstdenkmäler im Kriege«
ist bereits an anderen Stellen abgedruckt worden, muß je-
doch als beste Einleitung für das reichhaltige Heft bezeichnet
werden. Uber »Vandalen« schreibt Georg Dehio, die nicht
mehr überraschende, aber gründlich belegte Feststellung
bringend, daß kein Volk dem Kunstschatz Europas in den
letzten Jahrhunderten größere Verluste [zugefügt habe, als
das französische! Als Ersatzwort für das mißbräuchliche
»Vandalismus« schlägt Dehio, dem niemand die Erfahrung
 
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