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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

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273

Personalien — Wettbewerbe

274

PERSONALIEN

Richard Schöne, der ehemalige Generaldirektor
der Königlichen Museen, vollendete am 5. Februar sein
75. Lebensjahr. Schöne gehörte noch zu jener älteren
Generation vielseitig gebildeter Gelehrter, die in unserer
Zeit der Spezialisierung aller wissenschaftlicher Disziplinen
immer seltener werden. Als Sohn des Direktors der Dres-
dener Ratstöchterschule widmete sich Richard Schöne ebenso
wie sein Bruder Alfred, der später Professor an der Kieler
Universität wurde, dem Studium der klassischen Philologie.
Er promovierte im Jahre 1861 in Leipzig mit einer Arbeit
über den Protagoras des Plato. Seine künstlerischen Neigun-
gen veranlaßten ihn, die wissenschaftliche Laufbahn, die ihm
vorgezeichnet war, aufzugeben und nach Weimar überzu-
siedeln, wo er bis zum Jahre 1864 in Friedrich Prellers Atelier
arbeitete. Längere Studienreisen nach Griechenland und
Italien wurden schließlich bestimmend für seinen künftigen
Lebensweg. Mit seinem Freunde Otto Benndorf widmete
er sich in Rom der Herausgabe der antiken Bildwerke im
Lateranischen Museum und war noch bei der Vorbereitung
der Publikation griechischer Reliefs aus den Sammlungen
des Nationalmuseums in Athen mit tätig. 1868 kehrte
er nach Deutschland zurück und habilitierte sich nun
an der Berliner Universität für das Fach der klassischen
Archäologie. Schon im nächsten Jahre folgte er einem
Rufe als außerordentlicher Professor nach Halle. Im
Jahre 1873 übernahm er die Stellung des Referenten für
bildende Kunst als Vortragender Rat im preußischen Kultus-
ministerium. Hier knüpften sich Beziehungen zu dem
damaligen Kronprinzen an, dessen Interesse für die staat-
liche Kunslpflege ja bekannt ist. Im Jahre 1880 erfolgte
Schönes Ernennung zum Generaldirektor der Königlichen
Museen. Die Entwicklung, die unter seiner Leitung die
Berliner Sammlungen durchlaufen haben, ist allbekannt.
Die Namen der bedeutenden Mitarbeiter, die er zu finden
und zu fördern wußte, v. Bode, Lippmann, Lessing,
v. Tschudi, sprechen auch für die Leistung dessen, der als
ein vornehmer und liebenswürdiger Vorgesetzter die Inter-
essen aller ihm unterstellten Sammlungen gleichmäßig zu
wahren wußte. Schönes wissenschaftliche Arbeit be-
schränkte sich auf die Herausgabe einiger antiker Quellen-
schriften zur Kunstgeschichte. Seine Tätigkeit gehörte
seinem Amte, und sie sollte unvergessen bleiben, da sein
25 jähriges ruhiges Wirken das Fundament legte, auf dem
die großzügige Entwicklung der Berliner Museen unter
seinem Nachfolger v. Bode möglich wurde.

Dr. Otto Kümmel, der Direktor der ostasiatischen
Kunstabteilung bei den Königl. Museen zu Berlin, ist als
Oberleutnant zum Heeresdienst einberufen worden.

Dr. Fritz Winkler wurde durch das Eiserne Kreuz
erster Klasse ausgezeichnet. Dasselbe Ehrenzeichen erhielt
Dr. Karl Birch- Hirschfeld. Ebenso wurde dem Archi-
tekten bei den kgl. Museen, Bauinspektor Wille das
Eiserne Kreuz Erster Klasse verliehen.

Dr. Th. Raspe, Leutnant und Kompagnieführer im
Landw.-Inf.-Reg. Nr. 77, Direktor des Kunstgewerbemu-
seums in Oldenburg, erhielt das Eiserne Kreuz.

Georg Treu in Dresden tritt am 1. April d. J. von
seinen Ämtern zurück. Schon vor einigen Jahren hat er
seine Stellung als Professor an der Kgl. Technischen Hoch-
schule aufgegeben, nun wird er auch als Direktor des
Skulpturen-Museums und als Mitglied des akademischen
Rats in der Akademie der bildenden Künste zurücktreten.
Treu wurde am 15. (2.) März 1843 zu St. Petersburg ge-
boren, wird also demnächst 72 Jahre alt. In Dresden wirkt |

er seit 1882, nachdem er von 1877—1881 bei den Aus-
grabungen in Olympia mitgewirkt und sein Werk über den
Hermes des Praxiteles veröffentlicht hatte. Dresden hat
Treu viel zu verdanken: vor allem die Neuordnung der
Skulpturensammlung, durch die er ein Vorbild für alle
Antikensammlungen geschaffen hat, einmal indem er kühn
die alten verfehlten Ergänzungen der antiken Kunstwerke
beseitigte und die besseren Ergänzungen nur noch im Gips-
abguß zeigte, sodann durch die Aufstellung der Funde von
Olympia und durch die Schaffung einer modernen Abteilung,
wie sie sonst nirgends zu finden ist. Die farbige Plastik,
Max Klinger, Meunier, Rodin, wie die moderne bel-
gische, französische und deutsche Plastik überhaupt, sind
glänzend vertreten, besonders auch die moderne Plakette.
Unvergessen ist auch Treus stete bedeutsame Mitwirkung
an den großen Kunstausstellungen Dresdens seit 1897
sowie seine Tätigkeit als Vortragender für weitere Kreise
der Kunstfreunde. Treu ist Doktor-Ingenieur ehrenhalber
der Technischen Hochschule zu Dresden, auch Ehrendoktor
der Universität zu Aberdeen und Mitglied zahlreicher Aka-
demien. Sein letztes wissenschaftliches Werk war der erste
Band der Olympischen Forschungen, der 1907 erschien.
Möge Georg Treu noch eine lange Reihe von Jahren
ehrenvoller Muße beschieden sein.

Zum Nachfolger Georg Treus wurde der Kustos an
der Kgl. Skulpturensammlung Prof. Dr. Paul Herrmann
ernannt, der auch schon 1909 als Nachfolger Treus die
Vorlesungen an der Technischen Hochschule und an der
Kgl. Kunstakademie übernommen hat. Herrmann ist 1859
in Halle a. S. geboren, studierte in Berlin bei Curtius und
Furtwängler, war dann Volontär an den Berliner Samm-
lungen und kam 1889 als Direktorialassistent nach Dresden.
Sein Hauptwerk sind die Denkmäler der Malerei des Alter-
tums, ein umfassendes Werk, das auf gründlichen Studien
an Ort und Stelle beruht und die alten Gemälde zum ersten
Male in wissenschaftlich musterhafter Weise wiedergibt.
Herrmann hat auch an den Ausgrabungen in Ägina teil-
genommen.

WETTBEWERBE

Der Wettbewerb um den Schmidt-Michelsen-Preis

im Betrage von 1500 Mark findet im Jahre 1915 für Maler
statt. Bewerbungstag ist der 2. Oktober 1915. Ausführliche
Programme können durch das Bureau der Königl. Akademie
der Künste, Sektion für die bildenden Künste, in Berlin be-
zogen werden.

Ein Kriegswettbewerb fiirGlasgemäldestiftungen.

Um die Sache der Heldenstiftungen in Form von Glas-
malereien auf künstlerische Wege zu leiten, schreibt jetzt
der Verband deutscher Glasmalereien einen Wettbewerb
zur Erlangung von Entwürfen aus. Diese sollen die Er-
innerung an die Taten unseres Heeres auf Glasgemälden
in weltlichen und kirchlichen Räumen festhalten. Der In-
halt der Entwürfe muß sich auf den gegenwärtigen Welt-
krieg beziehen und kriegerische Taten oder denkwürdige
Ereignisse verherrlichen. Die Glasmalereien können auch
dem Andenken Gefallener geweiht sein. Die Beurteilung
wird voraussichtlich weltliche Bild-, sog. Kabinettscheiben
und kirchliche Gemäldefenster unterscheiden. ZurTeilnahme
berechtigt sind alle in Deutschland und Österreich-Ungarn
lebenden Künstler. Die Entwürfe sind bis zum 10. April an
Dr. Josef Ludwig Fischer in München einzureichen. Dem
Preisgericht, das bis zum 1. Mai zusammentritt, gehören
an: die Architekten Erich Blunck vom Preußischen Kultus-
ministerium, Prof. Theodor Fischer in München, Prof. Fritz
 
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