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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

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285

Nekrologe — Personalien — Denkmalpflege — Funde — Ausstellungen

286

NEKROLOGE

Die deutsche archäologische Wissenschaft, die schon
in Regierungsbaumeister Dr. H. Kohl und Dr. Karl Menadier,
Dr. Walter Reimpell und den Kieler Professoren Strack und
Sudhaus schwere Verluste in diesem Kriege erlitten, hat
neuerdings wieder zwei hoffnungsvolle junge Gelehrte
verloren. Es sind Dr. Erich Katterfeld, Assistent am
Kaiserlich deutschen archäologischen Institut in Rom in
den Jahren 1911—1913, ein Schüler des verstorbenen Adolf
Michaelis und Dr. Georg Matthies, Stipendiat am deut-
schen archäologischen Institut, der interessante Beiträge zur
italienischen Kunst- und Kulturgeschichte veröffentlicht hat.
Katterfeld fiel bei den Kämpfen In Flandern, Matthies ist
an den Folgen einer bei den Kämpfen im Westen erhaltenen
Verwundung gestorben.

PERSONALIEN

Erik Werenskiöld, der bekannte norwegische Maler,
vollendete am 11. Februar sein sechzigstes Lebensjahr. Der
Künstler, der in Lysaker lebt, ist ein Schüler der Münchner
Löfftz und Lindenschmit. In seiner Heimat haben ihn seine
Illustrationen zu norwegischen Volkssagen und zu Jonas Lie
allbeliebt gemacht. In Deutschland schätzt man besonders
seine prachtvoll charakterisierten Bildnisse von Ibsen und
Björnson — das Ibsenbildnis hängt in der Nationalgalerie
von Christiania. Werenskiöld hat mit seinen frei und leicht
gemalten Bildnissen und Genrebildern auf den Ausstellungen
der Berliner Sezession in früheren Jahren viele Erfolge ge-
habt. Von ihm ließ sich Frithjof Nansen seinen Speise-
saal ausmalen.

Dem Maler Karl Arnold aus Neustadt in Thüringen,
der zurzeit die Liller Kriegszeitung mit Zeichnungen ver-
sieht, wurde vom König von Schweden die Goldene Me-
daille für Kunst und Wissenschaft verliehen.

DENKMALPFLEGE
Denkmalsschutzgesetz für Lübeck. Kürzlich hat
dem Antrag des Senates auf Erlaß eines Gesetzes betr.
den Denkmalsschutz die Lübecker Bürgerschaft mit über-
wältigender Mehrheit zugestimmt. Damit ist endlich auch
in Lübeck die gesetzliche Grundlage für einen wirksamen
Schutz der bedeutenden Kunstdenkmäler der alten Hanse-
stadt geschaffen worden, der bisher, soweit es sich nicht
um Denkmäler des Staates oder Stiftungsbesitz handelte,
auf den guten Willen der Denkmalsbesitzer angewiesen war.

FUNDE

Kretische Funde. Nach griechischen, in deutsche
Zeitungen übergegangenen — noch nicht offiziellen —
Berichten soll Xanthudides, der Ephoros der kretischen
Altertümer, bei dem Dorfe Platana im Bezirk Messara, im
südlichen Kreta ein an Goldschmuck, Bronzedolchen, Siegel-
steinen, Steingefäßen überaus reiches Grab von J3Ys Meter
Durchmesser aufgedeckt haben. Das Grab soll der proto-
minoischen, also der ältesten kretischen Kulturperiode an-
gehören und wäre möglicherweise Bestandteil einer noch
aufzudeckenden größeren Nekropole. Da die Hauptschätze,
die wir aus der kretischen Kultur, namentlich in den Mu-
seen von Athen und Herakleion (Candia), besitzen, der
späteren mittelminoischen Periode aus der ersten Hälfte
der Mitte des 2. Jahrtausends vor Chr. angehören, so ist
der neue Fund von außerordentlicher Bedeutung für die
Kenntnis der den großen Palastbauten vorausgegangenen
Kultur der großen Insel. Ausführlicheres werden wir nach-
holen, sobald autoritative Berichte aus Griechenland vor-
liegen. AI.

AUSSTELLUNGEN

Berliner Ausstellungen. Merkwürdig rasch ge-
wöhnen sich die Menschen an neue Verhältnisse. Wer
hätte in den ersten Wochen des Krieges daran gedacht,
daß es möglich sein werde, das bürgerliche Leben in den
alten Bahnen weiterzuführen. Wer hätte die Ruhe gehabt,
an Kunstausstellungen zu denken. So scheint auch keiner
der Berliner Salons in der üblichen Weise vorgearbeitet
zu haben, um die wechselnden Ausstellungen zu bieten,
für die das Publikum heut wieder aufnahmefähig wäre.
Nur Schulte hält wenigstens äußerlich den Betrieb in alter
Weise aufrecht. Wie alljährlich um diese Zeit, hielt die
Künsllergruppe »Jagd und Sport« ihren Einzug in den
Hauptraum, obwohl selbst die landwirtschaftliche Woche
abgesagt war, die gewöhnlich die meisten Interessenten
für diese besondere Spezialität zu stellen pflegt. Bei Cas-
sirer vermißt man die Hand, die sonst die Leitung hat.
Und zudem fehlt die Möglichkeit des französischen Imports,
der sonst in jedem Winter eine Reihe der interessantesten
Ausstellungen ermöglichte. Nur Gurlitt ist bemüht, den
veränderten Verhältnissen entsprechend ein eigenes Pro-
gramm für diese Zeit aufzustellen. Dem Interesse für
alles Deutsche, das heut mit gutem Fug an der Tages-
ordnung ist, kommt er entgegen mit einer Ausstellung, in
der die Klassiker der neueren deutschen Malerei das Wort
führen. Und den Jüngsten, die er sonst zu fördern bestrebt
war, dient er zugleich mit dieser Veranstaltung, indem ihr
pekuniärer Ertrag einer von ihm begründeten Unterstützungs-
kasse für bedürftige Künstler zugeführt wird. Es ist damit
der erste Schritt auf einem Wege getan, der in anderen
künstlerischen Gebieten längst mit gutem Erfolg begangen
ist. So stellte sich vor allem das Berliner Konzertwesen von
Anfang an zu einem großen Teil in den Dienst der Wohltätig-
keit. Es war auch ein guterGedanke, den Berliner Privatbesitz
für dieses Unternehmen nutzbar zu machen. Er ist gewiß
ergiebig genug, um eine Reihe vorzüglicher Ausstellungen
zu ermöglichen, von denen diese nur die erste sein soll.

Neue Aufschlüsse und kunsthistorische Entdeckungen
wird man unter solchen Verhältnissen gewiß weder er-
warten, noch verlangen. Seit der Jahrhundertausstellung
ist das Interesse für die neuere deutsche Malerei noch
stetig gestiegen, und Künstler wie Böcklin und Feuerbach,
Leibi und Trübner sind bei allen Gelegenheiten gezeigt
worden. Es ist erstaunlich, daß es trotzdem gelang, einen
Raum mit Werken Feuerbachs zu füllen, die zu einem
guten Teile noch bisher unbekannt gewesen sind. Für
Böcklin und Leibi mußten schon entlegenere und manche
studienhaften Arbeiten gewählt werden, wollte man nicht
oft Gezeigtes geben. Wie weit der Maler Leibi alle seine
Zeitgenossen überragt, erweist auch hier das wundervolle
Köpfchen der Nichte des Künstlers. Von Böcklin sieht
man das Römische Maifest wieder, das an dieser Stelle
gelegentlich einer Ausstellung in der Nationalgalerie ein-
gehend gewürdigt wurde. Schuch, Sperl und Hagemeister
vertreten neben Trübner den Leibi-Kreis. Von Stauffer-
Bern sind zwei weibliche Bildnisköpfe ausgestellt. Eine
Landschaft von Meyerheim aus dem Jahre 1862 zeigt diesen
Künstler von seiner besten Seite. Von Menzels Kunst
geben eine Anzahl Zeichnungen eine gute Anschauung.
Dagegen wollen einige kleinere Proben von dem Maler
Anton von Werner, dessen Entdeckung neuerdings so viel-
fach prophezeit wurde, noch keineswegs überzeugen. Im
ganzen jedenfalls darf man dieser Ausstellung nicht nur
um ihres guten Zweckes willen allen Erfolg wünschen;
um so mehr, als sich die Hoffnung daran knüpft, daß sie
die versprochene Nachfolge finde. Bietet sie doch eine
der wenigen Gelegenheiten jetzt, in Berlin guten Kunst-
werken zu begegnen. q
 
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