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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

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351

Stiftungen — Forschungen — Vermischtes — Krieg und Kunst

352

eines Jünglings; ein großer Satyrkopf der hellenistischen
Zeit; eine tragische Kolossalmaske römischen Ursprungs. —
Die Oesamtneuerwerbungen des Metropolitan-Museums
aus dem Gebiete der klassischen griechisch-römischen Kunst
im Jahre 1914 waren 11 Marmor- und 9 Bronzeskulpturen,
17 Vasen, 4 Terrakotten, 7 Stücke Goldschmuck, 4 Gemmen,
ein Glasmosaik. — Unter den Vasen sind zwei kolossale
Dipylongefäße geometrischen Stils, zwei schwarzfigurige
Trinkgefäße mit den Namen Nikosthenes resp. Psiax, eine
rotfigurige Vase mit Kriegerdarstellung zu nennen; ein
Bronzespiegel zeigt Marsyas mit der Doppelflöte im Relief,
ein Terrakottarelief aus der archaischen Zeit Trauernde bei
einer Bestattung. Der Goldschmuck aus dem 3. Jahrhundert
v. Chr. soll aus einem Grabe bei Cumae stammen, m.

Kriegserwerbungen der Nationalgalerie. Die Ber-
liner Nationalgalerie versucht, sich künstlerisch hervor-
ragende Dokumente aus dem Kriege zu sichern. So erwarb
jetzt die Galerie eine Anzahl der Studien und Skizzen, die
Fritz Rhein, der Berliner Maler, der als Reserveoffizier auf
dem westlichen Kriegsschauplatze steht, dort geschaffen
hat. Es ist zu hoffen, daß das Ergebnis erfreulicher sein
wird als nach dem Kriege 1870/71, und daß auch nach
dem Friedensschluß die offiziellen Aufträge an Künstler
von Rang vergeben werden. Gewünscht hätte man aber
wohl, daß die Nationalgalerie, die hier mit dem Beispiel
voranzugehen hat, sich zu allererst die Skizzen Slevogts
gesichert hätte, der ja ebenfalls eine Zeitlang auf dem
westlichen Kriegsschauplatz weilte.

STIFTUNGEN

* Die Tiedge-Stiftung in Dresden veröffentlicht die
Mitteilung über ihre Tätigkeit im Jahre 1914. Man erfährt
daraus, daß aus Mitteln der Stiftung für den Turnplatz
des Allgemeinen Turnvereins in Dresden zwei bronzene
Schmuckfiguren, nämlich ein Fechter und ein Steinwerfer
von dem Bildhauer Professor Richard König in Radebeul
hergestellt und dem Verein am 31. August 1914 übergeben
worden sind. Ferner ließ der Vorstand der Tiedge-Stiftung
durch den Bildhauer Robert Ockelmann eine lebensgroße
Büste des verstorbenen Bildhauers Johannes Schilling an-
fertigen und überwies sie dem Stadtmuseum zu Dresden.
Ein Bronzeguß dieser Büste soll der Stadt Mittweida als
der Geburtsstadt Schillings geschenkt werden. Das Ver-
mögen der Tiedge-Stiftung betrug am Schlüsse des Jahres
1914: 661766 M. 50 Pf. An Zinsen standen 67147 M. 96 Pf.
zur Verfügung. Hiervon wurden 10850 M. für die künst-
lerischen Aufträge ausgegeben, 54 M. für Instandhaltung
des Denkmals und der Grabstätte Tiedges und 18700 M.
für 83 Ehrengaben und Unterstützungen an Maler, Dichter
und Schriftsteller, Bildhauer, Musiker, und Hinterlassene
von solchen sowie von Kupferstechern. Diese Ehrengaben
und Unterstützungen erstrecken sich über ganz Deutsch-
land, Osterreich und die Schweiz. Zur weiteren Verfügung
des Vorstands der Tiedge-Stiftung stehen 37543 M. 96 Pf.
Vorsitzender des Vorstands ist Bürgermeister a. D. Leu-
pold; es schieden durch den Tod aus Geh. Hofrat Edler
von Schuch, Generaldirektor der Kgl. musikalischen Kapelle
und Geh. Rat Prof. Gotthardt Kuehl.

FORSCHUNGEN

Ruisdaels Testament. Dr. A. Bredius hat im Haar-
lemer Archiv zwei Testamente Jakob Ruisdaels gefunden.
Der zarte und feine Mensch, der Ruisdael war, zeigt sich

in den Bestimmungen dieser Testamente. Das erste ist
am 23. Mai 1667 von einem Notar abgefaßt. Ruisdael, der
Junggeselle war, »jongman« auf Holländisch, setzt da über
all sein Erbe seine unverheiratete Halbschwester Maria van
Ruisdael als Erbin ein, aber mit der Bestimmung, daß sie
seinen Vater Isaac van Ruisdael vollkommen unterstützt
und unterhält. Während der Minderjährigkeit der Maria
sollen der Onkel des Testators, der Maler Salomon Ruisdael,
und der Neffe Jakob, gleichfalls Maler, Testamentvollstrecker
sein. Der Vater war Leistenmacher aus Narden und da-
mals 67jährig. Vier Tage darauf, am 27. Mai, widerrief
Jakob van Ruisdael aber schon das erste Testament. Er
macht seinen Vater zum Universalerben, und erst, was der
übrig läßt, soll Maria bekommen. Jakob Ruisdael ist im
Armenhaus gestorben. Seiner Halbschwester hat er trotz-
dem etwas hinterlassen. Aus einer Urkunde von 1682, die
Bredius gleichfalls gefunden hat, geht hervor, daß Maria
bare 150 Gulden als Hinterlassenschaft des großen Malers
bekommen hat.

VERMISCHTES

Eine Beratungsstelle für Kunstgewerbe wird die
Sächsische Landesstelle für Kunstgewerbe in Dresden am
7. April d. J. einrichten. Sie wird der Beratungsstelle für
Volkskunst und Gewerbe im Landesverein Sächsicher Kunst-
verein, Dresden-A., Schießgasse 24 I, angegliedert, wird aber
selbständiges Gepräge haben. Sie soll unentgeltlichen Rat
geben, Entwerfende und Ausführende nachweisen, bei
Wettbewerben helfen und durch alles dieses den neu-
zeitlichen kunstgewerblichen Bewerbungen Unterstützung
gewähren. Auskunft in Rechtsangelegenheiten gibt sie
jedoch nicht. Die Sächsische Landesstelle vertritt alle kunst-
gewerblichen Interessen im Königreich Sachsen und hat
ihren Sitz in Dresden. Sie arbeitet unter Aufsicht des
Kgl. Ministeriums des Innern und ist die berufene Ver-
treterin des Kunstgewerbes im Lande gegenüber den Be-
hörden. Daher hat sie besonders die Aufgabe, kunstge-
werbliche Ausstellungen im Inlande, sowie die Beschickung
auswärtiger als Vertreterin des Königreichs Sachsen vor-
zubereiten, mit den Behörden zu verhandeln, Mittel für
Beihilfen an Aussteller aufzubringen und die gesamte Durch-
führung zu überwachen. Die Landesstelle will ferner in
Fragen des Geschmacks, bei Beurteilung tagfälliger kunst-
gewerblicher Fragen Staatsbehörden, Gemeinden, Kunst-
gewerbetreibenden, Künstlern, Vereinen, Schulen und
Privaten unentgeltlich mit Rat und Tat an die Hand gehen.
Sie wird aber nicht nur auf Ersuchen, sondern auch aus
eigenem Antrieb in allen wichtigen Tagesfragen belehrend
und anregend eingreifen, bei örtlichen Ausstellungen helfen
oder selbst solche anregen. Mitglied kann jeder Künstler,
Industrielle, Kunstgewerbler, Kunsthandwerker und Kunst-
freund werden, sofern er auf Vorschlag des Arbeitsaus-
schusses durch einstimmigen Beschluß aller Mitglieder der
Landesstelle zur Mitgliedschaft berufen war. Die gesamten
Verwaltungskosten trägt die Kgl. Sächsische Staatsregierung.

KRIEG UND KUNST

Unsere öffentliche Anfrage in der vorigen Nummer
der »Kunstchronik« wegen des Isenheimer Altars in
Kolmar hat sofort die beruhigende Antwort gefunden, daß
das Meisterwerk Grünewalds und auch Schongauers Maria
im Rosenhag sich in völlig gesicherter Aufbewahrung be-
finden.

Inhalt: Julius Franz Pascha f; Prof. Friedrich Ostendorf f; Karl Oderich f. — Personalien. — Wettbewerb für Arbeiten der Kabinetts- und Klein-
plastik. — Aufstellung eines Denkmals für Johannes Hus in Prag. — Krieg und Kunst. — Ausstellungen in Berlin und Straßburg i. e. —
Besuchsordnung der Berliner Königl. Museen; Neuerwerbungen klassischer Altertümer durch das Metropolitan-Museum in New York;
Kriegserwerbungen der Berliner Nationalgalerie. — Tiedge-Stiftung in Dresden. — Ruisdaels Testament. — Vermischtes. — Krieg und Kunst.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraßella
Druck von Ernst Hedrich Nachf., g. m. b. h., Leipzig
 
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