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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

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KUNSTCHRONIK

Neue Folge. XXVI. Jahrgang 1914/1915 Nr. 32. 7. Mai 1915

Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Oewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A.Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11 a.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.

NEKROLOGE
Am 24. April hat als Leutnant und Kompanieführer
an der Spitze seiner Landwehr-Kompanie derOroßherzoglich
Oldenburgische Museumsdirektor Dr. Theodor Raspe, In-
haber des Eisernen Kreuzes II. Kl. und des Oldenburgischen
Friedrich-August-Kreuzes, den Heldentod erlitten. Raspe
war am 18. Mai 187Q in Rostock geboren. In Dresden
und Charlottenburg studierte er Architektur, in München
Kunstgeschichte und Archäologie. 1905 erwarb er in
München den Doktorgrad mit einer Arbeit über »Nürn-
berger Miniaturmalerei«, war seit 1906 wissenschaftlicher
Hilfsarbeiter am Hamburgischen Museum für Kunst und
Gewerbe unter Brinckmann und wurde 1910 zum Di-
rektor des Oldenburgischen Kunstgewerbemuseums als
Nachfolger von Prof. Nörten berufen. Bei Übernahme
des Kunstgewerbemuseums in Staatsbesitz (1914) erfolgte
seine Ernennung zum Direktor des genannten Museums.
Sein Spezialgebiet war deutsches Kunstgewerbe, beson-
ders Fayencen und niederdeutsche Volkskunst; auch unser
»Kunstgewerbeblatt« enthält mancherlei anregende Arbeiten
von ihm.

DENKMALPFLEGE

Venedig. Bei Wiederherstellungsarbeiten an der Kirche
S. Zaccaria, die aus dem 7. Jahrhundert stammt, sind be-
deutende Freskomalereien entdeckt worden, besonders im
mittleren Schiff der Kirche. Diese Fresken sind zwar
etwas beschädigt, aber im großen und ganzen lassen sie
sich leicht restaurieren. Sie stammen vermutlich aus dem
14. Jahrhundert. Ihr Wert ist um so größer, als in Venedig
kein anderes Beispiel von Freskomalereien aus dieser Zeit
existiert. Zweifellos rühren sie von einem bedeutenden
Künstler her. Hauptsächlich bestehen sie aus Vasen,
Blumen, Ranken und Blättern, die die einzelnen Bogen-
wölbungen ausfüllen.

Für Restaurierungsarbeiten an demFondaco deiTedeschi
und am Palazzo dei Cammerlenghi sind von der Stadt
Venedig 16000 Lire zur Verfügung gestellt worden.

Die 104000 Lire, die man zu Wiederherstellungs-
arbeiten der Kirche S. Oiovanni e Paolo bereitgestellt hat,
dürften wohl kaum ausreichen; es werden wohl noch
weitere Summen bewilligt werden müssen. Die Arbeiten
schreiten unter Leitung des tüchtigen Ingenieurs Forlatti
rüstig fort. Besonders viel Mühe macht die Wiederher-
stellung der Fundamente, die bei früheren Restaurierungs-
arbeiten nicht genügend beachtet worden waren. Indessen
ist jetzt alle Gefahr für das wertvolle Bauwerk beseitigt.

Teodoro Wolf-Ferrari.

SAMMLUNGEN
Die Zukunft der Münchner Sezessionsgalerie.
Vor zehn Jahren wurde auf Antrag des Malers W. L. Leh-
mann in der Generalversammlung der Münchner »Sezes-
sion« beschlossen, eine eigene Galerie moderner Kunst-
werke anzulegen. Diese Galerie sollte durch eine Auswahl
charakteristischer Werke die Bestrebungen der Sezession als
Ganzes zu einem geschlossenen künstlerischen Ausdruck
bringen und zu gleicher Zeit die hervorragenden Indivi-
dualitäten des Vereins in ihrem Entwicklungsgang zeigen.

Zu den wichtigsten damals aufgestellten Programmpunkten
gehören noch: Neben den eigentlichen Galeriebildern eine
ausgesuchte Studien- und Skizzensammlung anzulegen, wie
sie den Staatsgalerien in der Regel fehlt; ferner dekorative
Entwürfe und Studien zu sammeln, die als Vorarbeiten für
Freskomalereien, Glasmosaik, Glasfenster usw. entstehen,
jedoch — trotzdem sie oft künstlerisch wertvoller sind
als die ausgeführten Werke — aus mannigfachen Gründen
meist in den Ateliers zugrunde gehen. In ähnlicher Weise
wie die Malerei sollte auch die Plastik gepflegt werden,
womöglich stets in echtem Material.

Es ist klar, daß bei den ziemlich beschränkten Geld-
mitteln, die die Sezession wie ihre außerordentlichen Galerie-
mitglieder opferwillig im Lauf der Jahre für Ankäufe auf-
gebracht haben, nur ein gewisser Teil des ursprünglichen,
idealen Programmes zur Ausführung gelangen konnte. Es
sind ja der Galerie auch einige recht wertvolle Geschenke
gemacht worden (Geschenke von Künstlern selbst hat man
aus höflichen Gründen nur in bestimmten Fällen ange-
nommen), aber es war und ist unmöglich, daß in dieser
Sezessionsgalerie die bedeutendsten Mitglieder in ihren
Hauptwerken gezeigt, die Werke der wirklich bedeutenderen
verstorbenen Mitglieder in größerer Anzahl gesammelt
werden können.

Nichtsdestoweniger muß man anerkennen, daß in den
10 Jahren, die nun seit der Gründung der Galerie verstrichen
sind, eine Sammlung zustande gekommen ist, die nicht nur
an Zahl, sondern auch an Qualität durchaus achtungswert
ist und heute eine nicht zu unterschätzende Bedeutung be-
sitzt. Der Gesamtbestand der Galerie beträgt jetztl91 Werke,
darunter 96 Gemälde, 80 graphische Arbeiten und 14 Skulp-
turen (von diesen entgegen den ursprünglichen Absichten
nur neun in echtem Material). Erst ein Drittel der lebenden
Vereinsmitglieder ist bis jetzt in der Sezessionsgalerie ver-
treten, von den verstorbenen dagegen die meisten. Der
jüngst erschienene Bericht über die ersten zehn Jahre der
Sezessionsgalerie betont hier, daß es »von einzelnen sogar
geglückt ist, ihre ganze vielseitige Produktion durch eine
größere Anzahl ihrer Werke zu zeigen, so bei W. Volz
(mit 18 Werken) und bei H. v. Heyden (mit 10 Werken);«
leider, wie man sieht, gerade solche Künstler, die nicht
zu den führenden, bahnbrechenden der Sezession gezählt
haben. Von Br. Piglhein sieht man nur zwei Arbeiten, von
K. Haider, H. Heim und Ph. Klein nur je eine Studie. An
abgerundeten Gemälden besitzt die Sezessionsgalerie zwar
nur wenige, darunter aber einige recht wichtige, bedeutungs-
volle, vor allem das »Porträt des Musikers Ansorge«, eine
der glücklichsten Schöpfungen Corinths, das Selbstporträt
und ein weibliches Bildnis von Habermann, die Dachauer
Bauernmädchen und Nausikaa von A. Langhammer, die
sehr interessanten frühen »weidenden Pferde« von Stuck
und sehr gute Proben der Kunst Sambergers, R. Pietschs,
Gröbers und Weisgerbers. Der Hauptwert der Sezessions-
galerie beruht jedoch auf der sehr gut ausgebauten Skizzen-
und Studienabteilung. Hier ist jedes der bedeutenderen Mit-
glieder vertreten, einige sogar ausgezeichnet, vor allem
Uhde, Keller und Zügel, daneben Becker-Gundahl, Landen-
berger, Schramm-Zittau, Tooby in recht glücklicher Weise;
auch Menzel, M. Liebermann und Trübner haben ihre
 
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