Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

DOI Artikel:
Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6190#0218

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KUNSTCHRONIK

Neue Folge. XXVI. Jahrgang 1914/1915 Nr. 33. 14. Mai 1915

Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Oewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11 a.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.

MITTEILUNGEN AUS AUSLÄNDISCHEN KUNST-
ZEITSCHRIFTEN
III.

Nach Juli sind keine französischen Fachzeitschriften
mehr erschienen und auch die belgische Zeitschrift »Onze
Kunst« ist seitdem nicht mehr herausgekommen, letztere
jedoch stellt demnächst das Erscheinen neuer Nummern
in Aussicht. Die englischen Zeitschriften kommen ganz
regelmäßig heraus, wenn auch der Inhalt nicht immer ersten
Ranges ist.

Das »Burlington Magazine« vom Dezember bringt
sehr viel Interessantes. Ein gut ausgeführter Farben-
druck zeigt uns ein mittelalterliches Tafelgemälde, eine
Kreuzigung darstellend, gemalt auf Leinwand, die auf
Holz geklebt ist. Dieses Bild wurde von Mr. Orosvenor
Thomas in einem Londoner Warenhaus entdeckt. Es soll
etwa um das Jahr 1400 entstanden sein. Nach Erklärung
Dr. Max Friedländers kann es keine deutsche Arbeit sein.
R. E. und A. V. geben in zwei verschiedenen Aufsätzen
ihre Bemerkungen aus Anlaß dieses Fundes. R. E. hält
es für sehr wohl möglich, daß das Bild eins der wenigen
noch erhaltenen primitiven englischen Gemälde ist. A. V.
weist auf die Übereinstimmung hin mit einem Tafelgemälde
im Dom zu Norwich, aber hält es darum noch nicht für
ausgeschlossen, daß es eine alt-holländische oder fran-
zösisch-vlämische Arbeit ist.

Am 24. Juli 1914 wurde bei Christie in London unter
Nr. 39 das Bildnis eines Ritters des Hosenbandordens ver-
steigert, das die Aufschrift Ao Dni 1533 • ^ETATIS 74
trug. Dr. Campbell Dodgson suchte im »Book of Di-
gnities« (Buch der Würdenträger) nach und fand unter den
wenigen Rittern, die 1533 das Alter von 74 Jahren erreicht
hatten, den Namen des George Nevilles, des dritten Barons
Bergavenny, der 1513 Ritter wurde und 1535 gestorben
ist. Von diesem Herrn existieren noch drei Bildnisse:
erstens eine Zeichnung von Holbein in der Sammlung des
Grafen von Pembroke, auf welcher der Dargestellte fälsch-
lich Lord Cromwell genannt wird; zweitens eine Miniatur
von Holbein nach derselben Person mit der Aufschrift
G. Abergaveny. Die ersterwähnte Zeichnung muß eine
Vorstudie für diese Miniatur sein. Endlich hat Lord Aber-
gavenny in seiner Sammlung in Bridge noch ein drittes
Porträt Bergavennys, eine mittelmäßige Arbeit, die in vieler
Hinsicht von der Zeichnung abhängig zu sein scheint, aber
Hände zeigt, während auf der Zeichnung keine Hände vor-
kommen. Vergleicht man nun das bei Christie verkaufte
Bild mit der Zeichnung Holbeins, so sieht man eine auf-
fallende Ähnlichkeit zwischen den Dargestellten. Nur sieht
der gemalte Herr älter aus und den Ausdruck von Kraft,
der in der Holbeinschen Zeichnung so scharf und charakte-
ristisch wiedergegeben ist, kann man irn Gemälde nicht
wiederfinden. Jedoch ist ebenso große Obereinstimmung
in der Haltung, und darum glaubt der Verfasser, daß nicht
Amberger, dessen Name im Katalog der Versteigerung
erwähnt wurde, sondern ein unbekannter, obwohl tüchtiger
Maler aus der englischen Schule, der vielleicht ein Schüler
Holbeins gewesen ist, der Maler dieses Porträts sei.

Der in dieser Nummer folgende zweite Teil der Folge
»Greek Embroideries« (Griechische Stickereien) von A. J. B. ■
Wace und M. Dawkins enthält merkwürdigerweise eine
Beschreibung der Bauart von Städten auf Inseln im Ägä-
ischen Meere und gibt verschiedene hübsche Abbildungen
des Inneren der Häuser, ohne daß der Verfasser uns mit-
teilt, welches eigentlich der Zusammenhang mit dem Thema
des Aufsatzes ist.

Oswald Siren bringt den Schluß seiner im November-
heft angefangenen Studie über die italienischen Bilder
im Universitätsmuseum zu Göttingen. Die beiden zu-
sammengehörenden der hl. Katharina und des hl. Laurentius
(Nr. 215 des Museumkatalogs) sind bis jetzt der Schule ,
Giottos zugeschrieben. Der Verfasser aber meint, sie seien
von einem Nachfolger des Bernardo Daddi gemalt, und
zwar vom selben Meister, der der Urheber jener Ma-
donna im Museum zu Berlin ist, die dem Agnolo Gaddi
zugeschrieben wird, und der Madonna mit vier Heiligen
in der Galerie zu Florenz.

Die Kreuzigung mit der Madonna, dem hl. Johannes
und der Maria Magdalena (Nr. 212) heißt im Göttinger
Katalog »Florentinische Schule«. Der Verfasser bestimmt das
Bild näher als eine Arbeit Lorenzo Monacos nach Analogie
der Madonna mit drei Heiligen im Museum zu Altenburg
und der Madonna mit den beiden Heiligen im Museum
in Berlin. Oswald Siren, der eine Monographie über Mo-
naco verfaßt hat, die auch einen Katalog seiner Werke
enthält, benutzt diese Gelegenheit, jenem Katalog noch
einige Gemälde des Meisters aus Florenz, London und
Pisa hinzuzufügen. Der Meinung des Verfassers nach sind
die beiden kleinen Gemälde, die die Geburt und Be-
schneidung Christi darstellen, nicht Werke Spinello Are-
tinos, sondern Mariotto di Nardos. Im Jahre 1900 ver-
öffentlichte Siren in »L'Arte« eine Reihe ihm bekannter
Gemälde von Mariotto. Diesen fügte er jetzt noch einige
hinzu. Eine »Verkündigung« (Göttingen Nr. 208), die
als Arbeit der Florentinischen Schule in der Art des
Spinello Aretino katalogisiert ist, wird von Siren dem Parri
Spinelli zugeschrieben. Die auf einem Kissen sitzende Ma-
donna mit vier Heiligen (Nr. 210), die als Sienesische
Schule bezeichnet wird, ist von derselben Hand wie die
vier Heiligen (Nr. 214), die dem Agnolo Gaddi zuge-
schrieben werden. Die Bilder rühren von einem Werkstatt-
genossen Gaddis her, dessen Name unbekannt ist, der
jedoch von D. O. Wulff in der »Zeitschrift für christliche
Kunst 1908« Madonnenmeistergenannt wurde. Dem »Oeuvre«
dieses Meisters möchte der Verfasser noch verschiedene
andere Bilder hinzufügen, deren eines sich in einer
deutschen Sammlung befindet, nämlich die Madonna mit
den vier Heiligen, bei Prof. Bone in Düsseldorf.

Von dem schönen, dem Kriege zum Opfer gefallenen
Lettner in der Kirche zu Dixmuiden finden wir in die-
ser Nummer eine gute Abbildung und Beschreibung von
Aymer Vallance. Während die Wände der Kirche von
rotem Backstein waren, zeigte der Lettner den schönen
weißen Stein von Avesnes mit Skulpturen von Jean Ber-
tet, die zwischen 1536 und 1539 im gotischen Stile ausge-
führt wurden. Die Figuren wurden später im 16. Jahrhundert
zerstört und von neuem im Geiste jener Zeit ersetzt. Im
 
Annotationen