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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

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Schumann, Paul: Max Lehrs zum 60. Geburtstage
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6190#0243

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467

Nekrologe —

Personalien

468

Plakat, der künstlerischen Amateur-Photographie und
den Künstler-Postkarten seine Aufmerksamkeit zuzu-
wenden, und von diesen Kunstwerken, die für unsere
Zeit besonders bezeichnend sind, wenigstens die aller-
besten zu erwerben. Eine kleine Anzahl auserwählter
moderner Aquarelle dient den Räumen des Kabinetts
als angenehmer Wandschmuck.

Im Zusammenhange mit Lehrs' Beschäftigung
mit der modernen Oriffelkunst steht auch seine Be-
teiligung an den Dresdner Kunstausstellungen. Seit-
dem im Jahre 1897 in Dresden unter Gotthard Kuehls
Leitung die großen Ausstellungen begannen, welche
die Augen der gesamten Kunstwelt wieder auf Dresden
lenkten, hat Max Lehrs regelmäßig die graphische Ab-
teilung ganz allein zusammengestellt und sie vermöge
seines Geschmacks, seines Spürsinns und seiner um-
fassenden Kenntnis zu einem besonderen Ruhmestitel
der Dresdener Ausstellungen gemacht. Bildete die
graphische Abteilung in gar manchen anderen Aus-
stellungen ein Ergebnis des Zufalls, in Dresden war
sie immer eine Sammelstätte der wirklich gediegenen,
schöpferischen Leistungen auf diesem Gebiete, in der
man den Hochstand der graphischen Kunst unserer
Zeit abzuschätzen vermochte.

Daß Lehrs im Kabinett der Mißwirtschaft der
Klebebände alsbald ein Ende machte und dafür die
schützenden vertieften Papprahmen einführte, braucht
kaum noch erwähnt zu werden. Weiter aber machte er
das Kabinett in der weitestgehenden Weise der Öffent-
lichkeit zugänglich: er verwirklichte zuerst den Ge-
danken des Abend-Museums, er führte die großen
lehr- und genußreichen Vierteljahrsausstellungen ein,
in denen Schätze des Kabinetts nach den verschiedensten
Gesichtspunkten dargeboten wurden, dazu die Monats-
ausstellungen für die neuerworbenen Blätter. Regel-
mäßig schrieb er selbst über diese Ausstellungen er-
läuternde und einführende Berichte für ein Dresdner
Blatt. Im Kabinett wird jeder, der ernsten Kunst-
genuß sucht oder studieren will, in der liebens-
würdigsten und in sachverständiger Weise beraten.
Kurzum, Lehrs hat das Kabinett dem Gedanken der
künstlerischen Erziehung in idealer Weise dienstbar
gemacht; auch in dieser Hinsicht ist das Dresdner
Kabinett jetzt mustergültig und vorbildlich eingerichtet.

Der Ruf von Max Lehrs als Kunstforscher knüpft
an seine epochemachenden Arbeiten über den Meister
der Spielkarten, über den Meister mit den Bandrollen
und den Meister E S an. Sie wurden grundlegend
für die Geschichte des ältesten deutschen Kupferstichs;
ja die Geschichte des Kupferstichs im 15. Jahrhundert
mußte neugeschrieben werden auf Grund dieser Stu-
dien. Lützow, Singer, Kristeller haben sich dieser
Folgerung nicht verschließen können und die Er-
gebnisse der Lehrsschen Forschungen rückhaltlos an-
genommen.

Durch eine ganze Reihe weiterer Forschungen und
Veröffentlichungen über deutsche und niederländische
Kupferstiche des 15. Jahrhunderts in kleineren Samm-
lungen, über die Meister der Berliner Passion, des
Boccaccio, des heiligen Erasmus, des Hausbuchs, der
Liebesgärten sowie einiger Monogrammisten, auch über

Wenzel von Olmütz hat Lehrs seine ersten grund-
legenden Studien in der Folge ansehnlich erweitert
und so immer neuen zuverlässigen Stoff für die Kunst-
geschichte des 15. Jahrhunderts herbeigeschafft, das
überhaupt als das kunsthistorische Herrschaftsgebiet
von Max Lehrs zu gelten hat. Als reife Frucht
seiner dreißigjährigen Studien auf diesem Gebiete ver-
öffentlichte Lehrs im Jahre 1908 den ersten Band
seines großen wissenschaftlichen Hauptwerks: Ge-
schichte und kritischer Katalog des deutschen, nieder-
ländischen und französischen Kupferstichs im 15. Jahr-
hundert. Im Jahre 1910 erschien — bei der Ge-
sellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien — der
zweite Band, das Erscheinen des dritten und ab-
schließenden Bandes dieses wahrhaft monumentalen
Werkes ist wohl infolge des Krieges aufgeschoben
worden. Mit diesem Werke hat sich Lehrs in der
Geschichte des ältesten deutschen Kupferstichs ein
Denkmal gesetzt, das die Zeiten überdauern wird.

Andere bedeutende wissenschaftliche Werke von
Lehrs veröffentlichte die Chalkographische Gesellschaft
und ihre Nachfolgerin die Graphische Gesellschaft,
die Lehrs mit gegründet hat und noch heute mit
leitet, darunter: Die Holzschnitte des 15. Jahrhunderts
im Königl. Kupferstichkabinett zu Berlin (22 Tafeln
in Lichtdruck, davon 4 in Farbe, 1906) und: Martin
Schongauer, Nachbildungen seiner Kupferstiche (32
Tafeln in Kupferstichätzung, 1914). Daß damit die
Reihe der Werke und der zahlreichen Einzelaufsätze
längst noch nicht vollständig ist, weiß jeder, der das
Schaffen von Max Lehrs in den letzten drei Jahr-
zehnten verfolgt hat — wir müssen eine solche Biblio-
graphie schon einem andern Freunde des Jubilars
überlassen, der sie dieser Tage herausgeben wird;
hier galt es nur, sein gesamtes hochverdienstliches
Schaffen in aller Kürze zu würdigen und dem liebens-
würdigen Manne einen herzlichen Glückwunsch zu-
zurufen. PAUL SCHUMANN.

NEKROLOGE

Der besonders als langjähriger Mitarbeiter der »Flie-
genden Blätter« bekannte Maler Max Flashar, am 3. Juli
1855 in Berlin geboren, ist in München gestorben. Er
war Schüler der Akademien in Weimar, München und
Paris und von L. Knaus in Berlin. Flashar hat auch Genre-
szenen und Bildnisse gemalt, die von einer schönen Be-
gabung zeugen.

Bei den großen Durchbruchskämpfen in Galizien fiel
als Leutnant der Berliner Maler Franz Soltau, einer der
begabtesten jüngeren Künstler. Seine kraftvollen Bilder
hielt er mit Absicht vorläufig weiteren Kreisen vor, so daß
sein Name weniger oft genannt wurde.

PERSONALIEN

Der Maler Professor Philipp Franck ist zum Direktor
der Kgl. Kunstschule in Berlin ernannt worden.

Der Münchner Bildhauer Prof. Jakob Ungerer beging
am 13. Juni den 75. Geburtstag. Ungerer ist ein Münchner
Kind und hat auch auf der dortigen Akademie seine künst-
lerische Ausbildung erhalten. Hallig und der unter Schwan-
thalers Einfluß stehende Widmann sind seine Lehrer ge-
wesen. Nach vollendeten Studien lebte er zwei Jahre in
Italien; 1866 ließ er sich dann dauernd in München nieder.
 
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