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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

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Tietze, Hans: Oskar Pollak
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6190#0255

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491

Personalien — Institute — Ausstellungen

492

Als Beispiel sei der Bericht über die internationale
Kunstausstellung in Rom genannt, der in der Zeit-
schrift für bildende Kunst 1911 erschien. Eine ge-
plante Arbeit über Otto Wagner ist — wie so manches
im Leben Oskar Pollaks — an äußeren Umständen
gescheitert.

Nun ist er im Kampf gegen das Land gefallen,
das seine zweite Heimat geworden war; wie hat er
Land und Leute Italiens geliebt, seinen Himmel und
seine Sonne, seine Sprache und seine Kunst! Seiner
gedenken die Wiener Studenten, die anzuregen und
zu fördern er für seine wichtige Pflicht als Univer-
sitätsassistent hielt; seiner die jungen Künstler, für die
er manches warme und freimütige Wort gesprochen
hat; seiner die Arbeitsgenossen, die einen unermüd-
lichen und uneigennützigen Forscher, einen der besten
Kenner des italienischen Barock in ihm betrauern;
seiner endlich die Freunde, die einen unbedingt ehren-
haften Menschen, einen stets hilfsbereiten Freund an
ihm verlieren. Seiner mag — dereinst — auch Italien
gedenken, für dessen Ehre und Ruhm er mehr getan
hat als viele, die sich nun schreiend seine Freunde
und Kinder heißen.

Wien, 22. Juni 1915. HANS TIETZE.

PERSONALIEN

Die Berliner Akademie der Künste hat Schwechten
zu ihrem Präsidenten gewählt. Nach dem Maler Kampf,
dem Bildhauer Manzel kam nun der Architekt an die Reihe.
Schwechten tritt sein Amt in einer schweren Zeit an. Es
wird ihm nicht leicht sein, den äußeren Glanz der Epoche
Kampfs zu erreichen, deren Ausstellungen noch in aller
Gedächtnis sind. Niemand weiß heut, was uns die nächste
Zukunft bringen wird, und zunächst müssen sich die
schönen Räume am Pariser Platz begnügen, die Große
Berliner Kunstausstellung zu beherbergen. Führt aber
Schwechtens Präsidentschaft — was wir alle hoffen — in
eine Zeit neuen Aufschwungs der Reichshauptstadt hinein,
so rrarren auch seiner Aufgaben, die sicheren Blick und
Entschlußfähigkeit fordern. Als Baumeister hat Schwechten
nicht eben eine ausgesprochene Physiognomie gezeigt. Er
war ein geschickter Eklektiker. Am bedeutendsten erscheint
uns heut das Werk, mit dem er begann, der Anhalter
Bahnhof in Berlin. Bekannt wurde sein Name durch die
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und die sog. romanischen
Häuser und das Residenzschloß in Posen. In seiner Vater-
stadt Köln, in Mainz, Homburg, Rom und an anderen
Orten stehen weitere Bauten Schwechtens.

An der Wiener Universität erhielt die venia legendi
für klassische Archäologie Dr. Camillo Praschniker,
Sekretär des Osterreichischen Archäologischen Instituts.
Dr. Praschniker leistet seit Januar seiner Heeresdienstpflicht
in der österreichischen Armee Folge.

Der Privatdozent für neuere Kunstgeschichte an der
Deutschen Universität in Prag, Dr. A. Grünwald, wurde
zum außerordentlichen Professor ernannt.

Dr. Erich Willrich, der Leiter des Kupferstichkabinetts
am Stuttgarter Museum, stand auf dem westlichen Kriegs-
schauplatz; aber seit langer Zeit fehlt jede Nachricht
von ihm, so daß seine Freunde sehr besorgt sind. Hof-
fentlich sind die Befürchtungen grundlos.

WETTBEWERBE
Die Gemeinde Wien schreibt einen Wettbewerb
für Skizzen einer österreichischen Völker- und Ruhmeshalle

aus. Den Künstlern ist völlig freie Hand gelassen in der
Wahl der Art des zu errichtenden Denkmals. Das Preis-
richteramt üben aus: Oberbaurat Ludwig Baumann, Pro-
fessor Ludwig Bauer, Architekt Anton Drexler, Oberbau-
rat Ferdinand Fellner, Oberbaurat Hermann Helmer und
Professor Franz Baron Krauß.

INSTITUTE

Der Krieg und das Kunsthistorische Institut in
Florenz. Als Mitte Mai die Lage kritisch wurde, be-
reitete Dr. Kurt von Manteuffel, der das Institut in den
letzten Monaten geleitet hat, die Schließung vor; sie ging
ohne Schwierigkeiten und ohne Zwang vonstatten. Am
17. Mai reiste Dr. von Manteuffel mit dem einzigen noch
in Florenz gebliebenen deutschen Beamten des Institutes
nach Berlin ab, ohne selbst irgend welchen erheblichen Un-
annehmlichkeiten ausgesetzt zu sein. Es besteht auch keine
Gefahr für die Schätze des Institutes, zu deren Schutz ge-
gebenen Falles der Schweizer Konsul am Platze wäre. Auch
ein treuer italienischer Diener ist im Hause. Bedenkt
man dazu noch, daß das Institut in Florenz viele einfluß-
reiche Freunde unter den einheimischen Gelehrten hat, so
kann man ohne Sorge für die Erhaltung des wertvollen Materi-
ales des Institutes und seiner Einrichtungen sein. Wir freuen
uns, diese willkommenen Nachrichten geben zu können.

AUSSTELLUNGEN
Wien. Die Frühjahrsausstellung des Künstler-
hauses brachte, wie zu erwarten war, wenig Über-
raschungen. Als interessantestes Bild der Ausstellung kann
wohl mit Fug Franz Windhagers Komposition der baden-
den Frauen bezeichnet werden. Wir haben gewiß kein
ausgeglichenes Meisterwerk, wohl aber eine anständige
Leistung von geschickter Anordnung und fließender Linien-
führung vor uns. Koloristisch ist namentlich die untere
Partie der vorderen Frau gut abgestimmt; die rosen-
farbenen Hosen mit dem blauweißen Tuch darüber und
das leicht gerötete Inkarnat der Beine geben eine wohl-
gelungene Farbenharmonie. Die malerische Charakteri-
sierung des Stofflichen zeichnet auch die Zirkusdame
mit dem Papagei desselben Künstlers aus. Das
Nichtzurückweichen des Hintergrunds von der Figur
stört hier auch stärker als auf dem Bilde der Badenden,
obwohl auch dieses durch eine geübter beherrschte Luft-
perspektive nur gewinnen könnte. Die übrigen Bilder der
Ausstellung halten sich zum größten Teil auf dem ge-
wohnten etwas langweiligen Niveau, das man von den
Künstlerhausausstellungen, denen jeder frischere Zug seit
Jahrzehnten ängstlichst ferngehalten wird, kennt. Sicher
und solide gemalt sind jüdische Modelle von Lazar
Krestin; von Tina Blau ist ein Bahnbau in Dürrenstein in
greller Sonnenglut koloristisch sehr gelungen; farbtiefe
Landschaften malt Baschny, der allerdings besser täte, sich
ganz auf das kleine Format, in dem er seine gelungensten
Werkchen schafft, zu beschränken. Ein wohlgetroffenes
Bildnis des Grafen Wilczek stammt von Victor Stauffer,
Temple hat ein Interieur aus dem Wiener Hofmuseum mit
etwas allzu reichlicher Staffage ausgestellt. Ein großes
grellfarbiges Bild von Kasparides: Nebelsonne in Ragusa
erinnert an in den achtziger Jahren so beliebte Öldrucke.
Ganz Dilettantenhaftes ist wenig auf der Ausstellung.

Die Gemeinde der Stadt Wien hat nun dem Wirt-
schaftsverband bildender Künstler Österreichs
wieder jenen Teil der Wiener Markthalle in der Jedlitzgasse
zur Verfügung gestellt, den sie anläßlich der Ausspeisung
von mittellosen Besuchern des eucharistischen Kongresses
Wien 1912 dem Künstlerbund Hagen entzogen hatte. In
diesen Räumen eröffnete nun der Verband eine Ausstellung,
 
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