Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 27.1916

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6189#0210

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
407

Vereine — Vermischtes

408

dem Besitz des durch das Minograbmal berühmten Bischofs
Salutati stammt; der Herausgeber rekonstruiert mit Hilfe
einer alten Zeichnung den Orpheus von Bandinelli mit der
alten Basis des Benedetto da Rovezzano, die beide getrennt
im Bargello bewahrt werden (die Basis diente bis vor
kurzem einer Gruppe des Oiambologna als Postament). —
Die archivalischen Beilagen bringen Dokumente bezüglich
Albertinellis Verkündigung, Ridolfo Ohirlandajos Zenobius-
Bilder, sowie Steuererklärungen des Zanobi Macchiavelli.
Eine reiche, systematisch geordnete Bibliographie beschließt
das inhaltreiche erste Heft. a. Or.

VEREINE

In Hamburg wurde ein Frauenbund zur Förde-
rung der deutschen bildenden Kunst gegründet, der
seine Mittel dazu benutzen will, moderne Kunstwerke an-
zukaufen und sie Museen zu schenken. Der Sitz der Vereins
ist Hamburg-Uhlenhorst, Osterbeckstraße 43.

VERMISCHTES

Italienische Neuigkeiten. Der Baron Giorgio Fran-
chetti hat den Palast Ca d'Oro in Venedig dem italienischen
Staat geschenkt; dazu auch seine im Palast befindlichen
Sammlungen, worunter ein prachtvolles Männerporträt von
van Dyck, ein heiliger Sebastian von Mantegna, eine schla-
fende Venus von Bordone, eine Geißelung von Signorelli
und eine Jünglingsbüste von Laurana sich befinden. Corrado
Ricci schreibt in einer Besprechung der Schenkung, sie
hätte ihn derart freudig erregt, daß das Luftbombardement,
unter dem er an dem Tage des Vertragsschlußes in Venedig
gestanden hätte, auf ihn den Eindruck eines Freudenfeuers
gemacht hätte. — Auch der im vorigen Jahre verstorbene
Fürst Fabrizio Ruffo hat eine Reihe von Kunstwerken vor-
nehmlich des 17.Jahrhunderts dem italienischen Staate hinter-
lassen, die mit einer früheren Schenkung von ihm im Museo
di San Martino in Neapel vereinigt werden; auch erheb-
liche keramische Schätze gehören dazu. Ferner schenkte
Ruffo eine Bibliothek von etwa 25000 Bänden, besonders
kunstgeschichtlicber und archäologischer Art. Sie wird ver-
einigt werden mit der Bibliothek der Generalverwaltung der
Schönen Künste in Rom; Ricci beabsichtigt, aus den so
vereinigten Bibliotheken ein italienisches kunsthistorisches
Institut zu begründen, um damit, wie er schreibt, den un-
würdigen Zustand zu beendigen, daß die italienischen Stu-
dierenden in Italien bei Fremden hospitieren gehen müssen. —
Uber die Schenkung von Haus und Sammlung Herbert
Hörne in Florenz haben wir schon in unserm vorigen Bericht
gesprochen. — Aus dem Nachlaß von Henriette Hertz sind dem
italienischen Staat eine Reihe kostbarerGemälde, unterdenen
Werke von Filippo Lippi, Giulio Romano und Andrea Solario
sich befinden, samt einer Summe von 300000 Lire zur würdigen
Aufstellung der Gemälde, zugefallen. — Die Niobide, die
1906 in den einstigen Gärten des Sallust, deren Boden
heute der Banca Commerziale gehört, gefunden worden
ist, ist endgiltig in öffentlichen Besitz übergegangen und
in dem Museo Nazionale in Rom aufgestellt worden. Wie
erinnerlich, hatte sich über das Besitzrecht an diesem be-

deutenden Kunstwerk ein Streit erhoben, der nunmehr
durch gütliche Vereinbarung geschlichtet worden ist. —
Neben solchen für Italien erfreulichen Mitteilungen finden
wir aber in der italienischen Presse Berichte über die fort-
schreitende Verwüstung und Verballhornung des römischen
Stadtbildes. Eine der neuesten Leistungen ist die Absicht,
die Piazza Barberini durch einen modernen und geschmack-
losen Hotelbau zu verunstalten; noch trauriger aber ist es,
daß der Platz von Sant' Isidoro demoliert werden soll.
(S. Isidoro ist das Kloster, in dem die deutschen Nazarener
gewohnt haben.) Gegen beide Pläne erheben sich heftige
Stimmen Einsichtiger in den italienischen Blättern; aber
bei der Gleichgültigkeit, mit der in den letzten Jahren die
»zweckmäßige« Bebauung Roms durchgeführt wird, ist wohl
wenig Hoffnung, daß die Stimmen der Kunstfreunde durch-
dringen. In diesem Zusammenhang sei an den treffenden
Aufsatz erinnert, den W. Weisbach vor zwei Jahren (Preuß.
Jahrbücher Juni 1914) über »Stadtbaukunst und Terza Roma«
veröffentlicht hat; wir hatten damals schon davon ge-
sprochen.

Münchs Gemälde für die Universität Christiania.

Für einen Wettbewerb um Monumentalgemälde zur Aus-
schmückung des neuen Festsaales der Universität Christia-
nia hatte Edvard Münch eine Reihe von Entwürfen ge-
schaffen, die auch in Deutschland, wo die Entwürfe zur
Ausstellung gelangt sind, vielfache Teilnahme und Bewun-
derung erweckt haben. Ausführlich behandelt und samt
den ersten Entwürfen abgebildet wurden sie von Dr. Curt
Glaser in der Zeitschrift für bild. Kunst N. F. XXV Heft 3.
Allerdings hat es auch nicht an Widerspruch gegen Münchs
Arbeiten gefehlt, und da man sich nicht einigen konnte,
so blieb der Festsaal vorläufig überhaupt ohne den in Aus-
sicht genommenen malerischen Schmuck. Die Freunde
Münchs haben sich jedoch bei dieser vorläufigen Ent-
scheidung nicht beruhigt, sie haben eine Bewegung orga-
nisiert, um die Ausführung dieser Entwürfe zu sichern.
Die Sammlungen haben bisher die Summe von 50000 Kr.
ergeben. Da Münch für die Ausführung der Gemälde
80000 Kronen haben soll, so fordert der Ausschuß jetzt
erneut zur Zeichnung von Beiträgen auf. Gleichzeitig hat
er sich an die Stadtgemeinde Christiania mit dem Gesuche
um Bewilligung von 15000 Kr. gewandt. Der Magistrat
hat sich mit der Einstellung dieser Summe einverstanden
erklärt, und soweit sich die Stimmung beurteilen läßt, wird
auch die Stadtverordnetenversammlung den Posten be-
willigen. Da hiernach nur noch 15000 Kr. an der be-
nötigten Summe fehlen werden, so besteht begründete
Aussicht, daß Münch in die Lage versetzt werden wird,
seine Entwürfe auszuführen, und daß der Festsaal der
Universität am Ende doch die in Aussicht genommene
Ausschmückung von Münchs Hand erhält.

Ein Fresko von Sascha Schneider für die Jenaer
Universität. Professor Sascha Schneider hat für die Ein-
gangshalle der Universität Jena ein großes Freskogemälde
geschaffen, das dem Andenken Karl Haases gewidmet ist.
Es stellt einen Mann in der Vollkraft der Jahre dar, der
eine hellbrennende Fackel einem Jüngling reicht, damit er
die seine daran entzünde.

Inhalt: Münchner Olaspalast 1916. Von A. L. M. — Erste Ausstellung der Künstlervereinigung Dresden. — Oaston Catnille Maspero t; Julius
Zöllner f; Hans Bartelmeß f; Franz Bernauer f; J. Ringel d'Illzach f. — Personalien. — Ausstellung von Handzeichnungen holländischer
Meister aus der Sammlung Hofstede de Oroot im Leidener Museum. Kunstgewerbliche Ausstellung in Paris. — Neuerwerbungen der
National Oallery in Melbourne. National Art-Collections Fund. — Die Florentiner Kunstzeitschrift Rivista d'arte. — Frauenbund zur
Förderung der deutschen bildenden Kunst in Hamburg. — Italienische Neuigkeiten. Münchs Gemälde für die Universität Christiania.
Ein Fresko von Sascha Schneider für die Jenaer Universität.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o.m.b.H., Leipzig
 
Annotationen